Für diese Aussicht gibt’s einen „Willi“
Auf den Spuren von Karl Carstens: BLSV-Kreisvorsitzender Benjamin Adelwarth geht im Rahmen seiner Sportarten-Tour mit dem Alpenverein zum Wandern.
Der Kreisvorsitzende MemmingenUnterallgäu des Landessportverbands (BLSV) macht eine Tour zu 44 Sportarten. Unsere Redaktion begleitet Benjamin Adelwarth dabei. Nun war Station 15 an der Reihe: eine Wanderung mit der Sektion Memmingen des Deutschen Alpenvereins.
Memmingen/Eichenberg Bei der fünfzehnten Station von Benjamin Adelwarth geht es eher beschaulich zu. Wandern mit der Sektion Memmingen des Deutschen Alpenvereins (DAV) steht auf der Todo-Liste. Tourenführer Alfred Szilagyi hat eine „leichte Wanderung“ausgesucht.
Zum Treffpunkt an der Boulderhalle in der Allgäuer Straße in Memmingen kommen neben Adelwarth und Szilagyi weitere neunzehn Personen verschiedenen Alters. Mir wird ein besonderer Service geboten. Ich werde in Altmannshofen aufgenommen. Es geht über die A96 bis zur neuen Autobahnausfahrt Hörbranz-Lochau und von dort hinauf nach Eichenberg im österreichischen Vorarlberg. Der Parkplatz gegenüber dem Gasthaus Krone ist Ausgangspunkt unserer Wanderung, hinauf zum 1062 Meter hoch gelegenen Pfänder. Nach einem Gruppenfoto, mit der bayerischen Inselstadt Lindau und dem Bodensee im Hintergrund, geht es los.
Alfred Szilagyi, einer von zwanzig Touren- und Wanderführern der DAV-Sektion Memmingen, kennt den Weg. Mit dabei sind auch Gabi Neun und ihr Mann Manfred. Neun ist seit 2009 Vorsitzende der rund 8500 Mitglieder zählenden Sektion, der mit Babenhausen und dem Illertal zwei Ortsgruppen angegliedert sind. „Berge aktiv erleben“: So lautet das Motto des DAV, der eine riesige Auswahl zum Mitmachen bietet: Wandern, Klettern, Bergsteigen, Hochtouren, Höhlen- und Skitouren, für Anfänger und Anfängerinnen ebenso wie für ambitionierte Sportler. Im Angebot sind auch Wochentouren wie der Rätikon-Höhenweg oder Fahrten mit dem Mountainbike mit ausgebildeten Trainern. Wer will, kann sich auch in der 2020 eröffneten Boulderhalle austoben. Neun: „Wir können da alle Schwierigkeitsgrade schrauben.“Rund drei Millionen Euro hat das Domizil in der Allgäuer Straße in Memmingen gekostet, in dem auch die Geschäftsstelle untergebracht ist. Da habe es einen Zuschuss des Bayerischen Landessport-Verbandes (BLSV) gegeben, sagt Neun und schaut zu Benjamin Adelwarth, der sich ein Grinsen nicht verkneifen kann. 65 Euro beträgt der Jahresbeitrag beim DAV. „Noch“, sagt Gabi Neun, „demnächst müssen wir den Beitrag nach oben anpassen.“
In Deutschland gibt es etwa 350 Sektionen des DAV, die eng mit dem Österreichischen Alpenverein (ÖAV) und dem Alpenverein Südtirol (AVS) kooperieren. Zur Sektion von Gabi Neun gehört auch die Memminger Hütte, die Wanderer in 2242 Meter Höhe vorfinden, wenn sie auf dem Europäischen Fernwanderweg E5 von Bach im Lechtal nach Zams im Inntal unterwegs sind. Seit zwei Jahren hat die Schutzhütte einen neuen Pächter, Jaroslaw Schindler. „Den Unterhalt für die Hütte bestreiten wir aus einem Anteil an den Übernachtungskosten und der Pacht“, sagt Neun. Die DAV-Sektion Memmingen ist auch zuständig für die Sicherheit auf zahlreichen alpinen Wegen. „Roland Michl und seine Truppe gehen die Wege regelmäßig ab, führen kleinere Reparaturen durch und erneuern Markierungen“, sagt Neun. Seien größere Baumaßnahmen erforderlich, würden Firmen beauftragt. Achtzig Prozent der Kosten übernehme der Bund, den Rest deckten die Tourismusverbände.
Zurück zu unserer Wanderung: Es ist eine nette Gesellschaft, die sich zusammengefunden hat, um Benjamin Adelwarth auf seiner fünfzehnten Station zu begleiten.
Und auch wenn die Tour nicht besonders anspruchsvoll ist, die aufblühende Natur hat schon allerhand zu bieten: Schlüsselblumen, Maiglöckchen, Krokusse.
Adelwarth sieht durchgängig sehr entspannt aus. Er unterhält sich mit verschiedenen Gruppenmitgliedern oder tippt nebenbei ein paar Informationen in sein Smartphone. Beim Aufstieg auf einem sehr gut ausgebauten Weg
Die DAV-Sektion Memmingen unterhält eine Hütte.
Eine Teilnehmerin war 2023 schon 100-mal auf Tour.
wird es dann aber doch richtig steil. Und auch die letzten Stufen hinauf zur Pfänderspitze sorgen bei mir für einen schnelleren Pulsschlag. Bin ich der Einzige, der ins Schwitzen kommt?
Mit uns auf dem Weg ist Sirje Frank. „Wie viele Wanderungen mit dem DAV machst Du so im Jahr?“, frage ich sie. Die Antwort verschlägt mir fast die Sprache: 2023 sei sie etwa 100-mal bei einer Tour dabei gewesen, fast jeden Dienstag und Donnerstag.
Eine gute Stunde nach dem Start öffnet sich der Blick auf die Nagelfluhkette mit dem markanten Hochgrat (1834 Meter) und die Schweizer Berge. Wenig später schaut man auf den Bodensee hinunter. Und bald darauf erreichen wir das Gipfelkreuz am Pfänder. Wie es sich für richtige Wanderer gehört, darf jetzt ein Gipfelschnaps nicht fehlen. Sirje, von allen Sissi genannt, hat vorgesorgt und verteilt Mini-Fläschchen mit „Willi“(Birnenschnaps).
Zurück nach Eichenberg geht es ein Stück weit auf dem Höhenweg, der vom Pfänder nach Scheidegg führt. Schon bald aber müssen wir den Weg, der auch „Käsewanderweg“genannt wird, wieder verlassen. Über einen etwas schmaleren und nassen Pfad gelangen wir nach exakt dreizehn Kilometern mit 414 Höhenmetern zurück zum Ausgangspunkt unserer kleinen Tour in Eichenberg.