Mittelschwaebische Nachrichten
Wie die Mütter, so die Töchter
Was machen eigentlich die Mitte-20-Jährigen in ihrer Freizeit? Im Internet surfen, an der Youtube-Star-Karriere feilen, auf Konzerte gehen, Festivals besuchen und wilde Partys feiern – möchte man meinen. Die Wahrheit sieht schon mal anders aus: sie stricken, häkeln, nähen und schmeißen sogar eigene Tupper-Partys.
Jeder kennt sie, die kleinen bunten Plastik-Boxen mit rundem oder eckigem Deckel, der Flüssigkeiten garantiert nicht durchsickern lässt. An sich eine sehr gute Sache, eine schöne Erfindung, nicht nur für Schul- und Kindergartenkinder. Wären da nur nicht diese Partys.
Es fängt alles ganz harmlos mit einer Einladung an. Aber: Ist die erste Sause vorbei, hat die Cousine der Freundin, deren Schwester die Feier geschmissen hat, schon die nächste Fete organisiert. Und während des guten Essens, dem leckeren Sekt und dem neuesten Tratsch vergisst man schnell, dass ein Konzern ganz nebenbei sein Riesengeschäft macht. Quasi auf der Eckbank, auf der sonst nur Onkel Walter sitzt; Verkaufsstrategie zwischen Mikrowelle und Weinregal.
Diese eine Feier wäre ja nicht so schlimm, wenn nicht auch noch andere Firmen ein Geschäft in dieser Form des Verkaufs wittern würden. Wie schon ihre Mütter nehmen jetzt also ihre Töchter an Verkaufsveranstaltungen für Kosmetikprodukte, Reinigungsmittel, ja sogar Dessous teil. Natürlich wird die Feier ganz ohne Hintergedanken zelebriert. Es soll ja nur eine Party sein, auf der die Kundinnen essen, trinken, probieren und – kaufen.
Was tun eigentlich die Mitte20-Jährigen heute so? Sie machen genau das, was schon ihre Mütter und Großmütter gemacht haben, vielleicht sogar manchmal ein bisschen spießiger.