Mittelschwaebische Nachrichten

Zum Finale gibt es einen neuen Anstrich

Wie in der Thannhause­r Pfarrkirch­e dem Hausschwam­m zu Leibe gerückt wird und welche weiteren Schritte geplant sind

- VON DIETER JEHLE

Unbeeindru­ckt klappert der Storch auf dem Kirchendac­h. Meister Adebar scheint sich wohlzufühl­en. Ihn scheint nichts zu stören. Nur wenige Meter von ihm entfernt finden umfangreic­he Sanierungs­arbeiten am Dachstuhl der Pfarrkirch­e „Mariä Himmelfahr­t“in Thannhause­n statt. Handwerker gehen auf und ab, bohren, schleifen und sägen. Der Hausschwam­m hat sich im Dachstuhl und auf der Mauerkrone eingeniste­t. Der Pilz hat die Holzkonstr­uktion des Deckengebä­lkes angegriffe­n. „Wir mussten reagieren, um die Statik des Dachstuhle­s nicht zu gefährden“, so Josef Kirschenho­fer.

Kirschenho­fer ist im 16. Jahr als Kirchenpfl­eger in Thannhause­n tätig. Er steht hoch oben auf dem Gerüst der Pfarrkirch­e und winkt. Viele Baumaßnahm­en der Pfarrei hat er bereits begleitet. „Die Sanierung des Deckengebä­lkes der Pfarrkirch­e ist bislang eine meiner größten Herausford­erungen“, erzählt der Kirchenpfl­eger. Um 1740 wurde das Gotteshaus nach den Plänen des Kirchenbau­meisters Johann Kaspar Radmiller errichtet. Charakteri­stisch für die Kirche ist der Turm mit Spitzhelm.

Der Kirchenpfl­eger schaut regelmäßig an der Baustelle vorbei. „Nein, ich will nicht die Handwerker kontrollie­ren, vielmehr interessie­rt mich die Vorgehensw­eise und Art der Sanierung.“Angefangen habe alles mit einer Standsiche­rheitsprüf­ung des Kirchengeb­äudes im vergangene­n Jahr. Es wurde Fäulnis an den Deckenbalk­en festgestel­lt. Deckenbalk­en und Mauerkrone waren vom weißen Pilz befallen. Eine nähere Untersuchu­ng mittels Probewürfe­ln brachte das ernüchtern­de Ergebnis ans Tageslicht: In der Holzkonstr­uktion, insbesonde­re unter den Mauerlatte­n Deckenbalk­en, steckte der Hausschwam­m. Paul Hartinger vom Planungsbü­ro Hartinger Consult GmbH spricht von einem Glücksfall, wenn man den Schädling rechtzeiti­g erkennt. „In einem frühen erkennt man den Hausschwam­m an seinem silbrig-weißen watteartig­en Myzel, später ist der Fruchtkörp­er oft zimtbraun mit einem weißen Rand. Die Suche nach dem Schädling ist wie beim Pilzeund sammeln im Wald“, so Hartinger. Eine Methode, den Befall zu erkennen, sei die Klangprüfu­ng. „Mit einem Hammer wird die Holzoberfl­äche nahe der Wandauflag­e angeschlag­en und aus dem Klang zuStadium rückgeschl­ossen, in welchem Zustand das Holz im Inneren ist“, erklärt der Experte.

Des Weiteren wird mit einem speziellen Bohrgerät der Bohrwiders­tand gemessen. So werden auch geschädigt­e Holzteile schnell erkannt. Eindeutig klar sei, dass der Pilz nur in „feuchte Stellen“gehe. Und diese waren an der Thannhause­r Pfarrkirch­e zwischen Mauerkrone und Dachgebälk sowie Sparren und Aufschiebl­ingen reichlich vorhanden. „Dort herrschten optimale Wachstumsb­edingungen“, so Hartinger.

Eingebaute Öffnungen zur Dachstuhlb­elüftung und Schwammspe­rrmittel als Fuge zwischen Mauerwerk und Holzkonstr­uktion sollen dies künftig verhindern. Denn: Zugluft mag der Hausschwam­m nicht. „Die beauftragt­e Fachfirma RHG aus Nördlingen wird jetzt nach und nach zuerst die äußeren und dann die inneren Mauerlatte­n austausche­n“, so Bauleiter Dennis Wiedenmann. Es handelt sich dabei um vier Zentimeter starke und ein bis zwei Meter lange Eichendiel­en. Befallene Hölzer werden noch einen Meter über den sichtbaren Befall hinaus entfernt. Ziel ist es, möglichst viel von der alten Konstrukti­on zu erhalten. Zusätzlich wird das ausladende Gesims um die ganze Kirche gesichert. „Es werden im Abstand von einem Meter zirka 1,30 Meter lange Löcher in das Gesimse gebohrt und in diese Stahlanker eingeklebt“, so Wiedenmann.

Zunächst werden die Arbeiten am Langhaus fertiggest­ellt. In einem nächsten Schritt werden Turm und Chor eingerüste­t und die Sanierungs­arbeiten fortgesetz­t. Das Dach wird neu eingedeckt, da zu viele Dachplatte­n brüchig sind. Am Ende folgt ein kompletter neuer Außenanstr­ich der Pfarrkirch­e. „Wann die Sanierungs­arbeiten abgeschlos­sen sind, hängt von den Wetterverh­ältnissen in den Wintermona­ten ab. Wir gehen davon aus, dass der Außenanstr­ich erst im nächsten Jahr erfolgt“, so Wiedenmann. Die Kosten der Sanierungs­maßnahmen werden mit 540 000 Euro beziffert.

 ?? Fotos: Jehle ?? Charakteri­stisch für die Pfarrkirch­e Thannhause­n ist der Turm mit Spitzhelm. In einem weiteren Bauabschni­tt werden auch Turm und Chor eingerüste­t.
Fotos: Jehle Charakteri­stisch für die Pfarrkirch­e Thannhause­n ist der Turm mit Spitzhelm. In einem weiteren Bauabschni­tt werden auch Turm und Chor eingerüste­t.
 ??  ?? Der Hausschwam­m hat sich im Gebälk eingeniste­t. Paul Hartinger und Dennis Wiedenmann vom Planungsbü­ro Hartinger Consult zeigen im Beisein von Kirchenpfl­eger Josef Kirschenho­fer (links) auf befallene Stellen in der Holzkonstr­uktion.
Der Hausschwam­m hat sich im Gebälk eingeniste­t. Paul Hartinger und Dennis Wiedenmann vom Planungsbü­ro Hartinger Consult zeigen im Beisein von Kirchenpfl­eger Josef Kirschenho­fer (links) auf befallene Stellen in der Holzkonstr­uktion.
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Der Finger zeigt auf einen Pilzbefall am Dachgebälk der Pfarrkirch­e.
 ??  ?? Die Sparren werden mit Stahlschra­uben zusätzlich gesichert.
Die Sparren werden mit Stahlschra­uben zusätzlich gesichert.

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