Mittelschwaebische Nachrichten
Angriff auf Ichenhauser Bürgermeister
Polizeireport Franz Zenker wollte in der Stadt für Ruhe sorgen. Dann wurde er attackiert
Ichenhausen So leicht wirft einen Franz E. Zenker nichts um. Als Busunternehmer und -fahrer, als Feuerwehrmann und als Kommunalpolitiker hat der 56-Jährige schon eine ganze Menge erlebt. So etwas wie am Dienstagabend ist dem Zweiten Bürgermeister Ichenhausens aber noch nie passiert. Auf dem Schlossplatz, im Herzen seiner Heimatstadt, wurde Zenker von Randalierern beschimpft, beleidigt und angegriffen. Jetzt will der Ichenhauser Anzeige gegen die Täter erstatten.
Dass er in der Stadt nach dem Rechten sieht, ist Zenker in vielen Jahren als Stadtrat in Fleisch und Blut übergegangen – derzeit vertritt er zudem Rathauschef Robert Strobel. Dass er am Dienstagabend gegen 20.35 Uhr zum Schloss fuhr, war kein Zufall, sagt Zenker gegenüber unserer Zeitung. „Es hatte mehrere Beschwerden von Nach- barn wegen Ruhestörung in dem Bereich gegeben. Ich wollte mir selbst ein Bild davon machen.“Zenker stellte seinen Wagen am Schlossplatz ab und nahm den Fußweg Richtung Tiefgarage. Dort schallte ihm bereits laute Musik entgegen. Die Polizei berichtet, dass vier junge Männer dort Musik in „deutlich störender Lautstärke“hörten und Passanten anpöbelten. Zenker machte, was er schon oft getan hat: Er sprach die Jugendlichen an und bat sie, die Musik auszuschalten und sich leiser zu unterhalten, um die Anwohner nicht zu stören.
Doch zwei aus dem Quartett reagierten anders als erwartet. „Ich wurde gefragt, was ich denn wolle und wer ich überhaupt sei“, schildert Zenker das Geschehen. Erneut habe er sich als Bürgermeister vorgestellt und die Gruppe des Platzes verwiesen – jedoch ohne Erfolg. „Die beiden kleineren haben den anderen bestätigt, dass ich der Bürgermeister bin. Trotzdem wollten sie ihre Namen nicht nennen und auch nicht gehen. Das ging so etwa zehn, fünfzehn Minuten hin und her.“Schließlich zückte Zenker sein Smartphone, um für die Polizei Fotos von den Jugendlichen zu machen. „Dann hat mir der eine mein Handy aus der Hand geschlagen.“Nach ein paar Minuten hin und her bekam Zenker das Telefon zwar zurück – doch der Ärger ging weiter. „Der Ältere hat mich angegriffen, mir den Ellbogen in den Brustkorb gedrückt und den Kopf gegen meinen Kopf geschlagen.“Zweimal habe der andere Jugendliche den Angreifer von ihm weggezogen. Danach wurde der Zweite Bürgermeister bespuckt und beschimpft. Auch Drohnungen fielen, nicht zuletzt gegen Zenkers Frau. Dann flüchteten die Angreifer.
Der 56-Jährige zog sich daraufhin in sein Auto zurück, verschloss die Türen und alarmierte die Polizei. „Die Beamten kamen sehr schnell. Bald erhielt ich dann einen Anruf von einem der Polizisten, ich solle die Jugendlichen beschreiben. Dann hieß es: Wir haben sie.“Am Bahnhof hatten die Polizeibeamten zwei junge Männer im Alter von 16 und 18 Jahren aus dem Landkreis Günzburg gestellt. Dass es auch anders geht, erlebte Zenker kurze Zeit später, denn in der städtischen Tiefgarage hatte sich ebenfalls eine größere Gruppe Jugendlicher getroffen. Von Zenker angesprochen, hatten die sich einsichtig gezeigt und das Gelände anstandslos verlassen.
Der Vorfall hat den Kommunalpolitiker sehr mitgenommen. Seine Zivilcourage lässt er sich jedoch nicht nehmen. „Ich werde mich auch künftig nicht zurückziehen und etwas sagen“, so Zenker. „Wahrscheinlich werde ich das aber nicht mehr alleine tun.“Seine körperliche Präsenz und seine Bekanntheit hatten in diesem Fall nichts ausrichten können. „Und als der Angreifer auf mich zukam, war mir klar: Ich bin keine 30 mehr.“