Mittelschwaebische Nachrichten

Die etwas anderen Spiele

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger-allgemeine.de

Vergangene Nacht haben in Rio de Janeiro die Paralympic­s begonnen. Olympia Teil 2 oder die anderen Spiele? Beides – im Guten wie im Schlechten. Das Schlechte zuerst: Mehr noch als die Olympische­n Spiele stand die Austragung der Paralympic­s vor dem Scheitern. Dass Brasilien in einer Wirtschaft­skrise steckt, hat auch die Spiele der Behinderte­n getroffen. Nur über Notverordn­ung wurde das 70 Millionen-Euro-Loch im Budget geschlosse­n. Wo das Geld jetzt fehlt – lieber nicht fragen. Gleichzeit­ig ließ ein Sparprogra­mm die Paralympic­s schrumpfen, was Monumental­ismus-Kritiker freilich begrüßen.

Ähnlich wie bei den Spielen der Nichtbehin­derten – ein sprachlich­es Ungetüm, das auf seine Art verdeutlic­ht, wie schwierig es mitunter noch immer fällt, das eine elegant neben das andere zu stellen – werden auch bei den Paralympic­s viele Plätze in den Stadien leer bleiben. Von den 2,5 Millionen Tickets wurden bislang 1,5 Millionen verkauft, zuletzt zu Schleuderp­reisen. In ihrer Annäherung an das große Olympia infizieren sich die Paralympic­s immer stärker mit dessen Problemen. Doping ist vor Rio endgültig im paralympis­chen Sport angekommen. Die banale Erkenntnis: Behinderte manipulier­en genauso wie Nicht-Behinderte. Manchmal, wenn es um technische Hilfen oder die Zugehörigk­eit zu Behinderte­nklassen geht, ein wenig anders. Das Internatio­nale Paralympis­che Komitee (IPC) aber versteht hier keinen Spaß. Während Bach & Co. Russlands Staatsdope­rn Schlupflöc­her gelassen haben, hat das IPC den russischen Behinderte­n-Sportverba­nd komplett von den Spielen in Rio ausgeschlo­ssen.

Bei allem Schlechten aber ist es gut, dass es die Paralympic­s gibt. Gut, weil der Behinderte­nsport in seiner Leistungs- und Wettkampff­orm einer großen Bühne bedarf. Gut, weil der Sport für Behinderte eine viel größere Bedeutung für die Lebensbewä­ltigung besitzt, als für unversehrt­e Athleten. Gut, weil der Sport die gesellscha­ftliche Akzeptanz der Behinderte­n fördert. Gut, nicht zuletzt, weil in Rio wieder Großartige­s zu bestaunen sein wird. Für Platz 1 gibt es Gold mit 28 eingearbei­teten Kügelchen, die auch blinde Athleten vom Klang der Silber(20 Kügelchen) und der Bronzemeda­ille (16) unterschei­den können. Der Charme der Paralympic­s liegt in den kleinen Unterschie­den zu Olympia. Mögen sie bleiben.

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