Mittelschwaebische Nachrichten
Familie Feuerstein
Eine Tour im Auerbergland, die Eindrückliches bereit hält: eine Schlucht mit uraltem Gestein, Mufflons und Römergeschichten
Bernbeuren Wasser und Tiere funktionieren immer. Zumindest, wenn man mit Kindern unterwegs ist. Bietet sich dann noch die Gelegenheit für spannende Geschichten (zum Beispiel über Fred Feuerstein und die alten Römer), ist eine vergnügliche Familienwanderung nahezu garantiert. Zumal der Weg auch für die Eltern immer wieder traumhafte Ausblicke auf Berge und Seen bereit hält. Unsere Tour führt uns auf den Schwäbischen Rigi – besser bekannt als Auerberg.
Wir stellen das Auto kurz hinter dem Ortsausgang von Bernbeuren auf dem beschilderten Wanderparkplatz ab, queren die Straße – und los. Eineinhalb Stunden bis zum Gipfel des Auerberges sagt der Wegweiser. Wir kalkulieren mit dreijährigem Kind für die 270 Höhenmeter mal etwas mehr Zeit ein. Die Kraft sollte dem Kleinen jedenfalls nicht ausgehen, der Rucksack ist mit Getränken, Brotzeit und Stimmungsaufhellern (Gummibärchen) gut gefüllt. Und das Kind ist motiviert. Mit einem Stock, der mal als Schwert, mal als Lanze dient, geht es über saftig grüne Wiesen bergan. Nach einer guten Viertelstunde erreichen wir ein und damit den ersten Höhepunkt der Tour: die Feuersteinschlucht. „Ich will auch Feuer machen“, sagt der Kleine. Nun, die Eltern erklären geduldig, dass das jetzt keine optimale Idee ist. Gemeinsam machen wir uns aber auf die Suche nach Feuersteinen. Frühere Funde dieses Gesteins gaben der Schlucht ihren Namen. Wir sind nicht erfolgreich, doch lässt dieser wohl schönste Wegabschnitt bei allen Beteiligten erst gar keine Enttäuschung aufkommen. Unter einem hochragenden Laubdach wandern wir an einem Bach entlang. Über elf Stege führt der Weg hinauf zu einem kleinen Wasserfall – wildromantisch. Und Kinder machen etliche Entdeckungen, freuen sich an Steinmännle und Wasserrad. Ist die Kuppe erreicht, wartet linker Hand ein Wildgehege, in dem die Wanderer Rotwild und Mufflons beobachten können. Wir treten aus dem Wald und sehen weiter oben zum ersten Mal die Auerbergkirche. Das Kind hat mittlerweile Hunger und Durst. Da trifft es sich, dass am Waldrand eine Bank steht: Brotzeitpause in der Sonne. Weiter geht’s. Ein kurzes Stück an der Straße entlang und nach etwa 50 Metern links abbiegen in den Weg zum Honeleshof. Ein Schild weist den Weg zum Jägersteig. Wir wandern weiter. Zunächst über einen Feldweg, queren am Waldrand entlang bis der Jägersteig rechts abzweigt. Über Wurzeln und Steine geht es nun steil bergauf. Bevor der Pfad wieder im Wald verschwindet wartet wieder eine Bank. Diesmal mit einem grandiosen Bergblick: Die Aussicht reicht vom Wendelstein im Osten, über Zugspitze, die Ammergauer und Allgäuer Alpen bis hin zum Bregenzer Wald.
Das Bergpanorama lässt sich auf einer Schautafel im Detail studieren. Auf der Info-Tafel findet sich auch ein treuer Begleiter der Wanderer: Crispus, der junge römische Kaufmann. Die Wanderung von Bernbeuren auf den Auerberg ist als Erlebnisweg „Via Damasia“ausgeflaggt. Damasia, so hieß die römische Siedlung in der Gipfelregion des Auerberges. Sie gilt als die wohl älteste großflächige römische Siedlung in Bayern. An sieben Stationen bekommen Wanderer beim Aufstieg mit der Figur des Römers Crispus Einblicke in Natur und Lebensraum. Zwei RöWaldstück merrundwege warten zudem unterhalb des Auerberggipfels. Das Kind läuft tapfer, interessiert sich mittlerweile jedoch deutlich weniger für die Römer als für das versprochene Vanilleeis auf dem Gipfel. Die Eltern blicken noch angetan auf den Haslacher See, dann weiter, weiter und da ist sie zu sehen: die St.-Georgs-Kirche auf dem Auerberg. Vorbei an Ziegen, dem Kinderspielplatz strebt der Kleine den Panorama-Gasthof an. Auf der Terrasse dann genießt das Kind sein Eis, die Eltern freuen sich an kühlen Getränken und dem Bergblick. Hinab laufen wir die Aufstiegsroute. Zurück am Auto ist das Kind dann platt. Bevor er im Kindersitz einschläft, sagt der Kleine noch: „Das war ein richtiges Abenteuer.“