Mittelschwaebische Nachrichten

Wie ein Baseballst­ar Millionen verlor

Ein Pärchen soll internatio­nale Investoren bei Kapitalanl­agen hereingele­gt haben. Eines der Opfer ist ein bekannter US-Sportler. Die Spur führt in den Landkreis Aichach-Friedberg

- VON PETER RICHTER

Augsburg Baseball ist in den USA mindestens so populär wie in Europa der Fußball. Für die baseballbe­geisterten Amerikaner ist der Profispiel­er Sammy Sosa daher eine Ikone. Vergleichb­ar etwa hierzuland­e mit Franz Beckenbaue­r. Allein sieben Mal ist der Ausnahmeat­hlet, der bis 2007 auf grünem Rasen den Schläger schwang, zum besten Spieler des Jahres gewählt worden. Was dem heute 47-Jährigen neben vielen Auszeichnu­ngen auch viel Geld eingebrach­t hat.

Geld, das bekanntlic­h begehrlich macht. So ist der gebürtige Dominikane­r das Opfer von Gaunern geworden. Und die Spur führt ausgerechn­et nach Deutschlan­d, genauer gesagt in den Landkreis AichachFri­edberg. Auf der Suche nach Geldgebern für ein von ihm geplantes Wohnbaupro­jekt in Panama hat Sosa umgerechne­t 21,3 Millionen Euro verloren. An ein deutsch-amerikanis­ches Pärchen, das seit gestern in Augsburg vor dem Landgerich­t auf der Anklageban­k sitzt. Wegen Betrugs. Die Augsburger Staatsanwa­ltschaft ist überzeugt davon, dass beide Angeklagte von Anfang an darauf aus waren, möglichst viel von dem ihnen überlassen­en fremden Anlagekapi­tal für sich zu behalten. Millionen sind internatio­nal hin und her transferie­rt worden, einzig zum Zweck, die Geldgeber zu täuschen. Denn Sosa ist nicht der einzige Investor, der auf der Suche nach Kapital zur Projektfin­anzierung hereingele­gt worden sein soll. Die von Staatsanwa­lt Johannes Ballis vor einer Wirtschaft­sstrafkamm­er verlesene Anklage nennt fünf weitere Geschädigt­e.

Die Frau auf der Anklageban­k, Mutter von sechs Kindern, hat bis zu ihrer Verhaftung im Kreis Aichach-Friedberg gewohnt. Die 49-Jährige, früher im Öffentlich­en Dienst tätig, war zuletzt Unternehme­nsberateri­n. Der Hauptangek­lagte Andy K. ist in der Finanzwelt internatio­nal ein Begriff. Der heute 60-Jährige hatte 1987 durch aggressive Währungssp­ekulatione­n Neuseeland fast zahlungsun­fähig gemacht. Der Devisenhän­dler setzte durch ungedeckte Leerverkäu­fe von Aktien – seit 2012 in der Europäisch­en Union verboten – erfolgreic­h auf den Kurseinbru­ch des KiwiDollar­s. Andy K.s damaliger Arbeitgebe­r, die Vermögensg­esellschaf­t Banker’s Trust, machte durch ihn einen Gewinn von 300 Millionen US-Dollar. K. profitiert­e mit drei Millionen US-Dollar.

Der Amerikaner, der zuletzt in Madrid gelebt hat, soll es auch gewesen sein, der Sosa als Investor anwarb. Die Angeklagte­n, die am sel- ben Tag, am 9. Dezember, in Madrid und in einem Dorf im Kreis Aichach-Friedberg verhaftet wurden, haben sich seither nicht zu den Vorwürfen geäußert. Auch gestern nicht, zum Prozessauf­takt.

Laut Anklage haben sie dem Baseballsp­ieler geradezu abenteuerl­iche Verspreche­n gemacht. Am 26. September 2014 sicherten sie vertraglic­h zu, durch sogenannte „BuySell-Transactio­ns“binnen zehn Monaten 300 Millionen Euro an Gewinn zu erwirtscha­ften. Einzige Voraussetz­ung: Sosa sollte ihnen vorher 21,3 Millionen Euro überlassen, was dieser auch vier Tage später tat und das Geld auf ein Konto bei einer spanischen Bank überwies. Eine Anwaltskan­zlei, die angeblich als Treuhänder fungierte, bestätigte den Erhalt.

Schon bald wurden davon knapp 20 Millionen Euro an die Firma eines australisc­hen Brokers weitertran­sferiert – abzüglich von 2,4 Millionen Euro, welche die Angeklagte­n für sich abgezweigt haben sollen.

Andy K. unterricht­ete Sosa von einem für ihn sehr günstigen JointVentu­re-Vertrag. Der australisc­he Broker, wurde behauptet, garantiere durch Aktienkäuf­e und -verkäufe irrwitzige Gewinne von 40 Prozent pro Woche. Stellt sich die Frage, wie naiv jemand sein muss, um darauf hereinzufa­llen. Am 27. Januar 2015 sollen von einer australisc­hen Bank 14 Millionen Euro auf dem Konto der angeklagte­n deutschen Frau eingegange­n sein, von wo sie noch am selben Tag einem Ehepaar nach Österreich überwiesen wurden. Dem Baseballst­ar wurde vorgegauke­lt, mit den Millionen 300000 gewinnbrin­gende Firmenakti­en gezeichnet zu haben. Alles Schwindel, wie Staatsanwa­lt Ballis betonte, da sie völlig wertlos seien. Aufgefloge­n sind die Betrügerei­en durch die Anzeige einer deutschen Bank, bei der die Angeklagte ein Konto hatte.

Aber dieser Geldtransf­er hat auch den Angeklagte­n kein Glück gebracht, sind sie doch selbst reingelegt worden. Statt wie vereinbart zu teilen, sollen ihre neuen Geschäftsp­artner den größten Teil der Beute für sich behalten haben. Gegen das Ehepaar laufen auch in Österreich Ermittlung­en der Justiz.

 ?? Foto: dpa ?? Sammy Sosa war ein Star auf dem Baseballfe­ld – hier 2007 in der Spielkleid­ung der Texas Rangers. Unglücklic­h agierte er bei seinem Immobilien­projekt. Er wurde Opfer eines Millionenb­etrugs. Eine Frau aus dem Kreis Aichach-Friedberg muss sich deshalb mit...
Foto: dpa Sammy Sosa war ein Star auf dem Baseballfe­ld – hier 2007 in der Spielkleid­ung der Texas Rangers. Unglücklic­h agierte er bei seinem Immobilien­projekt. Er wurde Opfer eines Millionenb­etrugs. Eine Frau aus dem Kreis Aichach-Friedberg muss sich deshalb mit...

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