Für Gründer und Selbstständige
Fünf Frauen gründen den neuen Regionalverband Allgäu. Dieser soll einen Austausch über Branchengrenzen hinweg ermöglichen. Davon profitiert die Region, sind die Initiatorinnen überzeugt.
Es gibt einen am Bodensee und es gibt einen in München, aber erst seit Kurzem einen im Allgäu: einen Regionalverband der Gründer und Selbstständigen. Fünf Unternehmerinnen haben ihn gegründet und wollen nun eine branchenübergreifende Vernetzung vorantreiben. Das Ziel: Verbindungen schaffen. „Darin liegt ein großer Hebel, um Probleme zu lösen“, sagt Beate Roch aus Kempten, eine der fünf Initiatorinnen.
Roch hat vergangenes Jahr ihre Firma „B Connective“(„Sei verbindend“) gegründet, in der sie Projektmanagement anbietet – vorrangig zu Nachhaltigkeitsthemen. Als Mitglied im Verband der Gründer und Selbstständigen Deutschlands (VGSD) habe sie gemerkt, dass sie sich noch mehr und branchenübergreifend vernetzen möchte, sagt sie.
In Sibylle Kolb aus Wertach, Evelyn Großmann aus Durach, Karin Zweigler aus Ravensburg und
Sandra Maria Müller aus Kempten fand sie Gleichgesinnte. Zwar gebe es Verbände, Vereine und Institutionen rund um das Thema Selbstständigkeit im Allgäu, sagt Kolb, die seit zwei Jahren selbstständige Kommunikationsberaterin ist. „Aber es fehlt einem immer der Austausch.“
Das soll sich nun ändern. Der neue Regionalverband will die Angebote des VGSD in der Region bekannt machen und richtet sich dabei gezielt an Solo-Selbstständige und Kleinunternehmer sowie an Gründerinnen und solche, die es werden wollen. Ein erstes Treffen fand bereits in Sulzberg statt.
Der Verband unterstütze seine Mitglieder etwa bei rechtlichen Fragen, vertrete deren Interessen in der Politik oder stelle in einem Podcast gute Beispiele aus der Praxis vor, erklärt Kolb. Aber auch Menschen, die sich erst mal nur mit dem Gedanken tragen, zu gründen, seien willkommen. Ziel der Arbeit im Verband sei, Mut zu machen. Besonders in einer Zeit, die von Krisen gekennzeichnet ist.
Beate Roch wagte den Schritt – wie auch ihre Mitstreiterinnen – aus einem Angestelltenverhältnis heraus. Sie managte Projekte mit dem Fokus auf IT. An sich schon ein zukunftsträchtiger Bereich. Und sie kenne sich mit der neuen Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) aus – einer EU-Richtlinie, die Unternehmen verpflichtet, regelmäßig über ihre Nachhaltigkeit zu berichten. „Da ist viel Bedarf da.“
Kleinselbstständige würden über ein Know-how verfügen, das für viele Unternehmen attraktiv sei, sagt Evelyn Großmann. Die Duracherin ist seit 16 Jahren selbstständig und bietet in ihrer Firma Evari Beratung zu Marketing-Strategien an. Das Netzwerk des neuen Regionalverbands sei dabei von Vorteil. Denn Firmen könnten darin gezielt nach Dienstleistern vor Ort suchen.
Und auch die Mitglieder könnten sich gegenseitig empfehlen, abhängig davon, welche Expertise in einer Firma benötigt werde. In den Kleinselbstständigen stecke daher eine Wirtschaftskraft, die oft unterschätzt werde, sagt Roch. Gerade auch in Zeiten des Fachkräftemangels.
Das Berufsmodell gewinne aber auch in einer anderen Hinsicht an Bedeutung: der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Großmann hat zwei Kinder im Alter von sechs und zehn Jahren. Selbstständig zu sein, stelle sie im Alltag zwar auch vor Herausforderungen, aber es ermögliche ihr mehr Flexibilität. Für Mütter sei das deshalb eine Perspektive. Zumal diese oft die Erfahrung machen würden, dass ihr bisheriger Karriere-Weg in der Firma, in der sie angestellt sind, mit dem ersten Kind beendet ist.
Das Quintett plant nun verschiedene Formate, um die Solound Kleinselbstständigen im Allgäu zusammenzubringen. Das nächste Treffen findet am Dienstag, 14. Mai, um 18 Uhr im Soloplan-City-Ressort in Kempten statt. Ausflüge oder auch OnlineFormate sind geplant.
Und der Regionalverband will auch bei den nächsten CleanupDays
im Juli teilnehmen. Das stärke nicht nur die Gruppe, sondern auch die Präsenz in der Region. Wer Familie hat, darf sie mitbringen.
• Klientel: Der Verband der Gründer und Selbstständigen Deutschland vertritt die Interessen von Gründerinnen, Solo-Selbstständigen und Kleinstunternehmern mit bis zu zehn Mitarbeitern. Er wurde 2012 gegründet. Ein Jahr länger existiert der Bund der Selbstständigen (BDS), der sich eher als Stimme des Mittelstands versteht. Der VGSD geht neben anderen Selbstständigen-Verbänden auch in der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbstständigenverbände (BAGSV) auf.
• Mitgliederzahl: Der VGSD hat bundesweit 6000 zahlende und 14.000 sogenannte Community-Mitglieder. Der neu gegründete Regionalverband Allgäu zählt 560 Vereinsund Community-Mitglieder.
• Einzugsgebiet: Der Regionalverband Allgäu ist für Gründer und Selbstständige aus dem Allgäu bis an die Grenzen zu Oberschwaben und München zuständig.