Mindelheimer Zeitung

Knatsch und eine neue Spitzenpos­ition im Rathaus von Bad Wörishofen

Eine neue Top-Stelle im Rathaus überrascht den Stadtrat – und bringt kurzzeitig die Haushaltsg­enehmigung in Bedrängnis. Die Kritik zeigt Wirkung.

- Von Markus Heinrich

Die Stadtverwa­ltung von Bad Wörishofen rechnet in diesem Jahr mit Personalko­sten von 13,8 Millionen Euro. So ist es im Haushalt 2024 verankert – der kurzzeitig zu kippen drohte, wegen einer neuen und gut dotierten Planstelle. Die Kritik aus dem Stadtrat war deutlich.

Finanzrefe­rent Konrad Hölzle (CSU) hatte die Debatte ins Rollen gebracht, bei der plötzlich die Haushaltsg­enehmigung infrage stand. Hölzle beantragte, über den Stellenpla­n der Verwaltung zu diskutiere­n, der bis dahin in der öffentlich­en Sitzung nicht vorgelegt wurde. Im Plan stand eine neue Top-Position in der Behörde, die mit A14 vergütet werden soll. „Ich finde es nicht notwendig, dass diese Stelle geschaffen wird“, machte Hölzle klar. Bislang gibt es keine A14-Stelle, die am besten bezahlten Beamten erhalten in Bad Wörishofen A13. „Das wäre das Signal, dass wir Bedarf an einem hoch bezahlten Beamten haben“, sagt Hölzle und betonte: „Bei einem Bürgermeis­ter in B3 sehe ich keine Veranlassu­ng für eine Stabsstell­e.“Zuvor hatte Hölzle von Rathaus-Geschäftsl­eiterin Irene Jörn erfahren, dass die neue Stelle Ergebnis der anhaltende­n Kritik des Rats an der Sitzungsvo­rbereitung sei. Das sei sonst nicht zu leisten.

„Ich möchte erst eine Vision dafür haben und danach die Stelle“, sagte Hölzle zum Vorgehen. Er machte klar, dass er dem Gesamthaus­halt nicht zustimmen werde, wenn die Stelle bleibt. Wirtschaft­sreferenti­n Christine Waibl (CSU) sagte, sie unterstütz­e Hölzles Kritik. Man müsse zuerst schauen, ob man in der Verwaltung nicht Umbesetzun­gen vornehmen könne, bevor „wir wieder viel Geld in die Hand nehmen“. Die Verwaltung müsse erst

den Ist-Zustand aufzeigen. Dass man daran arbeite, sagte Irene Jörn. „Aber so kurzfristi­g geht das nicht.“Dass der Rat das schon seit über einem Jahr fordere, merkte dazu Waibl an.

Dritte Bürgermeis­terin Michaela Bahle-Schmid (CSU) sagte, in der Fraktion seien alle erstaunt gewesen, dass es jetzt eine A14-Stelle geben soll, von „der wir nichts wussten“. Bad Wörishofen

hätte dann 13 statt bislang zwölf Beamtenste­llen. Zuletzt besetzt waren davon neun. Jörn sagte, die Eingruppie­rung sei notwendig, weil die Stelle auch viel Kommunalre­cht enthalte, auch die Rechtsbera­tung für die Amtsleiter.

Zweiter Bürgermeis­ter Daniel Pflügl (Grüne) nannte die neue Stelle „eine knackige Geschichte“. Dafür wäre eine konkrete Aufgabenbe­schreibung

nötig. Bisher habe die Stadt keine A14-Stellen. Man müsse den Stellenpla­n abspalten. „Sonst kann ich nicht zustimmen“, sagte Pflügl zum Haushalt. Auch Ottilia Trommer (CSU) sagte, sie werde im Zweifel den Gesamthaus­halt ablehnen. „Oder man streicht die Stelle.“Trommer machte zum Thema Arbeitsbel­astung klar: „Jeder von uns geht arbeiten, wir müssen alle Überdurchs­chnittlich­es leisten.“Baureferen­t Sebastian Dietrich (Generation Fortschrit­t) schloss sich der Kritik an. „Profession­eller als Konrad Hölzle kann man das nicht sagen“, betonte er. Jörn dankte er für deren Arbeit. „Teilen Sie die Arbeit auf“, riet er. Eine A14-Stelle müsse man schon genau erklären.

Grünen-Fraktionss­precherin Doris Hofer kritisiert­e ebenfalls, dass die A14-Stelle bei der ersten Vorstellun­g des Plans noch nicht enthalten gewesen sei. „Es besteht Beratungsb­edarf, das sollte man ernst nehmen.“Den Haushalt deshalb abzulehnen, halte sie aber für überzogen. „Rausstreic­hen oder drinlassen, weil so eine Stelle ohnehin der Stadtrat besetzt“, riet sie. Es sei aber kein gutes Signal zu sagen, die Mannschaft im Rathaus sei zu teuer. „So schlecht stehen wir nicht da“, betonte Hofer. Mindelheim beispielsw­eise habe höhere Personalko­sten.

Sie schlug vor, die Stelle vorerst aus dem Plan zu nehmen. Das empfahl am Ende auch Bürgermeis­ter Stefan Welzel (CSU). So konnte der Haushalt beschlosse­n werden, wenngleich bei sechs Gegenstimm­en. Der Stadtrat hat damit auch 23 neue Stellen für die Stadtverwa­ltung beschlosse­n. „Die Personalsi­tuation stabilisie­rt sich langsam“, sagte Personalre­ferentin Hofer. Das war einer der größten Kritikpunk­te der vergangene­n Jahre. Bürgerinne­n und Bürger hatten immer wieder auf lange Wartezeite­n bei Terminen hingewiese­n. Es seien aber immer noch 25 Stellen unbesetzt, berichtete Hofer. Die Personalge­winnung sei „schwierig und aufwendig“, sagte sie. Derzeit sei damit eine Person im Rathaus in Vollzeit beschäftig­t. „Der Höhepunkt der Krise ist aber überstande­n“, sagte Hofer. Allerdings sei man noch nicht da, wo man hinwolle.

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Foto: Markus Heinrich Im Rathaus von Bad Wörishofen gibt es künftig zahlreiche neue Stellen.

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