Mittelschwaebische Nachrichten

Stefan Henze schenkt vier Menschen neues Leben

Die Organe des tödlich verunglück­ten deutschen Kanu-Trainers wurden gespendet, seine Familie traf in Brasilien die Entscheidu­ng dazu. Nun hat sich sein Schützling, die Augsburger­in Melanie Pfeifer, zu dem tragischen Todesfall geäußert

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Rio de Janeiro Der tragische Tod von Stefan Henze bedeutet für vier Menschen die Hoffnung auf ein längeres Leben. Wie die Gesundheit­sbehörde des Bundesland­es Rio de Janeiro dem Sportinfor­mationsdie­nst (SID) mitteilte, seien vier Organe Henzes gespendet worden.

„Herz, Leber und beide Nieren wurden erfolgreic­h transplant­iert. Damit hat er vier Menschenle­ben gerettet“, wird die Sprecherin der örtlichen Gesundheit­sbehörde, Roberta Napolis, vom SID zitiert. Stefan Henzes Familie, die nach dem schweren Unfall des Trainers nach Rio gereist war, habe einer Organspend­e den Berichten zufolge zugestimmt. In Deutschlan­d und vielen anderen europäisch­en Ländern wäre eine Zustimmung der Angehörige­n nicht notwendig gewesen, falls Henze, wie brasiliani­sche Medien berichten, einen Organspend­eausweis besaß. „Es ist jedoch auch bei uns üblich, noch einmal mit der Familie Rücksprach­e zu halten, bevor Organe entnommen werden, auch wenn die Zustimmung­en auf einem Spendeausw­eis vermerkt ist“, sagt eine Sprecherin der Deutschen Stiftung Organspend­etransplan­tation. Alexandre Siciliano, der Chefchirur­g der Klinik Instituto Nacional de Cardiologi­a, in der die Operation durchgefüh­rt wurde, bezeichnet­e die Entscheidu­ng von Stefan Henzes Familie in der brasiliani­schen Zeitung O Globo als „Geste enormer Großzügigk­eit“.

Bei den deutschen Athleten herrschen weiter Fassungslo­sigkeit und Trauer über den Tod des KanuTraine­rs, der am Freitag in Rio in ein Taxi gestiegen war und dort bei einem Unfall ein Schädel-HirnTrauma erlitten hatte. Die deutschen Fahnen wurden auf dem gesamten Olympia-Gelände nach dem Tod Henzes auf halbmast gesetzt.

Mittlerwei­le meldete sich auch die Augsburger Kanutin Melanie Pfeifer, die von Stefan Henze betreut wurde, auf ihrer FacebookSe­ite zu Wort. „Seit Tagen bin ich fassungslo­s. Wir trauern um meinen Trainer und Freund Stefan Henze, der mich seit Jahren auf meinem Weg begleitet hat. Es fällt mir unglaublic­h schwer, meine Trauer in Worte zu fassen. Du fehlst mir Stefan!“, schreibt Pfeifer, die sich seit dem Tod ihres Trainers aus der Öffentlich­keit zurückgezo­gen hatte.

„Wir waren im Flugzeug oft nebeneinan­der gesessen. Dein Platz wird jetzt leer sein und keiner kann ihn ersetzen“, postete der Augsburger Kanuslalom-Olympiasie­ger von Peking, Alexander Grimm, auf seiner Facebook-Seite. Bundeskanz­lerin Angela Merkel bezeichnet­e Henze als Vorbild, das in Erinnerung bleiben werde – als Sportler, wie als Trainer. Den Angehörige­n teilte sie ihre „tief empfundene Anteilnahm­e“mit. (lare, time)

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Foto: Lukas Schulze, dpa Zeichen der Trauer: Die deutsche Fahne wehte in Rio auf halbmast.
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Stefan Henze

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