Mittelschwaebische Nachrichten
War der tote Pirat ein Mörder?
Berliner Abgeordneter soll 27-jährigen Mann getötet haben
Berlin Dramatische Wende im Fall des tot in seiner Wohnung aufgefundenen Piratenpolitikers Gerwald Claus-Brunner: Die Polizei geht davon aus, dass der 44-jährige Berliner Abgeordnete offenbar schon einige Tage vor seinem Tod einen 27-jährigen Mann umgebracht haben soll. Das Opfer sei durch „stumpfe Gewalt gegen den Oberkörper“getötet worden, teilte die Polizei mit. Die Leichen von Claus-Brunner und dem zweiten Mann waren am Montagnachmittag in der Wohnung des Abgeordneten in Berlin-Steglitz gefunden worden.
Laut Polizei bot sich in der Wohnung ein „schauriges Bild“, das auf ein Tötungsdelikt hindeute. Der mögliche Mord geschah allerdings nicht in Claus-Brunners Wohnung, sondern in der des Opfers. Demnach müsste der Politiker die Leiche in seine eigene Wohnung transportiert haben: „Der Mann ist in einer anderen Wohnung zu Tode gekommen“, bestätigte Justiz-Sprecher Martin Steltner entsprechende Medienberichte. Zudem habe das Opfer offenbar schon längere Zeit Stalking-Vorwürfe gegen den 44-jährigen Politiker erhoben.
Die Darstellung der Bild, wonach Claus-Brunner das Opfer missbraucht haben soll, wies die Staatsanwaltschaft zurück. Der Politiker soll sich selbst mit einem Stromschlag getötet haben. Zuvor schrieb der 44-Jährige noch eine Art Abschiedsbrief an die Zentrale der Piratenpartei. Darin hieß es, dass er bereits tot sein werde, wenn der Brief zugestellt wird. Mitarbeiter verständigten daraufhin die Polizei. Die Partei teilte anschließend mit, dass Claus-Brunner unheilbar krank gewesen sei. Allerdings soll es nach der Obduktion daran Zweifel geben.
Im Juni hatte der Politiker in seiner letzten Rede im Abgeordnetenhaus eine Anspielung auf seinen Tod gemacht: Man werde für ihn „am Anfang irgendeiner Plenarsitzung mal aufstehen dürfen und eine Minute stillschweigen“. (AZ, dpa)