Mittelschwaebische Nachrichten
Zufall und Biergläser
Es gibt große Zufälle, von denen erzählt man immer wieder. Damals in Rom, auf dem Flohmarkt, als plötzlich, wie ist das möglich, aber ja, sie ist es, gibt’s nicht, doch, sie ist es, die Freundin aus Mexico City da stand, einfach so. Oder der Weinladen in einem kleinen Ort in Frankreich, zwei Minuten vor Geschäftsschluss. Sie sind nicht aus Frankreich, oder? Und ein Wort ergibt das andere und dann sagt die Weinhändlerin: Ach, Augsbourg, oui, je connait, klar, Augsburg, da habe ich vor vielen Jahren als Au-pair-Mädchen gearbeitet…
Jeder von uns könnte aus den Zufällen, die ihm im Leben widerfahren sind, ein schönes „Schon verrückt!“-Büchlein schreiben.
Und dann sind da die kleinen Zufälle, die beiläufigen, nicht mehr als ein flüchtiges Wetterleuchten im Alltag. Wir sollten sie öfter erzählen. Kleine Streusel auf dem Streuselkuchen. Also, an diesem Morgen Anfang August, eine ferienruhige Wohnstraße in der Stadt, zwei Lastwagen, die sich im Begegnungsverkehr gegenseitig fast blockieren. Auf dem einen Lastwagen steht: „Ich bringe Ihre Biergläser“und der Name „Franz Herb“, Fürstenfeldbrucker Kennzeichen. Und auf dem anderen steht: „Achtung: Kostbare Fracht“. Darunter Bilder von Bierflaschen einer kleinen Brauerei. Irgendwo waltet da eine höhere Kraft und spielt mit den Möglichkeiten – und sei es nur das kurze zufällige Zusammentreffen von Lastwagen mit Biergläsern und Bier.
In Salzburg auf einer großen Plakatwand (zum Glück gibt es noch Plakatländer!) klebt links ein Plakat, das zeigt Bienen, die den Schriftzug „Rettet die Menschen“bilden. Und daneben ein Plakat, auf dem eine bildschöne Frau mit genießerisch geschlossenen Augen in einen bildschönen Hamburger beißt. Morgen ist das vielleicht schon überklebt.