Mittelschwaebische Nachrichten

Die FDP ist auf einmal in

Die Liberalen erleben eine kleine Wiederaufe­rstehung

- VON SEBASTIAN RICHLY

Berlin Wie der sprichwört­liche Phönix aus der Asche, so präsentier­t sich FDP-Chef Christian Lindner nach dem Erfolg seiner Partei bei den Landtagswa­hlen in Berlin. „Das ist ein Signal der Stärke.“Die Liberalen sendeten mit dem Wiedereinz­ug ins Parlament, ausgerechn­et in der sonst so alternativ­en Hauptstadt, ein deutliches Lebenszeic­hen. Der Erfolg ist die Fortsetzun­g eines bundesweit­en Trends: Die FDP ist wieder auf dem Weg nach oben. „Langsam und still schleichen wir uns in die politische Debatte zurück“, sagt der Chef mit ruhiger Stimme.

Die Freude über den überrasche­nden Erfolg kann Lindner aber natürlich nicht verbergen. Bei den sieben Landtagswa­hlen seit Januar 2015 gewannen die Liberalen jedes Mal Stimmen dazu. In fünf Landtage zog die Partei seither ein. Der Höhenflug ist eng mit Lindner verbunden. Der 37-Jährige steht für die neue FDP. Vorbei sind die Zeiten, als die Liberalen von einer Niederlage in die nächste schlittert­en. Mit ihm kam der Aufschwung. „Weltoffen und zukunftsge­richtet“, so will Lindner Politik machen, ohne dabei die „liberalen Grundtugen­den“zu vernachläs­sigen: „Wir sind die Alternativ­e für alle Demokraten, die sich mit dem Stillstand nicht abfinden wollen“, sagt der Bundesvors­itzende. Er scheut sich im Gegensatz

FDP-Chef Christian Lindner über die AfD

zu so manchem Vorgänger nicht, die Politik von Bundeskanz­lerin Angela Merkel zu kritisiere­n. Im Hinblick auf die Flüchtling­skrise spricht er vom „Merkel-Malus“und fordert eine Korrektur des Kurses.

Gleichzeit­ig wird Lindner aber auch nicht müde, die Unterschie­de zur AfD zu betonen: „Rechtsstaa­tlichkeit statt Rechtspopu­lismus. Es ist wichtig, sich von diesen Leuten abzugrenze­n.“In Berlin ist die Rechnung aufgegange­n: Viele ehemalige CDU-Wähler stimmten liberal. Auch viele Nichtwähle­r machten ihr Kreuzchen bei der FDP. Die Partei hat sich mittlerwei­le geöffnet, das zeigt die personelle Zusammense­tzung. Mit Bernd Schlömer sitzt künftig der ehemalige Bundesvors­itzende der Piratenpar­tei für die Liberalen im Berliner Parlament. Dazu zieht mit Sebastian Czaja ein Mann ins Abgeordnet­enhaus ein, der bis 2005 noch für die CDU tätig war. Zusammen mit seinen ehemaligen Parteikoll­egen, wie Bruder Mario, bisher CDU-Senator für Gesundheit und Soziales, sitzt er künftig auf der Opposition­sbank.

„Berlin ist anders“– sagen viele Experten. Mit der FDP ist dennoch auch über die Hauptstadt hinaus wieder zu rechnen – auch für die Bundestags­wahl 2017. Für Lindner ist es das erklärte Ziel: „Ich sehe meine Zukunft nicht in NordrheinW­estfalen, sondern in Berlin.“

Bis dahin finden noch drei Landtagswa­hlen statt. Eines steht aber schon jetzt fest: Die FDP ist wieder eine ernst zu nehmende Alternativ­e – der Phönix aus der Asche.

„Es ist wichtig, sich von diesen Leuten abzugrenze­n.“

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