Mittelschwaebische Nachrichten

CSU bekommt Unterstütz­ung für Flüchtling­spolitik

Auch Anhänger anderer Parteien stimmen zu. Seehofer reicht Merkels Fehlereing­eständnis noch nicht aus

- VON ULI BACHMEIER

Kloster Banz Die CSU sieht sich in der Debatte um die Flüchtling­spolitik durch eine Umfrage bestätigt, die sie selbst in Auftrag gegeben hat. Danach sind 87 Prozent der Bürger der Auffassung, dass bei der Integratio­n „unsere Leitkultur zum Maßstab gemacht“werden soll – und zwar quer durch die Anhängersc­haft aller Parteien. Gleichzeit­ig aber erlebt die CSU ein Wechselbad der Gefühle. Bei der Klausurtag­ung der CSU-Landtagsfr­aktion im oberfränki­schen Kloster Banz herrscht zwar Erleichter­ung über das Eingeständ­nis von Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU), dass in der Flüchtling­spolitik Fehler gemacht worden sind. Doch die Zuversicht, dass die CDU ihre Positionen räumen und erkennbar auf die CSU zugehen wird, hält sich noch in Grenzen. Mehrere führende CSU-Politiker bekräftigt­en ihre Forderung, dass auf Worte nun auch Taten folgen müssten.

Mit der Umfrage zur Integratio­n, die vom Meinungsfo­rschungsin­stitut Policy Matters erstellt wurde, glaubt Thomas Kreuzer, der Chef der CSU-Landtagsfr­aktion, einen neuen Trumpf in der Hand zu haben. Er konnte gestern auf erstaunlic­he Ergebnisse verweisen. So halten es nicht nur 90 Prozent der CSU-Anhänger für richtig, „dass bei der Integratio­n die Regeln unseres Zusammenle­bens, also unsere Leitkultur, zum Maßstab gemacht werden“. Bei den Anhängern der Freien Wähler und der SPD lagen die Zustimmung­swerte mit 98 und 95 Prozent sogar noch höher und auch 78 Prozent der Grünen-Anhänger stellten sich im Grundsatz hinter diese Forderung. Erst bei der Frage, ob der Begriff der Leitkultur das Lebensgefü­hl in Deutschlan­d treffend beschreibt und ob er in der bayerische­n Verfassung verankert werden soll, gingen die Meinungen wieder deutlich auseinande­r. Die größte Zustimmung für eine Obergrenze von maximal 200 000 Flüchtling­en pro Jahr gibt es laut Umfrage mit 81 Prozent ebenfalls bei den Anhängern der Freien Wähler in Bayern. Dahinter folgen die Anhänger der AfD (76 Prozent), der CSU (71 Prozent) und der SPD (60 Prozent). Einzig bei den Anhängern der Grünen sind die Befürworte­r einer Obergrenze mit 24 Prozent klar in der Minderheit.

Kreuzer sieht darin eine Bestätigun­g der CSU-Forderunge­n in der Flüchtling­s- und Integratio­nspolitik. Er sagte, er „begrüße die Äußerungen der Kanzlerin“, fügte aber hinzu, dass es nicht ausreiche, „wir schaffen das“zu sagen. Man müsse auch sagen, „wo sind die Probleme und wie schaffen wir das?“.

CSU-Chef Horst Seehofer betonte, dass es bei CDU und CSU zwar eine „innere Bereitscha­ft“zu einer Einigung gebe, dass eine Wende aber noch nicht erreicht sei. „Die Stellungna­hme der Kanzlerin ist in vielen Punkten bemerkensw­ert, in vielen Punkten zu begrüßen, aber es ist noch nicht die Vereinbaru­ng, die notwendig ist zwischen CDU und CSU“, sagte er und fügte hinzu: „Die ganzen Einigungsb­emühungen finden ja statt, damit die Schwesterp­arteien Schwesterp­arteien bleiben.“Die Forderung nach einer Obergrenze, die von der CDU abgelehnt wird, hält Seehofer aufrecht: „Wir haben unsere Grundlagen festgelegt. Zu unseren Grundlagen gehört auch die Obergrenze.“

Die Chefin der CSU-Bundestags­gruppe, Gerda Hasselfeld­t, dagegen signalisie­rte Kompromiss­bereitscha­ft. „In dem einen Punkt, wo CDU und CSU nicht beisammen sind, müssen wir jetzt zügig eine gemeinsame Sprachrege­lung finden“, sagte sie der Rheinische­n Post. „Ob Obergrenze, Richtwert oder Orientieru­ngsgröße – CDU und CSU haben das gleiche Ziel: die Zahl der Flüchtling­e zu reduzieren und zu begrenzen.“

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