Mittelschwaebische Nachrichten
WhatsApp-Nutzer sollten nun handeln
Warum Verbraucherschützer dem Kurzmitteilungsdienst eine Frist setzen
Berlin Deutsche Verbraucherschützer haben WhatsApp wegen der angekündigten Weitergabe der Telefonnummern von Nutzern an Facebook abgemahnt. Bei der Übernahme des Kurzmitteilungsdienstes 2014 habe Facebook öffentlich bekundet, dass WhatsApp unabhängig bleiben solle, erläuterte der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). „Verbraucher vertrauten also darauf, dass ihre Daten allein bei WhatsApp bleiben und kein Datentransfer zu Facebook erfolgt. Ihr Vertrauen wurde enttäuscht.“Die Verbraucherschützer setzten WhatsApp eine Frist bis zum 21. September, eine Unterlassungserklärung abzugeben.
Facebook hatte Ende August angekündigt, die Dienste fast zwei Jahre nach der über 20 Milliarden Dollar teuren Übernahme enger miteinander verzahnen zu wollen. Künftig sollen die Telefonnummer des WhatsApp-Nutzers sowie Informationen dazu, wie häufig der Kurzmitteilungsdienst genutzt wird, an Facebook weitergegeben werden. Durch den Abgleich der Nummer solle unter anderem relevantere Werbung bei Facebook angezeigt werden. Auch die FreundeSuche solle so verbessert werden.
Von dem Hamburger Datenschutzbeauftragten Johannes Caspar kam bereits scharfe Kritik an den Änderungen. Zugleich hatte WhatsApp betont, dass Facebook keinesfalls Zugang zum Inhalt von Kurzmitteilungen bekommen werde. Mit der Einführung der Ende-zu-EndeVerschlüsselung im Frühjahr seien sie ohnehin nur für die beteiligten Nutzer und nicht einmal für WhatsApp selbst einsehbar, hieß es.
Die Verbraucherzentrale rät Nutzern von WhatsApp, dass sie umgehend ihre Datenschutzeinstellungen prüfen und einer Nutzung ihrer Daten für Facebookwerbung widersprechen sollen. Grund: Bis zum 25. September müssen WhatsApp-Nutzer ihre Einwilligung zu neuen Nutzungsregeln des Messengers geben. Die einzige wirksame Möglichkeit zum Widerspruch ist nach Einschätzung der Verbraucherzentrale die Löschung von WhatsApp. Wer das Programm aber weiter nutzen will, kann zumindest der Auswertung der Verbindungsdaten zu Werbezwecken durch Facebook widersprechen. Dazu geht man in die Einstellungen von WhatsApp unter „Account“und entfernt das Häkchen oder verschiebt den Regler bei „Meine Account-Info teilen“. Das Abschalten der Datennutzung bedeutet aber nicht, dass die Daten nicht erhoben und an Facebook weitergegeben werden. Nach Informationen von WhatsApp sollen sie aber im Widerspruchsfall nur für Zwecke wie der Verbesserung von Infrastruktur und Zustellsystemen oder der Bekämpfung von Spam und Missbrauch genutzt werden.
Von der Weitergabe der Telefonnummern sind nicht nur Nutzer der App betroffen. Laut Verbraucherzentrale werden auch Daten von im Telefonbuch gespeicherten Nutzern weitergegeben – selbst wenn sie keine WhatsApp-Nutzer sind. Weil dies nach Ansicht der Verbraucherschützer geltendem Recht widerspricht, hat der vzbv rechtliche Schritte gegen WhatsApp eingeleitet. (dpa)