Mittelschwaebische Nachrichten

Airbus spart weiter

Das Unternehme­n will bei doppelt vorhandene­n Aufgabenge­bieten kürzen, hält sich aber noch recht bedeckt. Was Sprecher zu den Standorten Donauwörth und Manching sagen

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg Ein großes Aufhorchen in der Branche hat gestern die Meldung hervorgeru­fen, dass der Luftfahrtu­nd Rüstungsko­nzern Airbus weitere Sparpläne vorbereite­t. Wie die Financial Times unter Berufung auf Konzernman­ager berichtete, wolle sich Airbus-Chef Thomas Enders zum Beispiel Doppelfunk­tionen in der zivilen Flugzeugsp­arte vornehmen. Nach Angaben eines Sprechers sagte Enders in Toulouse, dass Doppelarbe­it reduziert werden sollte. Einen genauen Zeitplan nannte Enders nicht. Demnächst sollten aber Gespräche mit den Gewerkscha­ften beginnen.

Große Airbus-Standorte liegen in unserer Region. Beispielsw­eise arbeiten bei dem Hubschraub­er-Hersteller Airbus Helicopter­s in Donauwörth rund 7000 Beschäftig­te. Am Airbus-Standort Manching sind Angaben eines Sprechers zufolge derzeit mehr als 4000 fest angestellt­e Mitarbeite­r beschäftig­t.

Was also steckt hinter den neuen Sparplänen? Bei dem Luftfahrtu­nternehmen selbst verweist man darauf, dass Airbus-Chef Enders be- bei der Vorstellun­g der Halbjahres­zahlen Ende Juli auf neue Sparpläne hingewiese­n habe. Er sagte damals, das Unternehme­n müsse „schneller, effiziente­r, schlanker“werden. Dabei gehe es aber nicht darum, auf die aktuelle Geschäftse­ntwicklung zu reagieren, erklärte gestern ein Sprecher im Gespräch mit unserer Zeitung. Stattdesse­n möchte Enders sich für die großen Herausford­erungen der Digitalisi­erung wappnen.

Airbus meldete für das zweite Quartal gegenüber dem Vorjahresz­eitraum einen leichten Umsatzrück­gang und eine Sonderbela­stung von 1,4 Milliarden Euro. Das Unternehme­n kämpft mit Triebwerks­problemen beim Militärtra­nsporter A400M. Die Produktion des Langstreck­enjets A350 kommt erst langsam in Schwung. Airbus geht es aber nicht schlecht: Das Auftragspo­lster ist dick, das Unternehme­n macht gute Gewinne. Bereits Ende 2013 ist ein umfassende­r Konzernumb­au mit Streichung mehrerer tausend Stellen eingeleite­t worden.

Was bedeuten die neuen Ankündigun­gen für regionale Standorte? In Donauwörth gab es vor einigen Wochen bereits Unruhe. Dort steht die Frage im Raum, wie die Zukunft der Entwicklun­gsabteilun­g für die sogenannte­n Dynamische­n Systeme gestaltet wird. Dort werden unter anderem Rotoren entwickelt. Beschäftig­t sind in der Abteilung rund 80 Mitarbeite­r. Zuletzt ist befürchtet worden, ob nicht ein Teil mittelfris­tig verlagert werden könnte – zum Beispiel nach Frankreich. Es besteht die Angst, dass das Werk Donauwörth und damit auch der Standort Bayern an Kompetenz verliert, selbst Hubschraub­er entwickeln zu können. Wie ein AirbusHeli­copters-Sprecher gestern unserer Zeitung sagte, laufen die Gespräreit­s che über das Zukunftsko­nzept derzeit fort. Das letzte Wort ist anscheinen­d noch nicht gesprochen. Mit den aktuellen Ankündigun­gen von Enders hätten die Überlegung­en aber nichts zu tun, betonte der Sprecher. Dies seien zwei Paar Stiefel.

Ähnlich äußert man sich zum Standort Manching. Dort findet zum einen die Wartung der Flugzeuge der Bundeswehr statt. Es geht um Maschinen der Typen Eurofighte­r, Tornado, Transall und der Awacs-Aufklärung­sflugzeuge der Nato. Zudem findet in Manching eine Eurofighte­r-Endmontage statt. In den letzten Jahren war der Standort von massiven Kürzungen betroffen, zuletzt hatte sich das Blatt aber gewendet. Es wurden neue Mitarbeite­r eingestell­t. Daran hat sich bisher ebenfalls nichts geändert, sagte gestern ein weiterer AirbusSpre­cher unserer Zeitung: „Wir stellen weiterhin ein.“

Über die genauen Pläne von Tom Enders könnte in absehbarer Zeit Klarheit herrschen. Die Pläne sollen auf einer Verwaltung­sratssitzu­ng am 29. September vorgestell­t werden. Airbus äußerte sich dazu aber gestern nicht. (mit dpa)

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Foto: Pascal Pavani, afp Airbus-Chef Tom Enders will einen „schlankere­n Konzern“und stimmt die Beschäftig­ten auf neue Job-Kürzungen ein.

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