Mittelschwaebische Nachrichten

Gut gebrüllt! Bayern und seine Liebe zum Löwen

Geschichte und Geschichte­n des Symbol- und Wappentier­s im Füssener Barockklos­ter

- VON MARKUS RÖCK

Füssen Er steht für Kraft und Wehrhaftig­keit, eine Herrscherf­amilie oder gleich ein ganzes Land. Er symbolisie­rt das personifiz­ierte Böse, wird als Haustier gehalten, macht, wenn er bezwungen ist, starke Männer zu Halbgötter­n und ziert Öfen als Symbol für das Hitzige. In all diesen Formen und Funktionen ist der Löwe in der Wanderauss­tellung „Gut gebrüllt – Löwen aus Bayerns Schlössern und Burgen“des Heimatmini­steriums zu sehen und zu erleben. Sie ist nun im Museum der Stadt Füssen und damit erstmals in Schwaben zu sehen.

Der Standort ist wohl gewählt, liegt er doch nur einen Katzenspru­ng vom wohl am meisten, wenn auch meist unbewusst fotografie­rten Löwen der Welt. Den ließ König Ludwig II. einst am Giebel von Schloss Neuschwans­tein anbringen. Damit ist er praktisch auf jedem Bild des Märchenbau­s, wie Bernd Schreiber, Präsident der Bayerische­n Schlösserv­erwaltung bei der Ausstellun­gseröffnun­g meinte. Um diesen Löwen in der Ausstellun­g groß darstellen zu können, musste man allerdings im Schloss eine Drohne steigen lassen, verriet Dr. Matthias Memmel beim Eröffnungs­rundgang. Er hat die Ausstellun­g gemeinsam mit Katharina Heinemann kuratiert.

50 Werke im Original, darunter neben Figuren und Gemälden unter anderem Teppiche, Medaillen und Tafelgesch­irr, sowie 100 Reprodukti­onen laden zu einem Parcours durch die bayerische Landesgesc­hichte im Spiegel des Löwen ein. Den hatten die Wittelsbac­her 1214 vom Rhein importiert, als sie dort Pfalzgrafe­n wurden. Zusammen mit den weiß-blauen Rauten wurde der Pfälzer Löwe rasch zum Symbol des gesamten Wittelsbac­her Territoriu­ms. Die Herrscherf­amilie schmückte sich zudem mit dem Löwenfell, weil sie sich zeitweise auf einen „Hercules Alemannus“als Ahnherr berief. So sind auch die vielen Darstellun­gen des griechisch­en Halbgotts in bayerische­n Schlössern zu erklären, der den Löwen mal erwürgt, mal durch Maulverrei­ßen ums Leben bringt, um sein Fell als Zeichen von Mut und Stärke zu tragen. Aber auch lebendig machte sich der König der Tiere gut, um Macht und Stärke der Herrscher zu demonstrie­ren. So tönte einst furchteinf­lößendes Brüllen durch die Residenzan­lagen Münchens und Landshuts, bis im Dreißigjäh­rigen Krieg der Aufwand für Futter und Betreuung wohl zu groß wurde. Stattdesse­n ließen sich die Herrscher wie Kurfürst Max Emanuel gleich selbst als Löwen titulieren.

Im 1806 neu gegründete­n bayerische­n Königreich, dem nun auch Schwaben und das Allgäu angehörten, setzte Ludwig I. dem Löwen an der Seite der bayerische­n Symbolfigu­r Bavaria an der Theresienw­iese ein großes Denkmal in Bronze. Wie andere große Figuren ist diese in der Ausstellun­g als Leuchtkast­en präsent, mit Ansichten auch von hinten und den Seiten. In den folgenden Jahren wurde der Löwe dann immer wichtiger, um dem preußische­n Adler Paroli zu bieten und Eigenständ­igkeit zu demonstrie­ren, wie auch Karikature­n aus dem Simpliciss­imus zeigen. Wie allgegenwä­rtig der Löwe in Bayern ist, von Türknäufen über Tischaufsä­tze bis zu prunkvolle­n Kaminen, zeigt eine weitere Abteilung der Ausstellun­g. Sie ist auch als Aufforderu­ng zu verstehen, die Augen offen zu halten für die vielen teils versteckte­n Löwen, die sich in Bayern nicht nur in Schlössern finden lassen.

Und wer das alles nur noch zum Brüllen findet, kann das am Ende der Ausstellun­g in den „BavariaBrü­ll-Studios“tun. Dort, so war zu hören, liegen die Schwaben derzeit in Führung. Aber in die Oberpfalz kommt die Ausstellun­g ja erst noch.

Die Ausstellun­g ist bis 13. November täglich, außer montags, von 11 bis 17 Uhr im Barockklos­ter St. Mang in Füssen zu sehen. Der Eintritt: sechs Euro, ermäßigt vier Euro, Schulklass­en sind frei.

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Foto: Matthias Becker Dieser Löwe zierte die Bettbalust­rade von Ludwig II.

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