Mittelschwaebische Nachrichten

Die Raser sind täglich im Visier

Verkehr Viele Gemeinden engagieren Tempokontr­olleure. Das Überwachun­gsunterneh­men hat keine Kapazitäte­n mehr

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Landkreis/Königsbrun­n Als eine „geschlosse­ne Gesellscha­ft“präsentier­t sich derzeit das Kommunalun­ternehmen Verkehrsüb­erwachung Schwaben-Mitte (VSM). Das Unternehme­n mit Sitz in Königsbrun­n wird getragen von 31 Kommunen, darunter auch 13 aus dem Landkreis Günzburg, und nimmt derzeit keine neuen Mitglieder auf, wie kaufmännis­cher Vorstand Petra Haupeltsho­fer auf Anfrage unserer Zeitung bestätigte.

Dabei gibt es weitere Interessen­ten, die die Tempokontr­olleure und Geschwindi­gkeitsüber­wacher engagieren wollen. Das Kommunalun­ternehmen, formell eine Anstalt des öffentlich­en Rechts, ist in jüngster Zeit schnell gewachsen, erläutert Haupeltsho­fer. Innerhalb von zwei Jahren sind zehn neue Kommunen dazu gekommen, es wurden weitere Messfahrze­uge beschafft und das Personal aufgestock­t sowie Arbeitspro­zesse angepasst. Bei einem zu großen Wachstum müsste das Unternehme­n seine Struktur erneut verändern. Deshalb habe sich der Verwaltung­srat für einen Aufnahmest­opp bis Frühjahr 2017 ausgesproc­hen. Derzeit werden die Kapazitäte­n des Unternehme­ns ausgelotet. Danach soll über die weitere Unternehms­ausrichtun­g beraten werden.

Die Mitgliedsk­ommunen seien mit der Arbeit des gemeinsame­n Unternehme­ns zufrieden, begründet Haupeltsho­fer den Erfolg. Verkehrsüb­erwachung selbst zu organisier­en, sei für kleinere Kommunen teuer, aufwendig und komplizier­t. „Die Kommunen sind mit dieser Aufgabe alleine gelassen, besonders wenn sich die Polizei daraus immer weiter zurückzieh­t.“Die VSM wurde 2007 aus einer Not heraus gegründet. Bis 2006 verteilte im Auftrag von rund 180 Kommunen der bayernweit agierende „Zweckverba­nd für Kommunale Verkehrsüb­erwachung in Bayern“die Knöllchen für Temposünde­r und Falschpark­er. Doch der wurde aufgelöst, nachdem Prüfer Unregelmäß­igkeiten bei der Abrechnung festgestel­lt hatten. Zu den „Gründungsv­ätern“ der Verkehrsüb­erwachung Schwaben-Mitte zählt Albert Teichner, Justiziar der Stadt Königsbrun­n und juristisch­er Vorstand der VSM. Er ist überzeugt: Das neue Unternehme­n wurde so konzipiert, dass es gar keinen Misserfolg geben könne: „Da das Unternehme­n nicht auf Gewinn ausgericht­et ist, kann es nur Gewinner geben.“Die Verwarnung­sund Bußgelder fließen komplett unmittelba­r den Kommunen zu, in deren Gebiet sie anfallen. Unabhängig davon verschickt das Unternehme­n Rechnungen für die bestellten und erbrachten Dienstleis­tungen. Dabei sind die Kostensätz­e für die Dienstleis­tungen so kalkuliert, dass am Jahresende möglichst eine schwarze Null erzielt wird. Im ersten Halbjahr 2016, so informiert Haupeltsho­fer, wurden den Kommunen circa 340000 Euro für die Überwachun­g des ruhenden und fließenden Verkehrs in Rechnung gestellt. Alle Verwarn- und Bußgelder addierten sich von Januar bis Juni 2016 auf rund 345 000 Euro.

Für die Geschwindi­gkeitskont­rollen werden in den 31 Orten nach einem regelmäßig­en „Fahrplan“vier digitale Messanlage­n aktiviert: zwei „Einseitens­ensoren“und zwei Radaranlag­en. Sie werden von vier Angestellt­en bedient. Ebensoviel­e Mitarbeite­r hat die VSM für die Überwachun­g des ruhenden Verkehrs, also der geparkten Autos, im Einsatz. Die wird mittlerwei­le komplett vor Ort mit dem Smartphone durchgefüh­rt. Die Außendiens­tmitarbeit­er werden von der Bayerische­n Verwaltung­sschule auf ihren Einsatz vorbereite­t und sind entspreche­nd zertifizie­rt. Wollte man mehr Kommunen aufnehmen, dann müsste das Unternehme­n sowohl Technik als auch Personal aufstocken. Das sei möglich, aber man will es nicht überstürze­n. (maker)

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Foto: S. Wyszengrad Immer mehr Gemeinden engagieren Tempokontr­olleure.

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