Mittelschwaebische Nachrichten
Wie die USA in Syrien scheitern
Türkische Medien meldeten, weitere Truppen und Panzer würden über die Grenze verlegt. Bisher sind mehrere hundert türkische Soldaten, einige Dutzend Panzer sowie rund tausend pro-türkische syrische Rebellen an der Offensive beteiligt.
Die Truppenkonzentration bedeute, dass es nicht nur um die Befreiung der Grenzstadt Dscharablus von der Terrormiliz Islamischer Staat gehe, die ursprünglich als Motiv der Intervention genannt worden war, schreibt die regierungstreue türkische Zeitung Yeni Safak. Nun ist von der Einrichtung einer dauerhaften „Schutzzone“durch die Tür- kei und verbündete syrisch-arabische Milizen auf der syrischen Seite der Grenze die Rede. Damit will Ankara verhindern, dass die Kurden die 90 Kilometer breite Lücke zwischen ihren beiden kontrollierten nordsyrischen Gebieten schließen.
Die Kurden gelten jedoch für die USA als wichtiger Verbündeter im Kampf gegen den IS. Die USA sind in der grotesken Situation, beide Kampf-Parteien zu unterstützen: Washington half den Türken beim Angriff auf Dscharablus mit Kampfjets und Geheimdienstinformationen. Zuvor ließen die USA den Kurden viel Unterstützung beim Kampf gegen den IS zukommen. Nun rief die US-Regierung die syrischen Kurden auf, sich zurückzuziehen, um direkte Auseinandersetzungen mit den einmarschierenden Türken zu vermeiden.
Doch die denken nicht daran: Der Chef der syrischen Kurdenpartei erklärte auf Twitter: Seine Kämpfer seien nicht mit Erlaubnis der USA Richtung Westen vorgerückt und würden sich jetzt auch nicht auf Wunsch der USA wieder zurückziehen. Die Türken will er wieder über die Grenze zurücktreiben: „Früher oder später wird Dscharablus an uns fallen.“
Das Nato-Mitglied Türkei marschiert in Syrien ein und liefert sich schwere Gefechte mit den syrischen Kurden, den wichtigsten amerikanischen Verbündeten im Kampf gegen den IS. Russland und der Iran schauen der türkischen Intervention ohne größere Proteste zu. Nach hochrangigen Gesprächen zwischen Ankara, Moskau und Teheran in jüngster Zeit liegt der Verdacht nahe, dass die Türken in Syrien mit dem Einverständnis der Russen und der Iraner aktiv sind. Dagegen gerät ein anderer Akteur ins Abseits: die USA.
Washington hatte lange versucht, in Syrien die Quadratur des Kreises zu schaffen. Die US-Regierung wollte die Türkei im Kampf gegen den Islamischen Staat ins Boot holen, aber trotzdem gleichzeitig das Bündnis mit den syrischen Kurden stärken. Diese Politik ist jetzt gescheitert. Es könnte sogar passieren, das Soldaten der US-Spezialeinheiten, die im Norden Syriens die Kurden beraten sollen, beim türkischen Vorstoß in Mitleidenschaft gezogen werden.
Die US-Regierung kann nur noch Druck auf die syrischen Kurden ausüben, damit diese den türkischen Panzern aus dem Weg gehen, und die Türken zur Mäßigung ermahnen. Ein Armutszeugnis für die Supermacht Amerika.