Mittelschwaebische Nachrichten
Der Übeltäter Hausschwamm
Der Holzfeind sitzt im Dachstuhl. Mehrkosten von rund 100 000 Euro. Warum er so große Sorgen bereitet
Krumbach Wie sich die Dinge oft gleichen: Da stellen die Experten in der Mühlkapelle „klaffende Risse im Gemäuer und einen miserablen Zustand im Gesamten“fest. Schäden also, die durch die grundlegende Sanierung mit einem Kostenaufwand von 240 000 Euro vor dem Abschluss stehen und damit behoben sind (wir berichteten). Bei der benachbarten Pfarrkirche St. Michael, zeigen die Gerüste, dass hier ebenfalls Restaurierungen im Gange sind, die in erster Linie den Dachstuhl betreffen. Auch hier sind die Fachleute von Art und Größe der Schäden überrascht worden. Die Arbeiten werden sich bis Ostern 2017 ausdehnen und ebenso wie bei der „kleineren Schwester“Mühlkapelle die veranschlagten Kosten weit übersteigen.
Gingen die Handwerker ursprünglich davon aus, nur die Nordseite der 260 Jahre alten Holzbalken seien vom gefährlichen Hausschwamm befallen, so stellten sie im Verlauf genauerer Untersuchungen fest, dass gleichartige Schäden auch an der Südseite bestehen. Teilweise fast völlig zerfressen zeigten sich die Dachsparren und Aufliegebalken direkt über den Außenmauern. Die Folge: Die Fachleute der in Wattenweiler beheimateten Zimmerei Rausch sind dabei, die befallenen Mauer- und Holzteile Stück für Stück zu untersuchen, bei Bedarf zu entfernen und durch neue Balken zu ersetzen. Noch arbeiten sie sich Balken für Balken hoch über dem Kirchenraum vor, im Dezember wollen sie an der Südseite beginnen. Wie es im östlichen Chorraum aussieht, vermag Anton Rausch noch nicht zu sagen, er ist sich aber sicher: „Da erwartet uns bestimmt noch manch weitere Überraschung.“
Recht in dieser Meinung gibt ihm Architekt Otto Hartinger, dessen Büro die notwendigen Arbeiten koordiniert und jüngst der Kirchenverwaltung einschließlich Stadtpfarrer Josef Baur und Kirchenvorstand Richard Raab die „Neuigkeiten“erläuterte. Danach wurden bei der letzten Außenrenovierung sowie Dacherneuerung vor rund 25 Jahren den auf der Steinmauer aufliegenden Tragebalken keine Aufmerksamkeit geschenkt und die Gefahr des Hausschwamms auch nicht erkannt. Beidseitig 58 Dachsparren allein über dem Kirchenraum sind zu prüfen und je nach Schädigung zu bearbeiten. Die betroffenen Holzbalken und Sparren werden teilweise bis zu zwei Meter abgesägt, anschließend mit neuen Teilstücken verleimt und verschraubt, wobei ein massives Stahlblech als Verbindung dient. Die gleiche „Behandlung“erfahren 18 Deckenbalkenstützen, die in ihrem unteren Ansatz gleichfalls Schwammschäden aufweisen.
Die Kostenmehrung wird als „enorm“bezeichnet und doch bleibe keine andere Wahl, wolle man den Kirchenbau erhalten. Waren bisher 320 000 Euro veranschlagt, so dürfte sich nach Meinung des Architekten durch Mehrarbeit, höherer Materialaufwand und längerer Zeitbedarf um rund 100 000 Euro erhöhen. Ein Betrag, der besonders dem Bauexperten in der Kirchenverwaltung, Ferdinand Guggenmos, zu schaffen macht. Er hofft wie bisher auf die große Spendenbereitschaft der Krumbacher, denn auch die Orgelsanierung mit 110 000 Euro Kosten ist derzeit voll im Gange.
Kirche St. Michael
Anfänge Die heutige Pfarrkirche wurde von 1751 bis 1753 von dem Edelstetter Baumeister Martin Kraemer, Sohn des noch bekannteren Kirchenbauers Simpert Kraemer (Roggenburg, Oberwiesenbach, Attenhausen) erbaut. An gleicher Stelle stand ein Vorgängerbau, der wegen Baufälligkeit abgebrochen worden war.
Turm Der untere Teil des Turmes stammt aus dem 16. Jahrhundert. Die oberen Stockwerke wurden in der Zeit des Kirchenbaus aufgesetzt.
Deckenbilder Die Deckenfresken malte der Weißenhorner Franz Martin Kuen 1752. Im Chor verherrlicht Rudolf von Habsburg das Altarssakrament. Das großformatige Bild im Kirchenraum zeigt eine figurenreiche Darstellung des Engelsturzes unter Hervorhebung des Kirchenpatrons St. Michael.
Stuck Der zart farbig gehaltene Stuck mit vielerlei Rocaillen und Blumenzweigen fertigte vermutlich Ignaz Finsterwalder aus Wessobrunn. (b)