Mittelschwaebische Nachrichten
Ein Kind der Nationalelf
Vielleicht ist es zu viel der Sorge, wenn man der Nationalelf für ihre nächsten Treffen Trübsal prophezeit, nun, da sich Lukas Podolski verabschiedet hat. In jedem Fall aber verliert die Versammlung projektorientierter und medientrainierter Jungmillionäre mit dem Kölner ihr lustigstes Mitglied. Einen Kerl, der die oft absurd inszenierte Weltenschwere des Fußballs auf naive Art entlarvt hat. Das war wohltuend, gelegentlich, wenn es für Poldi mal ernst wurde, auch ein wenig peinlich. Journalisten, die schlau waren, haben ihm die schwierigen Fragen erspart. Andernfalls hat sich das große Kind ins Alberne geflüchtet. Dort und in der Nationalelf war er zu Hause.
Keiner hat mit größerer Hingabe für Joachim Löw und dessen Auswahl gespielt als Podolski. Die Bilanz seiner Länderspielkarriere – 129 Einsätze, 48 Tore – ist beeindruckend. Zumal für einen 31-Jährigen. Ein Fußballer-Alter, das nicht zwingend in den Ruhestand führt. Aber Podolskis Trümpfe haben international nicht mehr gestochen. Der Bundestrainer hat dennoch treu an ihm festgehalten. Nicht jeder hat das verstanden. Löw aber wollte Poldi weiter als Joker und Gute-Laune-Motor.
Eine ehrenwerte Absicht mit mäßigem Ergebnis. Der Weltmeister wurde zum Maskottchen. Keine schöne Rolle. Wie sein ehemaliger Kumpel Schweinsteiger hat auch Poldi jetzt einen der letzten, guten Momente zum Abgang genommen. Alles Spätere wäre kein Spaß mehr gewesen.