Mittelschwaebische Nachrichten

Auf dem Weg nach oben

- VON FRANZ NEUHÄUSER fhn@augsburger-allgemeine.de

Der Mensch kann gar nicht früh genug damit beginnen, über das Leben danach nachzudenk­en. Vorsorge und Planung ist nicht alles, aber erleichter­t vieles.

Fragen Sie Thomas Häßler. In seinem ersten Leben ein großartige­r Fußballer. Beliebt, berühmt, gut bezahlt. Hat in der Nationalma­nnschaft gewirbelt, stand im Weltmeiste­rteam von 1990. Trug das Trikot von großartige­n Vereinen wie dem 1. FC Köln, Juventus Turin, AS Rom, Karlsruher SC, Borussia Dortmund, 1860 München.

Aber im Leben nach der Sportler-Laufbahn? Verlor der Dribbelkün­stler etwas den Ballkontak­t. Große Karriere als Trainer? Hat nicht geklappt. In Köln haben sie ihn mal als Techniktra­iner eingesetzt. Dann war er im Iran. Bei Padideh Maschad, einem Erstligist­en, immerhin. „Eine gute Erfahrung“, sagt Thomas Häßler rückblicke­nd. Das erinnert an den großen Monty-Python-Hit: „Always Look On The Bright Side Of Life“– hab’ immer die Sonnenseit­e des Lebens im Blick. Perfektes Motto, wenn man im Iran sitzt und sieben Monate lang auf das Gehalt wartet.

Der Fernsehsen­der RTL, für den Häßler in diesem Frühjahr tanzte, wird wohl eine bessere Zahlungsmo­ral gezeigt haben. Und „Icke“wird auch die Auftritte bei „Let’s dance“bestimmt als gute Erfahrung verbucht haben.

Zumal damals schon feststand, dass er ab dem Sommer eine feste Anstellung haben wird. Im Fußball! Als Trainer! Dass es nur die Truppe des Achtligist­en Italia Berlin ist, die er auf Vordermann bringen soll – geschenkt. Einer wie Thomas Häßler ist auch über einen solchen Job froh. Denn daheim habe er nur die Wand angestarrt und es war das einzige Angebot, das ihm vorlag. Erzählte er in naiver Offenheit bei der Vorstellun­g als Italia-Coach.

Jetzt hat die Saison begonnen – und es läuft gut. Zwei Spiele, zwei Siege. Am vergangene­n Wochenende, beim zweiten Saisonspie­l, hat Häßlers Mannschaft sogar Schlagzeil­en gemacht. Kleine, aber immerhin. Das Berliner Boulevardb­latt B.Z. titelte: „Häßler zwingt Gegner zur Aufgabe“. Wow!

Im Text allerdings erfährt der geneigte Leser: Es waren die hohen Temperatur­en und die Tatsache, dass sie mit nur zehn Mann angetreten waren, die den Italia-Gegner VfB Hermsdorf II zur Aufgabe in der Halbzeit bewogen haben. Da Italia zu dem Zeitpunkt mit 7:0 führte, bestand kaum noch Hoffnung auf eine Trendwende. War halt auch eine gute Erfahrung für die Hermsdorfe­r.

Und Thomas Häßler? Soll Italia in den nächsten acht bis zehn Jahren in die dritte Liga führen. Die ersten Schrittche­n sind gemacht. Viel Glück auf dem weiteren Weg nach oben, Icke.

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Foto: dpa Thomas Häßler
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