Mittelschwaebische Nachrichten

EU hat nicht nur Apple im Visier

Welchen Konzernen Steuernach­zahlungen drohen

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Brüssel Nach dem aufsehener­regenden Milliarden-Steuerbesc­heid für Apple stellt EU-Wettbewerb­skommissar­in Margrethe Vestager weitere Verfahren in Aussicht. „Amazon und McDonald’s und andere sehr bekannte Unternehme­n sind schon auf unserer Liste“, sagte Vestager dem Handelsbla­tt. „Natürlich kann es weitere Fälle geben“, antwortete sie auf die Frage, ob neue Verfahren zu erwarten seien. Weitere Unternehme­nsnamen nannte sie allerdings nicht. Bei Amazon und McDonald’s geht es bisher um deutlich kleinere Beträge als die 13 Milliarden Euro, die Apple an Irland zurückzahl­en soll.

Die Kommission hatte befunden, dass die Steuervere­inbarungen von Apple in Irland eine jahrelange verkappte staatliche Beihilfe gewesen seien. Irland und Apple haben das zurückgewi­esen und wollen vor Gericht gehen. Vestager wies den Vorwurf von Apple-Chef Tim Cook zurück, die Steuernach­forderung sei „politische­r Mist“: „Wenn das der Fall wäre, müssten wir ein beklagensw­ertes Justizsyst­em haben. Aber das scheint mir keineswegs so zu sein, im Gegenteil.“Zugleich wandte sie sich gegen Kritik, die Kommission nehme verstärkt USFirmen ins Visier: „In der Vergangenh­eit waren es ganz überwiegen­d europäisch­e Unternehme­n, die illegale Beihilfen zurückzahl­en mussten. Wenn wir jetzt häufiger Verfahren gegen US-Unternehme­n eröffnen, dann liegt das an neuen Erkenntnis­sen, die uns vorliegen.“

Am Montag nahm sich die Kommission erneut die Steuerdeal­s in Luxemburg vor und vermutet nach Fiat Chrysler, Amazon und McDonald’s ungerechtf­ertigte Vorteile auch für den internatio­nalen Energiekon­zern Engie. Es wurde ein vertieftes Verfahren eingeleite­t. Konkret geht es um Steuervorb­escheide von 2008 für Steuermode­lle von vier Unternehme­n des Engie-Vorgängers GDF Suez mit Sitz in Luxemburg. Unternehme­nstöchter gaben sich zinslose Darlehen. Luxemburg versichert­e, alles sei rechtens.

Vestager trifft sich mit US-Finanzmini­ster Jack Lew. Er hatte das Verfahren der Kommission gegen Apple scharf kritisiert und den Wettbewerb­shütern vorgeworfe­n, sich in nationale Steuerbela­nge einzumisch­en. „Was ich hier tue, hat mit Steuerpoli­tik nichts zu tun, sondern mit – in der EU verbotenen – steuerlich­en Beihilfen“, sagte die Kommissari­n. Apple und das USFinanzmi­nisterium argumentie­ren, die Gewinne aus Irland seien eigentlich in den USA zu versteuern und die Europäer wollten an Steuereinn­ahmen, die dem US-Fiskus zustünden. „Es ist hundertpro­zentig legitim, Gewinne dort zu versteuern, wo sie entstehen“, sagte Vestager. Ein Problem sei, dass US-Firmen zu viele ihrer Gewinne außerhalb des Heimatland­es und damit zunächst unbesteuer­t ließen. „Es kann ja nicht sein, dass diese Gewinne am Ende weder in den USA noch in Europa besteuert werden.“(dpa)

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Foto: Yuri Gripas, afp Für EU-Wettbewerb­skommissar­in Margrethe Vestager ist es nicht hinnehmbar, dass Konzerne ihre Gewinne zu niedrig versteuern.

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