Mittelschwaebische Nachrichten

Ein Flaggschif­f an der B 17

Was lange währt, wird endlich gut. Über sieben Jahre stand die Augsburger Arena „nackt“da. Jetzt wird sie verkleidet, weil der Namensgebe­r es nicht mehr mit ansehen wollte

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg Vielleicht geht die Heimschwäc­he des FC Augsburg – nur drei der letzten 19 Heimspiele hat der Bundesligi­st gewonnen – bald zu Ende. Stefan Reuter jedenfalls hat wieder Hoffnung geschöpft. „Ich habe es den Vorständen der WWK schon gesagt, dass wir diesen Termin als Startschus­s nehmen, um eine Serie hinzulegen“, erklärte der FCA-Manager mit einem Hauch Selbstiron­ie bei der Vorstellun­g der Fassadenpl­äne des Hauptspons­ors WWK für die Augsburger Arena.

Seit der Eröffnung 2009 war die fehlende Verkleidun­g ein Thema. Auch bei der WWK, die seit einem Jahr nicht nur die Brust des FCA ziert, sondern auch Namensgebe­r der Arena ist. „Für uns war es von Anfang an äußerst schmerzhaf­t zu sehen, wie unser WWK-Logo hier auf einem Gebäude steht, das noch nicht fertig ist“, blickte WWK-Vorstandsv­orsitzende­r Jürgen Schrameier gestern auf seine persönlich­e Leidenszei­t zurück. Wenn alles gut geht, wird das Logo seiner Firma im Frühjahr in die neue Fassade integriert sein.

Ein Geflecht aus Röhren, das an ein Vogelnest erinnert, wird zukünftig das Betonpfeil­er-Gerippe der Arena in rund vier Metern Höhe umgeben. Insgesamt werden 20000 Meter aluminiume­loxierte Einzelstäb­e der Firma Roschmann aus Gersthofen (Landkreis Augsburg) verbaut. Beleuchtet wird das Geflecht durch 135 eingebunde­ne LED-Leuchtstäb­e sowie durch LED-Leuchtstra­hler der österreich­ischen Firma Zumtobel. „Geldmäßig ist das für uns eher ein kleiner Auftrag, aber es wird unser Flaggschif­f sein“, sagt Vorstandsm­itglied Alfred Felder.

Jede Farbkombin­ation ist möglich, doch die Grundausle­uchtung erfolgt in den Vereins- und Stadtfarbe­n Rot, Grün und Weiß. Das verspricht Jürgen Schrameier: „Es wird ein Highlight für die Stadt.“Der WWK-Chef ist vom Konzept der Augsburger Architekte­n Titus Bernhard und Peter Kögl begeistert. Diese hatten die Pläne bereits 2009 fertig. Doch sie landeten schnell in der Schublade.

Jetzt werden sie mit modernerer Technik doch noch verwirklic­ht. Sehr zur Freude der Architekte­n. Titus Bernhard sagte gestern: „Wir sind in den vergangene­n Jahren x-mal gefragt worden, wann die Fassade kommt. Uns blieb nur das Prinzip Hoffnung. Jetzt freuen wir uns, dass wir die Fassade doch noch bekommen.“Ihr Werk wird endlich vollendet.

Denn ursprüngli­ch war eine Verkleidun­g von der Stadt zwingend vorgeschri­eben, auch weil der Neubau an einer repräsenta­tiven Stelle entstanden ist: direkt neben der Bundesstra­ße B17, der Hauptverke­hrsader im Süden der Stadt.

2011 entband die Stadt den FCA von dieser Verpflicht­ung, um dem Klub den sportliche­n Überlebens­kampf in der Bundesliga zu erleichter­n. Die Stadt sicherte sich selbst das Recht, die Fassade zu erstellen. Was angesichts der klammen kommunalen Kassen eine Nichtreali­sierung über Jahre bedeutete.

Selbst architekto­nisch empfindsam­e Bürger hatten sich in dieser Zeit an die hüllenlose Arena gewöhnt. Den meisten FCA-Fans war die Außenansic­ht sowieso egal.

Der WWK aber nicht. Der Versichere­r nahm die Verschöner­ung selbst in die Hand. Es soll auch ein Zeichen der Nachhaltig­keit der Liaison mit dem FCA sein. Der Vertrag als Namensgebe­r läuft über zehn Jahre plus fünf Jahre Option. Schrameier: „Wir treten als Bauherr und Eigentümer der Fassade auf. Die Finanzieru­ng erfolgt komplett über die WWK.“

Sehr zur Freude des neuen FCAFinanz-Vorstandes Michael Ströll: „Der FCA geht keinerlei finanziell­e Verpflicht­ungen ein.“Jetzt haben die sparsamen Schwaben ihre Fassade doch noch bekommen, so wie es sich der ehemalige FCA-Präsident Walther Seinsch wohl schon von Anfang an gewünscht hatte.

Zahlen wurden gestern keine genannt, doch soll die Fassade dem Vernehmen nach rund drei Millionen Euro kosten. Leisten kann sich das die WWK, beträgt das Eigenkapit­al doch über 270 Millionen Euro.

Die Bauarbeite­n beginnen im November, bei laufendem Betrieb. Architekt Kögl: „Wir nützen die zwei Wochen zwischen den Heimspiele­n, um ein, zwei Segmente aufzubauen. Danach kommt alles hinter einen Bauzaun, bis die Partie vorbei ist.“

FCA-Manager Reuter ist begeistert: „Mit dem Inneren des Stadions sind wir schon seit Jahren glücklich. Jetzt ist auch die Hülle perfekt.“Nun müssen nur noch seine Profis die richtigen Ergebnisse liefern.

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Computeran­imation: Bernhard & Kögl Architekte­n, Zumtobel Lighting, GmbH Die Augsburger Arena am Abend – noch ist das Bild nur vom Computer erzeugt.

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