„Wie bei den Backstreet Boys“
Die Eröffnung der Gesundheitstage Bad Wörishofen wurde für Skisprung-Fans zu einem besonderen Erlebnis.
Unter dem Motto „Einfach mal durchatmen“eröffnete Schirmherr Klaus Holetschek die elften Gesundheitstage in Bad Wörishofen und freute sich gleich zu Anfang auf einen besonderen Gast. Skisprung-Legende Sven Hannawald sprach über seine Erfolge und sehr offen über seinen Burn-out und den Weg zurück ins Leben. Für etliche Besucherinnen und Besucher ging an diesem Abend ein Traum in Erfüllung.
Nachdem Bürgermeister Stefan Welzel die illustre Anzahl Ehrengäste begrüßt hatte, wurden die Gesundheitstage offiziell von Schirmherr Klaus Holetschek, CSU-Fraktionsvorsitzender im Landtag, eröffnet. „Kneipp war ein Visionär der Prävention und ich bin überzeugt, dass Bad Wörishofen heute die Hauptstadt der Prävention ist“, sagte Holetschek, der lange Bürgermeister in Bad Wörishofen war. Das Kneipp’sche Erbe zu erhalten sei deshalb besonders wichtig. In der heutigen HightechZeit bei zunehmenden psychischen Erkrankungen sei zudem der von Priorin Schwester Johanna geprägte Leitsatz „jede Anwendung ist eine Zuwendung und jede Zuwendung eine Anwendung“besonders wichtig. Selbstfürsorge, Stressabbau, Burn-out-Prävention und das Hinhören auf eigene Bedürfnisse – die am Donnerstagabend eröffneten Gesundheitstage konzentrieren sich ganz auf das Thema „Durchatmen“.
Dass diese besondere Thematik mit einem Stargast wie Sven Hannawald begann, freute Gesundheitsinteressierte und Skisprungfans gleichermaßen. In einer entspannten Talk-Runde beantwortete Sven Hannawald die Fragen von Moderatorin Birgit Bauer. Er sei stets ein Perfektionist gewesen, betonte er, deshalb sei es für ihn auch heute noch besonders wichtig, Freiräume zu schaffen und sich seine Inseln im Arbeitsalltag nicht nehmen zu lassen. Der SkisprungChampion gab den Zuhörerinnen und Zuhörern eine besondere Symbolik mit auf den Weg. „Zum einen ist es die Waage, deren zwei Schalen das Gleichgewicht halten sollten“, verriet er, zum anderen sei es ein Tisch mit den vier Beinen Gesundheit, Familie oder Bezugspersonen, Beruf und einem Ausgleich oder Hobby.
Die Gästefragen zeigten, dass Fans aus seiner aktiven Zeit zahlreich gesät waren. „Was ist es für ein Gefühl, wenn man eine Skisprungschanze hinunterspringt?“Hannawald antwortete zunächst mit einem breiten Lächeln. „Ich würde es jedem weiterempfehlen“, sagte er mit einem Augenzwinkern. „Der Traum, fliegen zu können, ist eine Vertrauenssache.“
Manfred Gittel, Mitglied des Organisationsteams der Gesundheitstage, überreichte Hannawald, der laut eigenen Angaben kein Fan von kaltem Wasser ist, zum Abschied ein Buch mit amüsanten Geschichten über Sebastian Kneipp und freute sich berichten zu dürfen, dass der SkisprungChampion sich vor Veranstaltungsbeginn einen Gesichtsguss hatte geben lassen. „Wir sollten öfter den Stecker selber ziehen, bevor er gezogen wird. Doch oft ist unser Arm zum Steckerziehen zu kurz“, bemerkte Gittel und freute sich, dass so viele Gäste von den Inhalten der Talk-Runde profitierten.
„Ich habe seinen ganzen Werdegang verfolgt und finde es vorbildlich wie er mit seinem Burn-out umgegangen ist“, sagte Stephanie Schmidt aus Mattsies beeindruckt. Durch seine Offenheit helfe er zudem vielen anderen. Und dann nutze sie wie viele andere auch die Chance, Sven Hannawald zu treffen und sich seine Autobiografie signieren zu lassen. Mit einem Schmunzeln erzählte sie ihm eine besondere Geschichte. Als Hannawald als erster Skispringer der Welt 2002 alle vier Wettbewerbe der Vierschanzentournee gewann, habe ihre Mutter vor Freude so laut geschrien, dass der Hund des Hauses einen Meter in die Luft gesprungen sei und für den Rest des Tages traumatisiert den Raum verlassen habe. Sven Hannawald schmunzelte und erfüllte anschließend geduldig alle Autogramm-, Foto und Gesprächswünsche. Ein ganz besonderer Fan stand noch in der Schlange. „Im Teeniealter fanden wir den Herren einfach schnuckelig und er hat auch so gut Skispringen können“, verriet Stephanie Mayer, die für Sven Hannawald eigens aus Kempten angereist war. „Das war für mich heute wie ein Konzert bei den Backstreet Boys, ihn live zu sehen hat mich jetzt richtig gefreut“, sagte sie und ließ sich gemeinsam mit Arbeitskollegin Theresa Ganz ein Autogramm auf die Eintrittskarte geben.
Organisiert und veranstaltet werden die Gesundheitstage vom Kur- und Tourismusbetrieb, der evangelische Kirche, dem katholischen Erwachsenen Bildungswerk Forum und der katholischen Kurseelsorge. Auch am heutigen Samstag ist noch einiges geboten. Von 10.30 bis 17 Uhr findet die Gesundheitsmesse im Kurhaus Foyer statt, der Eintritt ist frei. Um 14 Uhr gib es Waldbaden, um 15 Uhr im Kursaal den Vortrag „Gelassenheit kommt von lassen!“Krönender Abschluss ist um 19.30 Uhr das Konzert mit dem Gospelchor „Enjoy“im Kurtheater.