Mittelschwaebische Nachrichten
Die Dispozinsen bleiben weiterhin hoch
Was die Banken und Sparkassen im Landkreis Günzburg von ihren Kunden verlangen
Landkreis Wenn das Konto überzogen ist, dann wird es teuer. Das bleibt auch in Zeiten der sogenannten Nullzinsphase so. Wer mit seinen Einkommen nicht auskommt und immer mal wieder ein paar Hundert Euro extra abhebt, muss eben zahlen. Wie die Stiftung Warentest jetzt herausgefunden hat, halten die Banken die Überziehungszinsen weiterhin auf hohem, meist zweistelligem Niveau. Das ist bei den Geldinstituten im Landkreis nicht anders. Da werden schon mal 16,75 Prozent fällig für eine sogenannte geduldete Überziehung. Die geht über den normalen Dispo-Rahmen hinaus, der von vorneherein je nach Bonität eines Kunden festgelegt worden ist. Wer diesen Rahmen sprengt, muss bei vielen Banken – bei Weitem nicht bei allen – einen spürbaren Aufschlag zahlen. Die Dispo-Zinsen bewegen sich in der Regel im sehr niedrigen zweistelligen Bereich. Anders sieht es jedoch aus, wenn die Kunden sich ein sogenanntes Premiumkonto zulegen. Dort fallen die Überziehungszinsen teilweise deutlich niedriger aus, doch das lassen sich die Geldhäuser mit höheren Kontogebühren entsprechend vergüten. Nach Ansicht der Stiftung Warentest ist das Standardkonto für viele Kunden dennoch die bessere Wahl. Am günstigsten kommen Kunden von Direktbanken weg, die kein eigenes Filialnetz unterhalten müssen. So stellt etwa die Ing-Diba „nur“6,99 Prozent Dispo-Zins in Rechnung.
Wie aus der Aufstellung der Stiftung Warentest hervorgeht, die dafür die Zinssätze von 1433 deutschen Banken und Sparkassen ausgewertet hat, werden im Landkreis folgende Sätze erhoben:
Die Sparkasse GünzburgKrumbach offeriert ein gestaffeltes Angebot von mehreren Kontovarianten, die sich von den Kosten her unterscheiden. Für das Konto „Basis“werden 11,026 Prozent fällig, im Bereich „Komfort“9,495 und bei „Premium“7,495. Damit liegt die Sparkasse im Durchschnitt ihrer Angebote etwas günstiger als die VR Bank Donau-Mindel, die einen Dispozins von 10,26 Prozent geltend macht.
Am günstigsten kommen Überzieher bei der Raiffeisenbank
Thannhausen davon, die für das „Premium“-Konto lediglich 6,75 Prozent haben möchte, für das Online/Classic-Konto 8,95. Die Raiffeisenbank Roggenburg-Breitenthal offeriert ebenfalls unterschiedliche Konten mit differierenden Sätzen. Das Angebot „Komfort plus“schlägt mit 9,5 Prozent zu Buche, das Konto „Online/Komfort“mit 11,75. Deutlich teurer wird es, wenn sich der Kunde jenseits des Dispo-Rahmens bewegt: Eine geduldete Überziehung kostet 16,5 Prozent Zinsen. Die Raiffeisenbank Krumbach/Schwaben möchte generell 11,44 Prozent, die Raiffeisenbank Ichenhausen verlangt für den Dispo 10,95 Prozent Zinsen, für die geduldete Überziehung 16,45. Den höchsten Satz im Landkreis für geduldete Überziehungen treibt die Raiffeisenbank Bibertal-Kötz mit 16,75 Prozent ein. Der Dispozins liegt bei 11,75 Prozent.
Zum Vergleich hier noch einige überregionale Geldhäuser, die auch im Kreis vertreten sind: Die Postbank möchte für das Konto „extra plus“8,68 Prozent im Dispo, für eine geduldete Überziehung 12,6. Das Konto „plus“ist deutlich teurer. Dort beträgt der Dispo 10,55, die geduldete Überziehung kostet 14,95 Prozent. Die Hypovereinsbank lässt sich den Dispo mit einem Zinssatz von 10,89 Prozent vergüten, die Commerzbank mit 10,5. Dafür erhebt sie bei der geduldeten Überziehung glatte 16 Prozent.
Uwe Leikert, Vorstandsmitglied der Sparkasse Günzburg-Illertissen, weist die immer wieder geäußerte Kritik zurück, die Banken würden mit den hohen Dispo-Zinsen die Kunden abzocken: „Das ist keine relevante Einnahmequelle“, beteuert er, „in der Summe macht das nicht so viel aus“. Es gehe vielmehr darum, die Kunden gewissermaßen zu erziehen, denn wer Geld benötige, der sei mit einem Konsumentenkredit ungleich besser bedient. Dafür verlangt die Bank aktuell nur 4,4 Prozent Zinsen. Zudem sei die Sparkasse Günzburg-Krumbach die einzige in Bayern, die eine eigene Abteilung zur Umschuldungsberatung unterhalte. Wer mit seinem Geld nicht auskommt, kann dort Ratschläge erhalten, wie er sein Einkommen besser verwaltet. Und noch ein Wort zu den unterschiedlichen Konten. Die differieren nicht nur in den Preisen, sondern enthalten laut Leikert zusätzlich Vergünstigungen wie etwa Versicherungen.