Mittelschwaebische Nachrichten

Zu warm für Winterjack­en

Wegen des milden Septembers kaufen die Kunden bisher wenig Herbst- und Winterklei­dung. Auf die große Rabattschl­acht müssen die Verbrauche­r aber noch etwas warten

- VON KATJA ROTH

Augsburg Das gute Wetter im September belastet den Einzelhand­el. Im Vergleich zum Vorjahr haben Kunden bisher weniger Herbst- und Winterklei­dung gekauft. Der Effekt zeigt sich auch in unserer Region: Das sei auch in Bayern so, bestätigt Bernd Ohlmann, Geschäftsf­ührer des Handelverb­ands Bayern. Betroffen seien vor allem der Textilhand­el und Schuhläden.

Das Wetter macht dem Einzelhand­el demnach schon seit geraumer Zeit einen Strich durch die Rechnung. Ohlmann betont, dass bereits das Weihnachts­geschäft 2015 unter dem warmen Winter gelitten habe. „Und auch Anfang des Sommers hat keiner daran gedacht, Sandalen zu kaufen“, meint Ohlmann. Bei dem verregnete­n Sommerstar­t hätten sich Kunden eher Gummistief­el zulegen wollen. Der Sommerschl­ussverkauf Ende Juli sei dann zwar besser gelaufen, jetzt würden die vollen Lager dem ein oder anderen Ladenbesit­zer aber wieder Kopfschmer­zen bereiten.

Auch beim Modehaus Jung in Augsburg hat sich der sonnige Sep- tember bemerkbar gemacht. „Generell lief das Geschäft im September gut. Übergangsk­leidung hat sich zum Beispiel wie gewohnt gut verkauft. Bei den Winterjack­en haben wir aber bemerkt, dass die Kunden zurückhalt­ender sind“, sagt Geschäftsf­ührer Roland Aberle. Mit dem Wetterumsc­hwung am Samstag habe sich das aber direkt gelegt. Auch dicke Winterjack­en würden sich mittlerwei­le gut verkaufen.

Und noch etwas macht dem Einzelhand­el zu schaffen: Ohlmann betont, dass auch das Online-Geschäft eine nicht zu unterschät­zende Konkurrenz ist. Einzelhänd­lern rät er daher, das Internet nicht zu verteufeln, sondern es zu nutzen: „Eine eigene Homepage ist ein absolutes Muss“, sagt Ohlmann. „Händler mit einer Online-Allergie werden sich nur schwer am Markt behaupten können.“Im Idealfall sollten Händler ihre Ware auch online verkaufen. Kaufen die Kunden weniger, versuche der Einzelhand­el, mit Rabatten zum Kaufen zu animieren. Das schafft laut Ohlmann aber nur kurzfristi­g Abhilfe: „Die Kunden gewöhnen sich an die häufigen Rabatte und springen langfristi­g weniger darauf an.“Wenn ein großes Geschäft mit den Rabatten anfängt, ziehen die anderen zwangsläuf­ig nach. Auch in Augsburg hätten die Schlussver­käufe dadurch nicht mehr die gleiche Wirkung wie früher.

Denken die Einzelhänd­ler also angesichts der warmen Witterung bereits über Rabatte für die Herbstund Winterkoll­ektion nach? Sonja Heidemann vom Modehaus Wöhrl in Augsburg verneint dies bisher: „Wegen der zwei Wochen gibt es bei uns noch keine Rabatte“, meint die Geschäftsf­ührerin. Auch bei Wöhrl habe man zwar gemerkt, dass die Kunden bisher deutlich weniger Winterarti­kel im Vergleich zum Vorjahr gekauft haben. Seit Freitag habe es aber einen Umschwung gegeben und das Geschäft laufe gut: „Der Herbstanfa­ng hat sich einfach ein bisschen verspätet“, zeigt sich Heidemann zuversicht­lich.

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Foto: SGappa, Fotolia Erst seit einigen Tagen sind in den Geschäften Winterjack­en gefragt. Das Wetter war bisher einfach zu warm.

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