Mittelschwaebische Nachrichten
Polizei: Junger Syrer plante Bombenattentat
16-Jähriger mit IS-Kontakten wurde in Kölner Flüchtlingslager festgenommen. Konkretes Anschlagsziel bisher nicht bekannt
Köln Die Kölner Polizei hat offenbar einen Bombenanschlag in Deutschland verhindert. Nach deren Erkenntnissen soll ihn ein am Dienstag festgenommener syrischer Kriegsflüchtling geplant haben. Der 16-Jährige habe in Internet-Chats seine „unmissverständliche Bereitschaft“geäußert, einen solchen Anschlag zu begehen, sagte Klaus-Stephan Becker, Direktionsleiter Kriminalität bei der Kölner Polizei, am Mittwoch vor der Presse.
Von einem Chatpartner im Ausland habe der junge Mann „ganz konkrete Anweisungen“zum Bau einer Bombe erhalten, so Becker. Es gibt allerdings bisher keine Hinweise darauf, dass sich der 16-Jährige bereits mit Material dafür versorgt hatte. Ein konkretes Anschlagsziel sei auch nicht bekannt, sagte Kölns Polizeipräsident Jürgen Mathies. Die Tat stand nicht unmittelbar bevor. Gleichwohl bestehe der „dringende Tatverdacht der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat“, sagte Leitender Oberstaatsanwalt Jakob Klaas.
Der 16-Jährige stand demnach in intensivem Kontakt zu einem im Ausland lebenden Chatpartner mit IS-Bezügen. Zur islamistischen Szene in Deutschland hatte er dagegen nach derzeitigen Erkenntnissen keinen Kontakt. Der entscheidende Hinweis auf den 16-Jährigen kam aus Kreisen der Ditib-Moschee im Kölner Stadtteil Porz.
Der Chatpartner soll den jungen Syrer mit Anleitungen zum Bau von Sprengvorrichtungen versorgt haben. Die beiden hätten sich auch darüber ausgetauscht, wo sie platziert werden sollten, um eine besonders große Wirkung zu erzielen.
Der Jugendliche war gemeinsam mit seinen Eltern und seiner Schwester vor dem Krieg in Syrien geflohen und am 4. Januar 2015 in Dülmen im Münsterland erfasst worden. Die Familie kam dann in eine Flüchtlingsunterkunft in Köln. Dort wurde der 16-Jährige im Juni dieses Jahres erstmals von der Polizei überprüft, weil er sich auffällig verändert haben sollte. Es seien damals aber nur wenige Bilder mit Bezug zum IS auf seinem Handy entdeckt worden, sagte Mathies.
Am 2. September folgte die nächste Überprüfung, und nach einem weiteren Hinweis wurde der Jugendliche am Dienstag in einer als Flüchtlingsunterkunft genutzten Turnhalle von einem Sondereinsatzkommando der Polizei festgenommen. Diesmal fanden die Ermittler Belege für eine viel weiter gehende Radikalisierung. Becker sprach von einer „Turbo-Radikalisierung“. Mathies sagte: „Hier hat sich ein Verhalten innerhalb von drei Monaten ganz deutlich verändert.“
Eine Richterin erließ am Mittwochabend Haftbefehl wegen Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. Der 16-Jährige komme in Untersuchungshaft, sagte ein Polizeisprecher. (dpa)