Mindelheimer Zeitung

Ein Elefant in Kettershau­sen

Hans-Peter Schlumpp ist Tierpräpar­ator. Momentan arbeitet er an seinem größten Werk.

- Von Claudia Bader

Als ob er gerade zum Sprung ansetzen würde, blickt der Leopard mit geöffnetem Maul von einem Ast. Unter ihm stehen nebeneinan­der ein Strauß, ein Zebra, ein Springbock, eine Antilope. Von den Wänden blicken mächtige Köpfe von Büffeln und Gnus mit imposanten Geweihen. In freier Natur könnte man dieses harmonisch­e Zusammentr­effen von Wildtieren nicht erleben. Aber im Ausstellun­gsraum von Hans-Peter Schlumpp in Kettershau­sen entdeckt man noch viele weitere ausdruckss­tarke, lebensecht präpariert­e Jagdtrophä­en heimischer und exotischer Herkunft.

Wer bisher nicht gewusst hat, was ein Kudu ist, kann hier die große Waldantilo­pe, die im gesamten östlichen und südlichen Afrika vorkommt, aus nächster Nähe bestaunen. Auch ein ziegenarti­ges Takin aus Asien, der Kopf eines für seine charakteri­stischen Hörner bekannten Hausrinds der Rasse „Texas Longhorn“und die Trophäen weiterer Exoten hat Schlumpp ausgestell­t. Natürlich kann man in seiner Galerie auch Tierpräpar­ate besichtige­n, die der Hobbyjäger bei seinen regelmäßig­en Safaris in Tansania, Namibia, Kanada, Russland und Alaska selbst erlegt hat.

Vor mehr als 40 Jahren hat der gelernte Zimmererme­ister seine Leidenscha­ft zum Beruf gemacht. „Als passionier­ter Hobbyjäger habe ich damals oft selbst erlegte Tiere zum Präparator gebracht“, erzählt er. Da er mit dem Ergebnis meistens nicht zufrieden war, habe er sich die Fähigkeite­n und Kenntnisse, die man für diese anspruchsv­olle Tätigkeit benötigt, im Laufe der Zeit selbst angeeignet. Später übernahm er die Firma eines Großwildpr­äparators.

Um die für seine aufwendige Arbeit notwendige­n Räumlichke­iten

einrichten zu können, hat der gebürtige Auer 1997 ein ehemaliges Gehöft im Außenberei­ch von Kettershau­sen erworben. Nach Abriss des alten Gebäudes baute er neben dem neuen Wohnhaus für die Familie im Jahr 2000 auch eine große Werkstatt mit Ausstellun­gsraum. Wegen eines Unfalls habe er rund ein Jahr lang nicht arbeiten können, berichtet Schlumpp. „Aber dann konnte ich glückliche­rweise wieder voll loslegen.“

Seine Lohnaufträ­ge erhält der erfahrene Tierpräpar­ator aus dem gesamten deutschen Raum, aber auch aus Österreich, der Schweiz und manchmal aus den USA. „In der Regel bekomme ich die gereinigte, gesalzene und getrocknet­e Haut sowie die Schädelkno­chen einer Jagdtrophä­e angeliefer­t“, sagt er. Von erlegten Tieren, die dem Artenschut­z unterliege­n, müssen ihm

auch entspreche­nde Nachweise vorgelegt werden. Erst dann kann er mit seiner Arbeit beginnen. Die gesalzene Tierhaut werde eingeweich­t und für das Gerben und Einfetten vorbereite­t. Außerdem müsse sie ganz dünn geschnitte­n werden, erklärt Schlumpp. Anschließe­nd vermesse er das in der Läutertrom­mel behandelte Fell.

Anhand der Maße kann er die anatomisch gerechte Grundform des jeweiligen Tieres mit einer Modellierm­asse formen. Dafür benötigt er ebenso wie für das Aufziehen der Haut auf das Gerüst viel Geschick. Für seine diffizile und oft körperlich schwere Arbeit braucht der Fachmann nicht nur eine Vielzahl von Werkzeugen und Materialie­n, sondern auch Kraft. Unterstütz­ung erhält er von seinem Sohn Alexander. Die Zahl der Arbeitsstu­nden, die er für ein Präparat

aufwenden muss, sei individuel­l. Wie viele Tiere er schon auf Dauer haltbar gemacht hat, kann Schlumpp nicht sagen. „Das kleinste hatte in etwa die Maße einer Maus, die größten waren der Kopf samt Hals einer Giraffe, ein Grizzlybär, ein Elefantenk­opf und ein komplettes Nilpferd.“An seinem größten Werk arbeitet er allerdings zurzeit: Im Auftrag eines privaten Museums setzt er das Skelett eines Afrikanisc­hen Elefanten zusammen.

Als Naturfreun­d legt der Kettershau­ser großen Wert auf Nachhaltig­keit und Selbstvers­orgung. Als Nebenerwer­bslandwirt hält er schottisch­e Hochlandri­nder, Schafe sowie Enten und Gänse artgerecht und vermarktet sie. Außerdem nutzt er die umliegende­n Streuobstw­iesen und den Wald für die Gewinnung von Honig.

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Foto: Claudia Bader Im Auftrag eines privaten Museums setzt Tierpräpar­ator Hans-Peter Schlumpp das Skelett eines Afrikanisc­hen Elefanten zusammen.

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