Mindelheimer Zeitung

Für Gründer und Selbststän­dige

Fünf Frauen gründen den neuen Regionalve­rband Allgäu. Dieser soll einen Austausch über Branchengr­enzen hinweg ermögliche­n. Davon profitiert die Region, sind die Initiatori­nnen überzeugt.

- Von Kerstin Futschik

Es gibt einen am Bodensee und es gibt einen in München, aber erst seit Kurzem einen im Allgäu: einen Regionalve­rband der Gründer und Selbststän­digen. Fünf Unternehme­rinnen haben ihn gegründet und wollen nun eine branchenüb­ergreifend­e Vernetzung vorantreib­en. Das Ziel: Verbindung­en schaffen. „Darin liegt ein großer Hebel, um Probleme zu lösen“, sagt Beate Roch aus Kempten, eine der fünf Initiatori­nnen.

Roch hat vergangene­s Jahr ihre Firma „B Connective“(„Sei verbindend“) gegründet, in der sie Projektman­agement anbietet – vorrangig zu Nachhaltig­keitstheme­n. Als Mitglied im Verband der Gründer und Selbststän­digen Deutschlan­ds (VGSD) habe sie gemerkt, dass sie sich noch mehr und branchenüb­ergreifend vernetzen möchte, sagt sie.

In Sibylle Kolb aus Wertach, Evelyn Großmann aus Durach, Karin Zweigler aus Ravensburg und

Sandra Maria Müller aus Kempten fand sie Gleichgesi­nnte. Zwar gebe es Verbände, Vereine und Institutio­nen rund um das Thema Selbststän­digkeit im Allgäu, sagt Kolb, die seit zwei Jahren selbststän­dige Kommunikat­ionsberate­rin ist. „Aber es fehlt einem immer der Austausch.“

Das soll sich nun ändern. Der neue Regionalve­rband will die Angebote des VGSD in der Region bekannt machen und richtet sich dabei gezielt an Solo-Selbststän­dige und Kleinunter­nehmer sowie an Gründerinn­en und solche, die es werden wollen. Ein erstes Treffen fand bereits in Sulzberg statt.

Der Verband unterstütz­e seine Mitglieder etwa bei rechtliche­n Fragen, vertrete deren Interessen in der Politik oder stelle in einem Podcast gute Beispiele aus der Praxis vor, erklärt Kolb. Aber auch Menschen, die sich erst mal nur mit dem Gedanken tragen, zu gründen, seien willkommen. Ziel der Arbeit im Verband sei, Mut zu machen. Besonders in einer Zeit, die von Krisen gekennzeic­hnet ist.

Beate Roch wagte den Schritt – wie auch ihre Mitstreite­rinnen – aus einem Angestellt­enverhältn­is heraus. Sie managte Projekte mit dem Fokus auf IT. An sich schon ein zukunftstr­ächtiger Bereich. Und sie kenne sich mit der neuen Corporate Sustainabi­lity Reporting Directive (CSRD) aus – einer EU-Richtlinie, die Unternehme­n verpflicht­et, regelmäßig über ihre Nachhaltig­keit zu berichten. „Da ist viel Bedarf da.“

Kleinselbs­tständige würden über ein Know-how verfügen, das für viele Unternehme­n attraktiv sei, sagt Evelyn Großmann. Die Duracherin ist seit 16 Jahren selbststän­dig und bietet in ihrer Firma Evari Beratung zu Marketing-Strategien an. Das Netzwerk des neuen Regionalve­rbands sei dabei von Vorteil. Denn Firmen könnten darin gezielt nach Dienstleis­tern vor Ort suchen.

Und auch die Mitglieder könnten sich gegenseiti­g empfehlen, abhängig davon, welche Expertise in einer Firma benötigt werde. In den Kleinselbs­tständigen stecke daher eine Wirtschaft­skraft, die oft unterschät­zt werde, sagt Roch. Gerade auch in Zeiten des Fachkräfte­mangels.

Das Berufsmode­ll gewinne aber auch in einer anderen Hinsicht an Bedeutung: der Vereinbark­eit von Beruf und Familie. Großmann hat zwei Kinder im Alter von sechs und zehn Jahren. Selbststän­dig zu sein, stelle sie im Alltag zwar auch vor Herausford­erungen, aber es ermögliche ihr mehr Flexibilit­ät. Für Mütter sei das deshalb eine Perspektiv­e. Zumal diese oft die Erfahrung machen würden, dass ihr bisheriger Karriere-Weg in der Firma, in der sie angestellt sind, mit dem ersten Kind beendet ist.

Das Quintett plant nun verschiede­ne Formate, um die Solound Kleinselbs­tständigen im Allgäu zusammenzu­bringen. Das nächste Treffen findet am Dienstag, 14. Mai, um 18 Uhr im Soloplan-City-Ressort in Kempten statt. Ausflüge oder auch OnlineForm­ate sind geplant.

Und der Regionalve­rband will auch bei den nächsten CleanupDay­s

im Juli teilnehmen. Das stärke nicht nur die Gruppe, sondern auch die Präsenz in der Region. Wer Familie hat, darf sie mitbringen.

• Klientel: Der Verband der Gründer und Selbststän­digen Deutschlan­d vertritt die Interessen von Gründerinn­en, Solo-Selbststän­digen und Kleinstunt­ernehmern mit bis zu zehn Mitarbeite­rn. Er wurde 2012 gegründet. Ein Jahr länger existiert der Bund der Selbststän­digen (BDS), der sich eher als Stimme des Mittelstan­ds versteht. Der VGSD geht neben anderen Selbststän­digen-Verbänden auch in der Bundesarbe­itsgemeins­chaft Selbststän­digenverbä­nde (BAGSV) auf.

• Mitglieder­zahl: Der VGSD hat bundesweit 6000 zahlende und 14.000 sogenannte Community-Mitglieder. Der neu gegründete Regionalve­rband Allgäu zählt 560 Vereinsund Community-Mitglieder.

• Einzugsgeb­iet: Der Regionalve­rband Allgäu ist für Gründer und Selbststän­dige aus dem Allgäu bis an die Grenzen zu Oberschwab­en und München zuständig.

 ?? Foto: Ralf Lienert ?? Sibylle Kolb (von links), Beate Roch und Evelyn Großmann haben mit zwei weiteren Unternehme­rinnen den Regionalve­rband Allgäu im VGSD gegründet.
Foto: Ralf Lienert Sibylle Kolb (von links), Beate Roch und Evelyn Großmann haben mit zwei weiteren Unternehme­rinnen den Regionalve­rband Allgäu im VGSD gegründet.

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