Mittelschwaebische Nachrichten
Tödliche Freude
Darf man sich über den Tod eines Tieres freuen? Nein, natürlich nicht! Jedes Lebewesen hat im Grundsatz ein Anrecht auf ein unbeschadetes Dasein, auch wenn es dem Menschen noch so auf die Nerven geht. Da zählt die Spinne im Keller genauso dazu wie die Wespe auf dem Kuchenteller. Daher gilt: Nicht gleich zur tödlichen Fliegenklatsche oder dem nicht weniger lebensbeendenden Staubstauer greifen, um mit letalem Nachdruck auf die evolutionsbedingte Überlegenheit des Menschen hinzuweisen. Meist hilft auch der Abtransport des achtbeinigen Pelzträgers mit einem Wasserglas oder ein bisschen Gelassenheit im Umgang mit den schwarz-gelben Schleckermäulern. So viel zur moralisch wie politisch korrekten Fassung dieser Geschichte. Bitte, liebe Tierschützer, habt daher ein Nachsehen für die nachfolgenden Zeilen.
Denn: Ja, ab und an freue ich mich sehr wohl über den Tod eines Tieres. Und noch viel mehr, wenn es gleich mehrere, am besten Dutzende dahinrafft. Ich meine damit diese allein recht unscheinbaren, aber in der Masse, in der sie in der Regel auftreten, so unglaublich lästigen, appetitverderbenden und überall Kotspuren hinterlassenden Fruchtfliegen. Wenn sie wegen eines vergessenen Apfels in der Obstschale mal wieder in Hundertschaften anrücken, hört die Tierliebe schnell auf – und ein über viele Generationen hinweg überliefertes Hausmittelchen kommt zum Einsatz: Orangensaft, Essig und Spülmittel in eine Schüssel, eine löcherige Folie darüber und innerhalb weniger Stunden ist die Küche weitestgehend fliegenfrei.
Nur zu gerne würde ich die possierlichen Tierchen ja aus ihrer Gefangenschaft befreien und die versammelte Mannschaft mit einem Schwung aus dem Küchenfenster wieder in die Freiheit entlassen, nur leider ist der Tod durch Ertrinken bei den meisten dann schon längst eingetreten. Die immer wiederkehrende Freude über den durchschlagenden Erfolg von Omas Fliegenfalle kann ich mir trotzdem nicht verkneifen.