Mittelschwaebische Nachrichten

Rosberg gewinnt Chaosrenne­n

Beim Großen Preis von Belgien geht es drunter und drüber. Der Deutsche behält aber den Durchblick. Trotzdem ist er nach dem Rennen nicht ganz zufrieden

- VON KARIN STURM

Spa „Wenn ich unter die Top Ten komme, dann bin ich schon zufrieden“, hatte sich Lewis Hamilton am Samstag noch in Zweckpessi­mismus geübt, angesichts seines Starts aus der letzten Reihe nach zahlreiche­n Motorwechs­eln. Um aber dann gleich hinzuzufüg­en: „Ich hoffe freilich, dass ich mich selbst Lügen strafen kann.“Was der Weltmeiste­r dann auch prompt schaffte: Während Nico Rosberg mit einer fehlerfrei­en Vorstellun­g in Belgien das tat, was er tun musste und einen „Pflichtsie­g“feierte, fuhr Hamilton bis auf Platz drei vor. Eine Leistung, zu der auch ihm sein deutscher Rivale bei den Siegerinte­rviews auf dem Podest sofort gratuliert­e: „Von ganz hinten auf Platz drei, das ist schon eindrucksv­oll“, befand Rosberg, der in der WM-Wertung zehn Zähler aufholte und jetzt noch neun Punkte hinter Hamilton liegt.

Dem Briten half freilich auch der chaotische Rennverlau­f, bei dem sich einige seiner stärksten Konkurrent­en selbst aus dem Rennen beförderte­n. Zuerst krachte es gleich nach dem Start – drei Autos nebeneinan­der passen einfach nicht durch die enge Kurve von La Source. Max Verstappen, der trotz Super-SoftReifen aus der ersten Reihe schlecht weggekomme­n war, und die beiden Ferrari-Piloten Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen versuchten es trotzdem. Ergebnis: Viel Durcheinan­der und drei beschädigt­e Autos.

Immerhin: Alle drei konnten letztlich weiter fahren, wenn auch mit einigem Rückstand.

Am meisten machte am Ende noch Vettel draus, der es immerhin schaffte, sich am Ende bis auf Platz sechs nach vorne zu arbeiten. Verstappen dagegen, wegen dem an die 30000 holländisc­he Fans nach Spa gekommen waren – und dabei erst für ein ziemliches Verkehrsch­aos, dann aber auch für viel Stimmung gesorgt hatten – machte sich mit ein paar Gewaltakti­onen bei seinen Konkurrent­en wieder einmal keine Freunde. Vor allem Räikkönen, mit dem er schon in Ungarn heftig aneinander­geraten war, ließ im Laufe des Rennens am Funk wahre Schimpfkan­onaden über die Fahrweise des 18-Jährigen ab.

Dann flog der Däne Kevin Magnussen nach sechs Runden ausgangs der berühmt-berüchtigt­en Kurve von Eau Rouge bei Tempo 300 spektakulä­r ab, kam aber zum mit einer Schnittver­letzung am linken Knöchel noch glimpflich davon. Die Rennleitun­g versuchte zunächst, unter Einsatz des SafetyCars die massiven Schäden an der Streckenbe­grenzung zu beheben, doch zu Beginn der zehnten Runde unterbrach sie dann das Rennen doch mit der Roten Flagge. Hamilton war zu diesem Zeitpunkt schon Fünfter. Die Unterbrech­ung bedeutete freilich auch: Alle bisherigen Strategiep­läne waren über den Haufen geworfen, da bei Rot Reifen gewechselt werden dürfen.

Als es nach einer Viertelstu­nde weiterging, kassierte der Weltmeiste­r relativ schnell Fernando Alonso im McLaren-Honda, der mit ihm zusammen aus der letzten Reihe gestartet war. Für Nico Hülkenberg im Force India brauchte er ein paar Runden länger, sodass der Rückstand auf den führenden Rosberg knappe zehn Sekunden betrug.

Bald darauf holte sich Hamilton neue Soft-Reifen, wodurch er erst einmal auf Platz neun zurückfiel. Als die Konkurrent­en ihre Stopps ebenfalls absolviert hatten, lag der Weltmeiste­r wieder auf Rang drei, nur noch 1,5 Sekunden hinter DaGlück niel Ricciardo im Red Bull, schon zwölf allerdings hinter Rosberg. Dabei blieb es bis zum Ende. Knapp hinter Hamilton kam Nico Hülkenberg als Vierter ins Ziel – sein bisher bestes Saisonerge­bnis.

Rosberg freute sich über ein perfektes Wochenende, „bei dem ich eigentlich die meiste Zeit alles unter Kontrolle hatte. Auch wenn man natürlich gerade am Start immer unter Druck steht.“Überschwän­gliche Freude war ihm freilich nicht unbedingt anzumerken. Dazu war das Ergebnis des Teamkolleg­en wohl zu gut...

 ?? Foto: Stephanie Lecocq, dpa ?? Nico Rosberg hat den Großen Preis von Belgien gewonnen. In der WM-Wertung allerdings bleibt sein Teamkolleg­e Lewis Hamilton vorne.
Foto: Stephanie Lecocq, dpa Nico Rosberg hat den Großen Preis von Belgien gewonnen. In der WM-Wertung allerdings bleibt sein Teamkolleg­e Lewis Hamilton vorne.

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