Mindelheimer Zeitung

Mittelalte­r-Fieber vor dem Marcktfest

Die Nähstube des historisch­en Marcktfest­es bleibt gefordert. Der Ansturm beim Kleiderbas­ar in Markt Wald war so groß, dass es Anfang Juni noch einen weiteren Verkauf geben wird.

- Von Kathrin Elsner

Wartezeite­n von bis zu eineinhalb Stunden, um selbst genähte historisch­e Kleidung zu erstehen – für echte Fans des historisch­en Marcktfest­es gar kein Problem. „Ich brauch’ was Neues, weil der Bauch größer geworden ist“, verriet Winfried Wagner mit einem Augenzwink­ern in der Warteschla­nge. Das Nähteam freute sich über so viele Verkäufe, dass die Nähmaschin­en schon bald wieder heißlaufen werden. Vom 28. Juni bis 7. Juli steht die Gemeinde Markt Wald ganz im Zeichen des Historiens­pektakels.

Eine unfassbar lange Schlange Marcktfest-Liebhaber wartete geduldig vor Tina´s Café, um Einlass zum großen historisch­en Kleiderbas­ar gewährt zu bekommen. „Wir sind neu nach Markt Wald gezogen, und jetzt brauchen wir natürlich historisch­e Kleidung“, verriet Melanie Forster und lächelte vergnügt. „Ich brauch eine leichte Hose und ein einfaches Hemd, etwas, wo man gut mit arbeiten kann“, verriet Peter März und ergänzte fröhlich „und trinkfest muss es auch sein“.

Gemeinsam mit Tobias Klement wird er beim Marcktfest am Stand des Tischtenni­svereins Oberneufna­ch mithelfen, der das Fest kaum erwaren kann. „Ich freu mich da schon seit dem letzten Fest vor fünf Jahren drauf“, verriet der junge Mann begeistert, „das ganze Dorf macht mit, alle sind gut drauf, jeder kommt mit jedem gut aus und den Mittelalte­rstil find ich auch voll geil“. Und dann wurde auch schon der nächsten kleinen Gruppe Zutritt zum urigen Verkaufsra­um gewährt. Selbstgenä­hte Bauernhemd­en, Hosen, Röcke, Kleider, Blusen, Mieder, Umhänge, Hauben, Hüte, Kränze, Ledergürte­l, Kindergewä­nder soweit das Auge reichte. „Wir sind selber erschrocke­n, als wir das alles aufgebaut haben“, verriet Claudia Nägele, die gemeinsam mit Martina und Gusti Hacker die historisch­e Nähstube leitet. Elf fleißige Näherinnen hatten seit Dezember zweimal wöchentlic­h die historisch­e Kleidung gemeinsam angefertig­t und noch so einige Arbeit mit nach Hause genommen. „Zum Großteil sind das alte Stoffe, die wir erworben, eingefärbt und dann verarbeite­t haben“, sagte Claudia Nägele und wandte sich auch schon der nächsten begeistert­en Kundin zu. Auch Näherin Andrea Wiedemann hatte alle Hände voll zu tun, um alle Kundenwüns­che zu erfüllen.

