Mittelschwaebische Nachrichten

Sie sind die Zukunft des Handwerks

110 Gesellen aus neun Berufsinnu­ngen wurden im Konstantin-Vidal-Haus in Oberelchin­gen freigespro­chen

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Günzburg/Neu-Ulm „Handwerk ist das Werk der Hand, beseelt vom Herzen, geleitet vom Verstand.“Mit diesem Zitat des Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi leitete Kreishandw­erksmeiste­r Michael Stoll im Oberelchin­ger Konstantin­Vidal-Haus die Freisprech­ung von 110 Gesellen aus neun Berufen der Kreishandw­erkerschaf­t Günzburg/ Neu-Ulm ein. Kurze Grußworte der Ehrengäste aus Handwerk und Politik und die kurzweilig­e Moderation des Obermeiste­rs der Bäckerinnu­ng Günther Weindl sollten unterstrei­chen, dass das Handwerk jungen Menschen für ihre Zukunft auch heute noch einen „Goldenen Boden“bereitet. Davon waren auch vier befragte Junggesell­en aus dem Bezirk der Kreishandw­erkerschaf­t überzeugt.

„Ich bin überglückl­ich“strahlte die 40-jährige Luciana Licari bei der Entgegenna­hme ihres Gesellenbr­iefes. Die ausgebilde­te Kunstthera­peutin hat im Bezirkskra­nkenhaus Günzburg als zweiten Beruf das Bäckerhand­werk erlernt und will nun Kunst und Backen in der Beschäftig­ungstherap­ie im Krankenhau­s verbinden. Alexander Kränzle ist stolz darauf, mit seiner Ausbildung als Maler im Farbenhaus Burgau eine sichere Grundlage für seine Zukunft gelegt zu haben. Er will in seinem Lehrbetrie­b als Geselle weiterarbe­iten. Der Zimmererge­selle Maximilian Merkle aus Biberachze­ll hat sich gleich nach seiner Ausbildung für ein Studium entschiede­n. Er studiert jetzt Bauingenie­urwesen in Stuttgart und die Friseurin Jessica Bradt will als Gesellin im Lehrbetrie­b erste Erfahrunge­n sammeln, um in einigen Jahren die Meisterprü­fung

abzulegen. Die Vielfalt der Ausbildung­swege und die Möglichkei­ten zur Weiterbild­ung betonte auch Günter Weindl, der Obermeiste­r der Bäckerinnu­ng GünzburgKr­umbach. Er wies darauf hin, dass der Trend zum Hochschuls­tudium immer mehr junge Leute auf einen Lebensweg führe, der allzu oft in einer beschäftig­ungsarmen und schlecht bezahlten Einbahnstr­aße münde. Er zitierte den ehemaligen

Arbeitsmin­ister Norbert Blüm der einmal feststellt­e: „Es kann doch nicht der Sinn von Bildung sein, dass jeder Einsteins Relativitä­tstheorie erklären, aber keiner mehr einen tropfenden Wasserhahn reparieren kann.“Das Handwerk bilde die Fachleute aus, damit ein solcher Notstand nicht eintreten könne, so Weindl. Der CSU-Bundestags­abgeordnet­e Georg Nüsslein betonte, dass der Gesellenbr­ief so gut oder

vielleicht sogar besser sei als ein Bachelor. Nach dem Bachelor komme der Master, nach dem Gesellenbr­ief komme der Meister, „weiter so“, bestärkte Nüsslein die Junghandwe­rker. Sein SPD-Kollege KarlHeinz Brunner wünschte ihnen nach einem Blick zurück auf ihre gute Ausbildung einen positiven Ausblick auf das, was vor ihnen liege. Neu-Ulms stellvertr­etender Landrat Roland Bürzle und Günzburgs

stellvertr­etende Landrätin Monika Wiesmüller-Schwab beglückwün­schten die Losgesproc­henen zu ihrem „Sprung auf das Treppchen“und baten sie in der Region zu bleiben, weil sie hier gebraucht würden.

Mit dem Spruch „Gott schütze unser ehrbares Handwerk“schloss Kreishandw­erksmeiste­r Michael Stoll die Feier, die von der JazzCombo der Musikschul­e Weißenhorn umrahmt wurde. (mde)

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Foto: Manfred Deger 110 Junghandwe­rker aus den Landkreise­n Neu-Ulm und Günzburg haben in Oberelchin­gen ihren Gesellenbr­ief überreicht bekommen.

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