Mittelschwaebische Nachrichten
Vorhang auf!
Haus der Kunst: Pläne zur Umgestaltung
München Nein, das macht keinen Sinn. Dass ein für die Stadt so wichtiges Gebäude „hinter einem grünen Vorhang aus Bäumen verschwindet“, erklärt David Chipperfield. Der britische Stararchitekt hat in München seine Pläne für das Haus der Kunst vorgestellt, und die sehen nicht nur behutsame Umgestaltungen im Inneren vor. Chipperfield will den denkmalgeschützten Bau vor allem wieder sichtbar machen.
Der 62-jährige Experte für Museumssanierungen sieht keinen Grund, den „durch die Nazi-Ideologie kontaminierten Komplex“weiterhin durch schamhaftes Verdecken zu bestrafen. Er könne die Bedenken zwar verstehen; Ziegel tragen für Chipperfield allerdings keine Schuld. Überhaupt sei der von Paul Ludwig Troost ab 1933 entworfene Bau ideal für die Präsentation zeitgenössischer Kunst, schon durch die großzügigen Räume. In den Hauptsälen soll nun wieder Oberlicht einkehren. Und während der Ostflügel wie bisher für Ausstellungen bestimmt ist, sieht Chipperfield im besonders maroden Westteil des Gebäudes mehr Flexibilität vor etwa durch eine Universalbühne.
Dass sich direkt hinter dem Haus der Englische Garten öffnet, ist für den Architekten von allergrößtem Reiz. Derzeit blickt man von der Terrasse vor allem auf einen gut gefüllten Parkplatz. Eine Katastrophe, man kann Chipperfield nur beipflichten. Im Gegensatz zur Südfassade mit ihrer neoklassizistischen Kolonnade dürfte auf der Rückseite tatsächlich der Blick in die Natur schweifen, geplant ist ein gastronomischer Mix mit Lounge-Atmosphäre. Am richtigen Platz macht Grün jedenfalls Laune. So, wie die Präsentation von Deutschlands Museumsbaumeister Nummer eins (Wiederaufbau Neues Museum Berlin, Museum Folkwang Essen). Jetzt muss nur noch der Geldhahn etwas weiter aufgedreht werden – 58 Millionen Euro stellt der Freistaat bereit. Ludwig Spänle, der zuständige Minister und Aufsichtsratsvorsitzende im Haus der Kunst saß in der ersten Reihe und wirkte sehr amused. Christa Sigg