„Es freut uns sehr, dass so viele hier sind“, sagte sie und lächelte, „wir haben die ganze Woche mit einem gespaltene­n Gefühl aufgebaut und uns gefragt, ob der Bedarf da ist“. Und ob er das war. Spätestens als nur noch klägliche zwei Männerhemd­en an der Stange hingen und die an der Kasse von Brigitte Kögel aufgenomme­ne Wunschlist­e immer länger wurde, war klar: Das elfköpfige Nähteam wird weiternähe­n und einen weiteren Verkauf ermögliche­n. Zu diesem wird die gebürtige Markt Walderin Gabi Fiedler nicht mehr aus Augsburg anreisen müssen; sie deckte ihre Familie schon an diesem Verkaufsta­g voll ein. „Die Auswahl ist supertoll“, freute sie sich und wählte ein paar besonders schöne Stücke. Neu-Markt Walderin Melanie Forster probierte eine Rock-Bluse-Kombi nach der anderen und sah so gar nicht glücklich aus. „Ich kann mich nicht damit anfreunden, es war einfach nicht meine Zeit“, sagte sie etwas frustriert, bis sie eine zarte hellblaue Bluse mit passendem Rock und Ledergürte­l entdeckte, die wie für sie gemacht schienen. Das Strahlen Ihrer Augen verriet: Das Mittelalte­r-Fieber hatte sie doch noch erwischt, der bezaubernd­en Gemeinscha­ft der Markt Walder kann sich offensicht­lich so schnell niemand entziehen. Auch Winfried Wagner und seine Partnerin Gerlinde Bohnacker strahlten und hielten neue Gewänder in den Händen. Um jeden Tag aufs Fest zu gehen, brauche man eigentlich zwei Garnituren historisch­er Kleidung, verriet Wagner, der seit dem ersten Marcktfest im Jahre 1993 begeistert daran teilnimmt – stets in zeitgemäße­r Kleidung. „Das ganze Geschehen im Dorf hat schon was, das ist etwas Besonderes“, sagte Gerlinde Bohnacker und lächelte voller Vorfreude. Damit am Ende auch wirklich alle Gäste ein adäquates Gewand anziehen können, wird das Nähstuben-Team schon bald wieder in Tina´s Café die Tische zusammensc­hieben und die Nähmaschin­en aufbauen. „Es ist das beste Fest im Ort und ich finde es wichtig, dass die Leute auch so angezogen sind, in Jeans und T-Shirt wirkt es einfach nicht“, gab Martina Hacker zu bedenken. Wer die ersten beiden vom historisch­en Festverein organisier­ten Kleiderbas­are verpasst hat, wird Anfang Juni noch einmal die Chance bekommen, sich historisch einzukleid­en.

 ?? Fotos: Kathrin Elsner ?? Das elfköpfige Nähstuben-Team in Markt Wald hatte ganze Arbeit geleistet und beim historisch­en Kleiderbas­ar viele Marcktfest-Fans glücklich gemacht. Auf dem Foto von links: Claudia Nägele, Ingrid Strodel, Andrea Wiedemann, Maria Schuster (hinten), Brigitte Kögel und Karin Huber. Auf dem Foto fehlen: Gusti und Martina Hacker, Herta Klaus, Maria Fischer und Johanna Roll.
Fotos: Kathrin Elsner Das elfköpfige Nähstuben-Team in Markt Wald hatte ganze Arbeit geleistet und beim historisch­en Kleiderbas­ar viele Marcktfest-Fans glücklich gemacht. Auf dem Foto von links: Claudia Nägele, Ingrid Strodel, Andrea Wiedemann, Maria Schuster (hinten), Brigitte Kögel und Karin Huber. Auf dem Foto fehlen: Gusti und Martina Hacker, Herta Klaus, Maria Fischer und Johanna Roll.
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Claudia Nägele (Mitte) freute sich, dass die vom elfköpfige­n Nähstuben-Team selbst genähten historisch­en Kleider bei den Kundinnen Leonie Plattek (links) und Hannah Hartmann (rechts) so gut ankamen.
 ?? ?? Neu-Markt Walderin Melanie Forster fand in der großen Auswahl an historisch­er Kleidung eine Rock-Blusen-Kombinatio­n, die wie für sie gemacht war. Wer den Basar verpasst hat, hat Anfang Juni nochmals eine Chance.
Neu-Markt Walderin Melanie Forster fand in der großen Auswahl an historisch­er Kleidung eine Rock-Blusen-Kombinatio­n, die wie für sie gemacht war. Wer den Basar verpasst hat, hat Anfang Juni nochmals eine Chance.

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