Mittelschwaebische Nachrichten
Eine Botschaft gegen Not und Elend
Mariä Himmelfahrt Erzbischof Fisichella und die Bedeutung der Barmherzigkeit. Tausende kamen wieder nach Maria Vesperbild
Maria Vesperbild Immer noch Temperaturen um 20 Grad, die Sonne sinkt im Westen eindrucksvoll. Es ist ein angenehmer Sommerabend in Maria Vesperbild. Dicht gedrängt sitzen und stehen die Gläubigen, sie sind wieder zu Tausenden gekommen. Ein Kind hat einen Teddybär mitgebracht. Das Mädchen legt ihn auf dem Boden ab – neben einem Rollator. Nicht weit davon entfernt sitzt eine ältere Frau im Rollstuhl. Der Blick auf die vielen Menschen, die am Himmelfahrtsabend nach Maria Vesperbild gekommen sind – es ist gleichsam auch ein Blick auf die Wechselfälle des Lebens.
Immer wieder suchen Menschen, die auf der Schattenseite des Lebens stehen, im Wallfahrtsort Maria Vesperbild Hoffnung und Trost. Und die Krisen, die inzwischen so viele Regionen auf der ganzen Welt erfasst haben, stimmen auch viele Menschen in der heimischen Region nachdenklich. An diesem Abend richtet der römische Kurienerzbischof Professor Rino Fisichella seinen Blick auf eine Welt, die außer Rand und Band geraten scheint. Auf sinnlose Gewalt und Elend. Dage- gen setzt er die Botschaft der Barmherzigkeit.
Nicht zuletzt mit Blick auf die Entwicklungen in der Welt werde die Barmherzigkeit zur Herausforderung des Glaubens. Die Mutter Gottes verkörpere Barmherzigkeit auf eine besondere Weise. Maria wende sich denjenigen zu, die in Not seien. Barmherzigkeit – das sei Aufmerksamkeit, Sorge, Zuneigung, Mitgefühl und Unterstützung. Für die Botschaft der Barmherzigkeit stehe auch das Gnadenbild in Maria Vesperbild.
Fisichella betonte, dass Barmherzigkeit ohne Werke aber ein totes Wort bleibe. Die Menschen seien berufen, barmherzig zu sein. Dabei würden sie von Maria ihr Leben lang begleitet.
Der 1951 in Codogno (Provinz Lodi/Italien) geborene Fisichella gilt als „Chef-Ethiker“des Vatikans und ist Autor zahlreicher Bücher wie zum Beispiel „Der erste moderne Papst: Paul VI. – wie er wirklich war“(2015). Fisichella wurde von Papst Franziskus mit der Organisation des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit, das am 20. November zu Ende geht, beauftragt. In Maria Vesperbild ist er kein Unbekannter. Bereits im Jahr 2002 hatte er dort das Pontifikalamt zelebriert.
Immer wieder waren im mittelschwäbischen Wallfahrtsort in den vergangenen Jahren hochkarätige Geistliche aus der ganzen Welt zu Gast. Und oft brillierten sie dabei mit ausgezeichneten DeutschKenntnissen – wie auch Rino Fisichella am Himmelfahrtstag.
Mariä Himmelfahrt ist in Maria Vesperbild Jahr für Jahr ein besonderer Höhepunkt, zu dem sich immer wieder auch zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens einfinden. Diesmal sind unter anderem Fürst Albert und Fürstin Gloria von Thurn und Taxis sowie der ehemalige bayerische Landwirtschaftsminister Josef Miller unter den Gästen. Der Sonnenuntergang bietet an diesem Himmelfahrtsabend eine beeindruckende Kulisse für die Lichterprozession, die dem Pontifikalamt folgt. Sie führt über den Schlossberg wieder zurück zur festlich geschmückten Mariengrotte, wo der Abend feierlich zu Ende geht.