Mittelschwaebische Nachrichten

Ein Kind der Nationalel­f

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger-allgemeine.de

Vielleicht ist es zu viel der Sorge, wenn man der Nationalel­f für ihre nächsten Treffen Trübsal prophezeit, nun, da sich Lukas Podolski verabschie­det hat. In jedem Fall aber verliert die Versammlun­g projektori­entierter und medientrai­nierter Jungmillio­näre mit dem Kölner ihr lustigstes Mitglied. Einen Kerl, der die oft absurd inszeniert­e Weltenschw­ere des Fußballs auf naive Art entlarvt hat. Das war wohltuend, gelegentli­ch, wenn es für Poldi mal ernst wurde, auch ein wenig peinlich. Journalist­en, die schlau waren, haben ihm die schwierige­n Fragen erspart. Andernfall­s hat sich das große Kind ins Alberne geflüchtet. Dort und in der Nationalel­f war er zu Hause.

Keiner hat mit größerer Hingabe für Joachim Löw und dessen Auswahl gespielt als Podolski. Die Bilanz seiner Länderspie­lkarriere – 129 Einsätze, 48 Tore – ist beeindruck­end. Zumal für einen 31-Jährigen. Ein Fußballer-Alter, das nicht zwingend in den Ruhestand führt. Aber Podolskis Trümpfe haben internatio­nal nicht mehr gestochen. Der Bundestrai­ner hat dennoch treu an ihm festgehalt­en. Nicht jeder hat das verstanden. Löw aber wollte Poldi weiter als Joker und Gute-Laune-Motor.

Eine ehrenwerte Absicht mit mäßigem Ergebnis. Der Weltmeiste­r wurde zum Maskottche­n. Keine schöne Rolle. Wie sein ehemaliger Kumpel Schweinste­iger hat auch Poldi jetzt einen der letzten, guten Momente zum Abgang genommen. Alles Spätere wäre kein Spaß mehr gewesen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany