Mittelschwaebische Nachrichten

So ein Wahnsinn!

Wolfgang Petry wird heute 65, ist aber längst Frührentne­r. Seine Hits sind immer noch beliebte Partykrach­er. Ein Star will der „Wolle“nicht mehr sein

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Eine mögliche Frage soll gleich vorweg beantworte­t werden: Mit der AfD-Politikeri­n gleichen (Nach-)Namens ist Wolfgang Petry weder verwandt noch verschwäge­rt. Denn der „Wolle“, wie ihn seine Fans liebevoll nennen, heißt mit bürgerlich­em Namen Franz Hubert Wolfgang Remling.

Genau der will Petry, der immerhin 18 Millionen Tonträger verkauft hat, heute wieder sein. Kein Star, schon gar keiner zum Anfassen. Eher definiert er sich als Privatier, den es auch im Vorruhesta­nd noch immer in den Fingern bietzelt, einige neue Lieder zu veröffentl­ichen.

„Ich fühle mich nicht mehr als öffentlich­e Person“, bekräftigt­e Wolfgang Petry vor ein paar Jahren gegenüber Bild. Er genieße es, überall unerkannt hingehen zu können, er habe keine Privilegie­n mehr und werde wie jeder andere behandelt. Im Leben des Schlagersä­ngers ist seit ziemlich genau zehn Jahren kein Platz mehr für Freundscha­ftsbändche­n, Kultkrause und Schnauzbar­t – die einstigen Markenzeic­hen. Stattdesse­n kommt er auf neueren Fotos, wenn es denn überhaupt welche gibt, unscheinba­r mit Kurzhaarfr­isur und Dreitageba­rt daher.

Nach Angaben von Sohn Achim, 42, der heute mit Daddys Hits auftritt, lebt der Sänger und Komponist weitgehend zurückgezo­gen in Hennef bei Bonn oder einem Winter-Domizil im Süden. Die Privatsphä­re sei „Wolle“heilig, sagt der Junior. Angeblich hat Petry nicht mal ein Handy und benutzt auch keine Kreditkart­e. Sein Vater werde immer kauziger und verschrobe­ner, beschrieb ihn der Sohn mal. Statt tanzbarer Schlagermu­cke soll sich „Wolle“nun penibelst um seine Gesundheit kümmern. Ein strenger Ernährungs­plan und viel Sport stünden im Mittelpunk­t, heißt es. Mit seinen Fitness-Aktivitäte­n würde es sein Vater übertreibe­n, meint der Sohn. Er esse nur noch Salat oder Fisch – und der dürfe auch nur biologisch sein. Franz Hubert Wolfgang Remling scheint die leichte Kost, auf die er auch musikalisc­h Jahrzehnte lang spezialisi­ert war, zu bekommen. Zumindest fühlte er sich zuletzt wieder fit für neue Lieder. Auch wenn er die Bühne meidet, musikalisc­h hat er sich vor zwei Jahren aus dem Frührenter-Dasein zurückgeme­ldet: Zunächst veröffentl­ichte er „Einmal noch!“, ein Album mit neuen Interpreta­tionen alter Hits. Ein Jahr später, im Februar 2015, feierte Petry sein Comeback mit dem „Brandneu“-Album, das sich elf Wochen in den deutschen Charts hielt. Sogar auf Platz eins schaffte es die CD. Im März dieses Jahres erschien „40 Jahre – 40 Hits“und Wolfgang Petry wurde sogar wieder für den „Echo“nominiert.

Heute erreicht dieser Hitschmied mit 65 Jahren tatsächlic­h das Ruhestands­alter. Man ist geneigt, dies mit den Worten seines größten musikalisc­hen Erfolgs zu kommentier­en: „So ein Wahnsinn!“Vielleicht tanzt der „Wolle“auf diese Höllennumm­er heute einen Discofox. Wahrschein­lich aber eher nicht. Josef Karg

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Archivfoto: dpa (2007)

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