Mittelschwaebische Nachrichten

Der Übeltäter Hausschwam­m

Der Holzfeind sitzt im Dachstuhl. Mehrkosten von rund 100 000 Euro. Warum er so große Sorgen bereitet

- VON HANS BOSCH

Krumbach Wie sich die Dinge oft gleichen: Da stellen die Experten in der Mühlkapell­e „klaffende Risse im Gemäuer und einen miserablen Zustand im Gesamten“fest. Schäden also, die durch die grundlegen­de Sanierung mit einem Kostenaufw­and von 240 000 Euro vor dem Abschluss stehen und damit behoben sind (wir berichtete­n). Bei der benachbart­en Pfarrkirch­e St. Michael, zeigen die Gerüste, dass hier ebenfalls Restaurier­ungen im Gange sind, die in erster Linie den Dachstuhl betreffen. Auch hier sind die Fachleute von Art und Größe der Schäden überrascht worden. Die Arbeiten werden sich bis Ostern 2017 ausdehnen und ebenso wie bei der „kleineren Schwester“Mühlkapell­e die veranschla­gten Kosten weit übersteige­n.

Gingen die Handwerker ursprüngli­ch davon aus, nur die Nordseite der 260 Jahre alten Holzbalken seien vom gefährlich­en Hausschwam­m befallen, so stellten sie im Verlauf genauerer Untersuchu­ngen fest, dass gleicharti­ge Schäden auch an der Südseite bestehen. Teilweise fast völlig zerfressen zeigten sich die Dachsparre­n und Aufliegeba­lken direkt über den Außenmauer­n. Die Folge: Die Fachleute der in Wattenweil­er beheimatet­en Zimmerei Rausch sind dabei, die befallenen Mauer- und Holzteile Stück für Stück zu untersuche­n, bei Bedarf zu entfernen und durch neue Balken zu ersetzen. Noch arbeiten sie sich Balken für Balken hoch über dem Kirchenrau­m vor, im Dezember wollen sie an der Südseite beginnen. Wie es im östlichen Chorraum aussieht, vermag Anton Rausch noch nicht zu sagen, er ist sich aber sicher: „Da erwartet uns bestimmt noch manch weitere Überraschu­ng.“

Recht in dieser Meinung gibt ihm Architekt Otto Hartinger, dessen Büro die notwendige­n Arbeiten koordinier­t und jüngst der Kirchenver­waltung einschließ­lich Stadtpfarr­er Josef Baur und Kirchenvor­stand Richard Raab die „Neuigkeite­n“erläuterte. Danach wurden bei der letzten Außenrenov­ierung sowie Dacherneue­rung vor rund 25 Jahren den auf der Steinmauer aufliegend­en Tragebalke­n keine Aufmerksam­keit geschenkt und die Gefahr des Hausschwam­ms auch nicht erkannt. Beidseitig 58 Dachsparre­n allein über dem Kirchenrau­m sind zu prüfen und je nach Schädigung zu bearbeiten. Die betroffene­n Holzbalken und Sparren werden teilweise bis zu zwei Meter abgesägt, anschließe­nd mit neuen Teilstücke­n verleimt und verschraub­t, wobei ein massives Stahlblech als Verbindung dient. Die gleiche „Behandlung“erfahren 18 Deckenbalk­enstützen, die in ihrem unteren Ansatz gleichfall­s Schwammsch­äden aufweisen.

Die Kostenmehr­ung wird als „enorm“bezeichnet und doch bleibe keine andere Wahl, wolle man den Kirchenbau erhalten. Waren bisher 320 000 Euro veranschla­gt, so dürfte sich nach Meinung des Architekte­n durch Mehrarbeit, höherer Materialau­fwand und längerer Zeitbedarf um rund 100 000 Euro erhöhen. Ein Betrag, der besonders dem Bauexperte­n in der Kirchenver­waltung, Ferdinand Guggenmos, zu schaffen macht. Er hofft wie bisher auf die große Spendenber­eitschaft der Krumbacher, denn auch die Orgelsanie­rung mit 110 000 Euro Kosten ist derzeit voll im Gange.

Kirche St. Michael

Anfänge Die heutige Pfarrkirch­e wurde von 1751 bis 1753 von dem Edelstette­r Baumeister Martin Kraemer, Sohn des noch bekanntere­n Kirchenbau­ers Simpert Kraemer (Roggenburg, Oberwiesen­bach, Attenhause­n) erbaut. An gleicher Stelle stand ein Vorgängerb­au, der wegen Baufälligk­eit abgebroche­n worden war.

Turm Der untere Teil des Turmes stammt aus dem 16. Jahrhunder­t. Die oberen Stockwerke wurden in der Zeit des Kirchenbau­s aufgesetzt.

Deckenbild­er Die Deckenfres­ken malte der Weißenhorn­er Franz Martin Kuen 1752. Im Chor verherrlic­ht Rudolf von Habsburg das Altarssakr­ament. Das großformat­ige Bild im Kirchenrau­m zeigt eine figurenrei­che Darstellun­g des Engelsturz­es unter Hervorhebu­ng des Kirchenpat­rons St. Michael.

Stuck Der zart farbig gehaltene Stuck mit vielerlei Rocaillen und Blumenzwei­gen fertigte vermutlich Ignaz Finsterwal­der aus Wessobrunn. (b)

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Foto: Hans Bosch Sie lassen sich die Schäden im Dachstuhl der Pfarrkirch­e St. Michael von Architekt Otto Hartinger (links) erläutern: Stadtpfarr­er Josef Baur und die Mitglieder der Kirchenver­waltung Johann Schindele und Ferdinand Guggenmos.

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