Mittelschwaebische Nachrichten
Hoffnung und Schwindel
Es gab einmal Zeiten, da wurde ein Regierungsprogramm direkt nach der Wahl etwa in einer Regierungserklärung verkündet. Ministerpräsident Horst Seehofer denkt bekanntlich lieber vom Ende her (also von den nächsten Wahlen) – und verkündet seine Politik-Offensive deshalb erst zur zweiten Halbzeit. So stellt er sicher, in den näher rückenden Wahlkämpfen auch genügend ThemenMunition zu haben.
Inhaltlich ist das Programm in manchen Punkten noch recht vage. Beim nächsten Akt der Dauerreform der bayerischen Gymnasien mag den interessierten Betrachter allerdings ob der erneuten Kehrtwende schon jetzt ein gewisser Schwindel befallen: Anstatt der Schüler – wie in der gerade getesteten Mittelstufe Plus – sollen nun jetzt doch wieder die Schulen über die in ihrem Haus angebotene Länge der gymnasialen Ausbildungszeit entscheiden.
Gerade auf dem Land dürfte aber auch damit mangels realistischer Alternativen die von Seehofer gewünschte Wahlfreiheit zwischen G 8 und G 9 oft nur graue Theorie bleiben. Auch die Kosten des organisatorischen Gemischtwarenladens sind noch völlig offen. Von der ersehnten Ruhe an den Schulen kann auch mit dem neuen Plan wohl noch länger keine Rede sein.
Dagegen scheint es die SeehoferRegierung mit der Strukturförderung in allen Teilen Bayerns nun endlich ernst zu meinen. Zu oft sind ähnliche Initiativen in der Vergangenheit allerdings schnell wieder im Sumpf der Zuständigkeiten und Bedenkenträger versandet. Im Sinne guter Zukunftschancen für die Menschen überall in Bayern bleibt aber zumindest die Hoffnung, dass es diesmal anders kommt.