Mittelalter-Fieber vor dem Marcktfest
Die Nähstube des historischen Marcktfestes bleibt gefordert. Der Ansturm beim Kleiderbasar in Markt Wald war so groß, dass es Anfang Juni noch einen weiteren Verkauf geben wird.
Wartezeiten von bis zu eineinhalb Stunden, um selbst genähte historische Kleidung zu erstehen – für echte Fans des historischen Marcktfestes gar kein Problem. „Ich brauch’ was Neues, weil der Bauch größer geworden ist“, verriet Winfried Wagner mit einem Augenzwinkern in der Warteschlange. Das Nähteam freute sich über so viele Verkäufe, dass die Nähmaschinen schon bald wieder heißlaufen werden. Vom 28. Juni bis 7. Juli steht die Gemeinde Markt Wald ganz im Zeichen des Historienspektakels.
Eine unfassbar lange Schlange Marcktfest-Liebhaber wartete geduldig vor Tina´s Café, um Einlass zum großen historischen Kleiderbasar gewährt zu bekommen. „Wir sind neu nach Markt Wald gezogen, und jetzt brauchen wir natürlich historische Kleidung“, verriet Melanie Forster und lächelte vergnügt. „Ich brauch eine leichte Hose und ein einfaches Hemd, etwas, wo man gut mit arbeiten kann“, verriet Peter März und ergänzte fröhlich „und trinkfest muss es auch sein“.
Gemeinsam mit Tobias Klement wird er beim Marcktfest am Stand des Tischtennisvereins Oberneufnach mithelfen, der das Fest kaum erwaren kann. „Ich freu mich da schon seit dem letzten Fest vor fünf Jahren drauf“, verriet der junge Mann begeistert, „das ganze Dorf macht mit, alle sind gut drauf, jeder kommt mit jedem gut aus und den Mittelalterstil find ich auch voll geil“. Und dann wurde auch schon der nächsten kleinen Gruppe Zutritt zum urigen Verkaufsraum gewährt. Selbstgenähte Bauernhemden, Hosen, Röcke, Kleider, Blusen, Mieder, Umhänge, Hauben, Hüte, Kränze, Ledergürtel, Kindergewänder soweit das Auge reichte. „Wir sind selber erschrocken, als wir das alles aufgebaut haben“, verriet Claudia Nägele, die gemeinsam mit Martina und Gusti Hacker die historische Nähstube leitet. Elf fleißige Näherinnen hatten seit Dezember zweimal wöchentlich die historische Kleidung gemeinsam angefertigt und noch so einige Arbeit mit nach Hause genommen. „Zum Großteil sind das alte Stoffe, die wir erworben, eingefärbt und dann verarbeitet haben“, sagte Claudia Nägele und wandte sich auch schon der nächsten begeisterten Kundin zu. Auch Näherin Andrea Wiedemann hatte alle Hände voll zu tun, um alle Kundenwünsche zu erfüllen.
„Es freut uns sehr, dass so viele hier sind“, sagte sie und lächelte, „wir haben die ganze Woche mit einem gespaltenen Gefühl aufgebaut und uns gefragt, ob der Bedarf da ist“. Und ob er das war. Spätestens als nur noch klägliche zwei Männerhemden an der Stange hingen und die an der Kasse von Brigitte Kögel aufgenommene Wunschliste immer länger wurde, war klar: Das elfköpfige Nähteam wird weiternähen und einen weiteren Verkauf ermöglichen. Zu diesem wird die gebürtige Markt Walderin Gabi Fiedler nicht mehr aus Augsburg anreisen müssen; sie deckte ihre Familie schon an diesem Verkaufstag voll ein. „Die Auswahl ist supertoll“, freute sie sich und wählte ein paar besonders schöne Stücke. Neu-Markt Walderin Melanie Forster probierte eine Rock-Bluse-Kombi nach der anderen und sah so gar nicht glücklich aus. „Ich kann mich nicht damit anfreunden, es war einfach nicht meine Zeit“, sagte sie etwas frustriert, bis sie eine zarte hellblaue Bluse mit passendem Rock und Ledergürtel entdeckte, die wie für sie gemacht schienen. Das Strahlen Ihrer Augen verriet: Das Mittelalter-Fieber hatte sie doch noch erwischt, der bezaubernden Gemeinschaft der Markt Walder kann sich offensichtlich so schnell niemand entziehen. Auch Winfried Wagner und seine Partnerin Gerlinde Bohnacker strahlten und hielten neue Gewänder in den Händen. Um jeden Tag aufs Fest zu gehen, brauche man eigentlich zwei Garnituren historischer Kleidung, verriet Wagner, der seit dem ersten Marcktfest im Jahre 1993 begeistert daran teilnimmt – stets in zeitgemäßer Kleidung. „Das ganze Geschehen im Dorf hat schon was, das ist etwas Besonderes“, sagte Gerlinde Bohnacker und lächelte voller Vorfreude. Damit am Ende auch wirklich alle Gäste ein adäquates Gewand anziehen können, wird das Nähstuben-Team schon bald wieder in Tina´s Café die Tische zusammenschieben und die Nähmaschinen aufbauen. „Es ist das beste Fest im Ort und ich finde es wichtig, dass die Leute auch so angezogen sind, in Jeans und T-Shirt wirkt es einfach nicht“, gab Martina Hacker zu bedenken. Wer die ersten beiden vom historischen Festverein organisierten Kleiderbasare verpasst hat, wird Anfang Juni noch einmal die Chance bekommen, sich historisch einzukleiden.