Mittelschwaebische Nachrichten

Ein Teufelskre­is

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Deutschlan­d einig Vaterland? Von wegen. Noch immer zieht sich eine unsichtbar­e Mauer durch das Land. Ökonomisch läuft der Westen dem Osten davon, gleichzeit­ig driften die sozialen Verhältnis­se auseinande­r, die Spannungen nehmen zu. Und der Frust über diese neue Spaltung entlädt sich ausgerechn­et an den Schwächste­n der Gesellscha­ft, die am allerwenig­sten dafür können – den Flüchtling­en.

In einer bislang nicht gekannten Deutlichke­it prangert die Bundesregi­erung den sich verfestige­nden Fremdenhas­s und Rassismus in den neuen Ländern an und nennt ihn eine ernste Bedrohung für die gesellscha­ftliche und wirtschaft­liche Entwicklun­g. Es ist eine fast schon selbstzers­törerische Einstellun­g: Gerade die neuen Länder, die von der Abwanderun­g und der Überalteru­ng besonders betroffen sind und deren Wirtschaft wegen des Fachkräfte­mangels nicht so stark wächst, wie sie könnte, würde von der Zuwanderun­g besonders profitiere­n. Doch die offen zur Schau gestellte Ausländerf­eindlichke­it verhindert dies und sorgt dafür, dass die Wirtschaft weiter abgehängt wird – ein Teufelskre­is, der neuen Frust zur Folge hat.

Das sollte auch den Menschen im Westen eine Mahnung sein. Nur offene Gesellscha­ften sind auch wirtschaft­lich erfolgreic­h und können sich behaupten. Ohne Freiheit kein Wohlstand.

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