Mittelschwaebische Nachrichten
Der Ländersammler
Der meistgereiste Deutsche erzählt
„In meiner Jungenwelt war der Krieg ein Abenteuer, die Nachkriegszeit ein Tor, das sich ins Fremde öffnete und meine Phantasie beflügelte.“
Durch dieses Tor ist Wolfgang Stoephasius auch in seinem späteren Leben so oft gegangen, dass er als der meistgereiste Deutsche gilt. Jetzt hat der ehemalige Kriminalhauptkommissar und „Großvater aller Traveller“, mittlerweile 74 Jahre alt, ein Buch über die „Highlights seines Reiselebens“geschrieben: „In 70 Jahren um die Welt“.
Immerhin 281 Länder und alle 193 UN-Staaten hat er besucht – nicht immer auf die bequeme Tour, doch auch hin und wieder im Rahmen einer Pauschalreise. Bei all den Reisen, die Stoephasius unternommen hat, ist er auch auf die Menschen vor Ort zugegangen, hat sich Gedanken gemacht über die Not der Flüchtlinge und die Armut vor Ort und die Inszenierung von heilen Reisewelten. Der Ländersammler war natürlich auch da, wo sich normale Touristen nicht hin wagen – in Afghanistan oder im Südsudan. Und doch kommen die Erzählungen oft ziemlich banal daher. Da würde man sich mehr Reflexion wünschen und weniger Ausführlichkeit bei der Beschreibung von Dinnern an Bord. Auch die Auswahlkriterien sind nur schwer nachvollziehbar. Aber bei so vielen Reisen verliert man wohl den Überblick über das, was wirklich wichtig ist und das, was man getrost vergessen könnte. Lilo Solcher
Wolfgang Stoephasius, In 70 Jahren um die Welt, Ullstein, 412 S., 10,99 Euro