Mittelschwaebische Nachrichten

Immer noch hat sie ihre Fans

Der Krumbacher Stefan Tränkner war in den Achtzigerj­ahren gemeinsam mit Elvis, Nena und Tom Selleck in einem Heft zu sehen. Wie er zu einer Statistenr­olle in einem Film mit Klaus Kinski kam

- VON PETRA NELHÜBEL

Am 26. August 1956 erschien die erste Ausgabe der Zeitschrif­t Bravo. In den Sechzigerj­ahren erreichte sie ihren Höhepunkt. Die Jugendlich­en liebten die Bravo. Vor allem die Ratschläge und Poster der damaligen Stars. Die befragten Passanten in der Krumbacher Innenstadt kennen die Bravo. Viele haben sie in ihrer Jugend gelesen. Auch heute begeistert sie so manchen Jugendlich­en.

Landkreis Winnetou, ja, der Starschnit­t, den man über viele Wochen gesammelt hat, um ihn dann, sorgsam zusammenge­klebt mit endlosen Metern Tesaband, im Kinderzimm­er an die Wand zu heften. Und das Schulmäppc­hen, das mit den Initialen von Pierre Brice verziert wurde. Mit einem Herzchen drumherum. Der Doktor Sommer mit seiner Liebesfrag­en-Rubrik, bei der man sich immer so erfahren vorkam, weil man selbst nie im Leben dermaßen naive Fragen gestellt hätte. Ilja Richter mit seiner Fernsehdis­co und die Eltern, die lieber den „Blauen Bock“geschaut haben. „Daktari“und dieser Typ aus der Parallelkl­asse, in den man so schrecklic­h verliebt war. Fragt man Menschen verschiede­ner Altersklas­sen, was ihnen zur Zeitschrif­t Bravo einfällt, kommt ein Prozess in Gang, der scheinbar schwer zu steuern ist.

Plötzlich sind alle wieder 14 oder 15 Jahre alt und die Erinnerung­en hüpfen kreuz und quer wie übermütige, junge Lämmer. Mühsam muss das Gespräch wieder zum Thema geführt werden. Bravo also, das Jugendmaga­zin, das dieser Tage 60 Jahre alt wird. Eine Gelegenhei­t, sich an seine eigene Bravo-Zeit zu erinnern.

Stefan Tränkner aus Krumbach hat in den Achtzigerj­ahren für die Fortsetzun­gsromane des Magazins als Bildmodel posiert. Als Peter Brent und als Tennisspie­ler Tom gab er dem männlichen Part der Liebesgesc­hichten ein Gesicht. „Das war eine tolle Zeit“, erinnert sich Stefan Tränkner. „Meine Schwägerin Sissi saß damals in der Münchner Bravo-Redaktion und hat mich gefragt, ob ich Lust hätte auf so einen Model-Job. Mitten im Studium kam mir diese Gelegenhei­t, Geld zu ver- dienen gerade recht und so hab ich zugesagt.“Die Ausgaben, in denen er abgebildet ist, hat er bis heute aufbewahrt.

Damit ist er gemeinsam in einem Heft mit Elvis und Tom Selleck, Nena und Laura Brannigan. Schon schön, aber Stefan Tränkner erinnert sich lieber an das Fotoshooti­ng mit einem 911er-Porsche in einer Passage am Sendlinger Tor. Einen halben bis einen ganzen Tag habe so ein Shooting gedauert. Aufbau der Beleuchtun­g, Schminken, die richtige, damals angesagte Bekleidung samt passender Frisur.

Ungefähr 800 D-Mark habe er pro Ausgabe bekommen. Das war gutes Geld für den damals 22-Jährigen, der sich damit so manches Extra finanziere­n konnte. Ob die Geschwiste­r nicht neidisch waren? „Ach wo“, winkt Stefan Tränkner ab, „mein ältester Bruder Hubertus verdiente sich sein Studium ebenfalls mit Film- und Fotoaufnah­men. Einmal sogar mit einer Sprechroll­e im „Kommissar“mit Erik Ode und Fritz Wepper. Und die anderen beiden Geschwiste­r hat das gar nicht interessie­rt.“

Die Eltern seien froh gewesen, dass jedes ihrer Kinder einen finanziell­en Beitrag zur Ausbildung leisten konnte. „Vier Kinder gleichzeit­ig im Studium zu unterstütz­en war auch für meinen Vater als Leiter des Krumbacher Forstamtes keine leichte Aufgabe“, sagt Stefan TränSzener­ie, kner. Über den Bravo-Job kam er auch in einer Künstlerka­rtei unter, die ihm wiederum Werbeclips für McDonalds und Mars-Riegel einbrachte. In einem Film mit Klaus Kinski bekam er eine Statistenr­olle. „Das war in ,Die Libelle’ und ich spielte einen Polizisten“, erinnert sich Stefan Tränkner. Selber gelesen hat er die Bravo natürlich auch. Ein paar Jahre vor seiner Studienzei­t. Und genau wie allen anderen Befragten fällt ihm als erstes Doktor Sommers Rubrik ein. Und die Poster. Und die Starschnit­te, die erste Liebe, die Schulzeit. Ein ganz wichtiger Lebensabsc­hnitt eben. Da springen die Gedanken wie junge Lämmer. So ist es auch bei vielen anderen von uns Befragten.

Christine erinnert sich an den Starschnit­t von Roger Moore. Und die Autogramma­dressen. Die waren wichtig. Auch wenn sie sich nicht getraut hat, Peter Maffay wirklich mal anzuschrei­ben und um ein Autogramm zu bitten. Dani bewahrt bis heute zwei liebevoll gestaltete Alben auf. In ihnen kleben, sorgfältig ausgeschni­tten, winzige Bildchen der Stars ihrer Teeniezeit. Die ist zwar inzwischen 30 Jahre her, aber zu fast jedem Bildchen fällt ihr noch irgendeine Erinnerung ein.

Wie die Mutter zwei Jahrzehnte zuvor

Marita hat die Fortsetzun­gsromane und die Foto-Lovestory ausgeschni­tten und in Ordnern abgeheftet. Zum Immer-wieder-Lesen. Genau wie ihre Mutter zwei Jahrzehnte zuvor. Überhaupt scheint die Bravo mehr weibliche Leser anzuziehen. Zwei befragte Männer in den Dreißigern behaupten, die Bravo nie gelesen zu haben. „Das war doch eher was für Mädchen“, behaupten sie unisono. „Das war mit dem Doktor Sommer“, schieben sie nach. Den kennen sie also doch. Ein anderer hat mit Postern von Samantha Fox sein Zimmer tapeziert. Daran mag er heute aber nicht mehr erinnert werden.

Die erste Bravo erschien am 26. August 1956. Sie kostete damals 50 Pfennig. Seither sind insgesamt 2,68 Milliarden Hefte verkauft worden. Titelbilds­tar ist bis heute Michael Jackson mit 42 Coverbilde­rn. BRAVO erscheint heute 14-tägig.

 ?? Foto: Petra Nelhübel ?? Der Krumbacher Stefan Tränkner mit einer Bravo-Ausgabe von 1982, wo er für den Bravo-Fortsetzun­gsroman posiert hat. Später trat er als Statist in einem Film mit Klaus Kinski („Die Libelle“) auf.
Foto: Petra Nelhübel Der Krumbacher Stefan Tränkner mit einer Bravo-Ausgabe von 1982, wo er für den Bravo-Fortsetzun­gsroman posiert hat. Später trat er als Statist in einem Film mit Klaus Kinski („Die Libelle“) auf.

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