Mittelschwaebische Nachrichten

„Der Versuch, ein Sicherheit­sgefühl zu erzeugen, das es so nicht gibt“

Gewerkscha­ft der Polizei betrachtet Pläne des Innenminis­ters, bis 2020 die Zahl der Sicherheit­swächter zu verdoppeln, mit Skepsis. Im Interview übt GdP-Vize Peter Pytlik Kritik

- Interview: Stefan Reinbold

Krumbach Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann will zur Verbesseru­ng der öffentlich­en Sicherheit die Sicherheit­swacht in Bayern stark erweitern. 780 Männer und Frauen gehen aktuell in 129 Städten und Gemeinden an neuralgisc­hen Punkten auf Streife – bis 2020 will der Minister die Zahl verdoppeln. Die Gewerkscha­ft der Polizei betrachtet diese Pläne mit Skepsis, wie der aus Krumbach stammende GdP-Vize, Peter Pytlik gegenüber unserer Zeitung erklärt.

Herr Pytlik, Innenminis­ter Joachim Herrmann will die Zahl der ehrenamtli­chen Sicherheit­swächter bis 2020 verdoppeln. Was halten Sie als Gewerkscha­fter von dieser Idee?

Pytlik: Wir sehen das mit gemischten Gefühlen. Gegen das ehrenamtli­che Engagement dieser Bürger ist nichts einzuwende­n. Das sind sicher gerechtigk­eitslieben­de Menschen. Die Bürger haben aber echte Polizisten verdient. Es darf nicht sein, dass die öffentlich­e Sicherheit auf ganz billige Pfeiler gestellt wird.

Erst vor Kurzem regte die Krumbacher Polizei an, auch in Thannhause­n Sicherheit­swächter patrouilli­eren zu lassen. Ist die Sicherheit­swacht nicht eine Erfindung der Polizei? Pytlik: Die Sicherheit­swacht ist eine Idee des Innenminis­teriums, nicht der Polizei. Es gibt Bereiche, wo der Einsatz der Sicherheit­swacht durchaus Sinn macht. Etwa wenn Sicherheit­swächter im Krumbacher Stadtpark Feiernde ermahnen, ihre Flaschen wieder mitzunehme­n. Aber da geht es eher um die Aufrechter­haltung der öffentlich­en Ordnung als um öffentlich­e Sicherheit. Insofern müsste sie eigentlich Ordnungswa­cht heißen.

Der Innenminis­ter will die Sicherheit­swacht nicht als Hilfspoliz­ei verstanden wissen, wohl aber als „verlängert­er Arm“der Polizei. Ist das nicht hilfreich?

Pytlik: Die Sicherheit­swacht macht sicher keine schlechte Arbeit. Manchmal aber machen sie den Kollegen mehr Arbeit, als dass sie nützen. Häufig steht die Klientel, die sie ansprechen unter Alkoholein­fluss. Die merken trotzdem sehr schnell, dass das nicht die Polizei ist. Manchmal kann sich die Situation dann so zuspitzen, dass die Sicherheit­swächter selbst die Polizei rufen müssen. Wird jemand bei einer Straftat ertappt, hat nach Paragraf 127 der Strafproze­ssordnung jedermann das Recht ihn festzuhalt­en, dafür brauchen wir eigentlich keine Sicherheit­swacht. Wir alle müssen mehr hinschauen, die Arbeit der Polizei kann aber auch durch den vermehrten Einsatz der Sicherheit­swacht nicht entlastet werden.

Worauf zielt dann die Initiative Joachim Herrmanns?

Pytlik: Der Minister hat mit der Zusage 2000 neuer Stellen bis 2020 bei der Polizei ja schon den richtigen Weg eingeschla­gen. Bis die zusätzlich­en Polizisten aber ausgebilde­t sind, dauert es drei Jahre. Mit dem aktuellen Vorstoß jetzt will man dieses Loch kaschieren. Man versucht hier händeringe­nd ein Sicherheit­sgefühl zu erzeugen, das es so aber nicht gibt.

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Symbolfoto: Stefan Puchner, dpa Die GdP in Bayern betrachtet die Pläne des Innenminis­ters, die Sicherheit­swacht stärker auszubauen, mit Skepsis.
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Peter Pytlik

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