Mittelschwaebische Nachrichten
USA beschuldigen Russland
Moskau trage „in jedem Fall“die Verantwortung für den Angriff auf den Hilfskonvoi, heißt es in Washington. Die Russen wehren sich
Aleppo/New York Die USA haben Russland die Verantwortung für den tödlichen Luftangriff auf einen Hilfskonvoi in Syrien zugewiesen. Der Angriff könne nur von der syrischen oder der russischen Luftwaffe geflogen worden sein, sagte der USPräsidentenberater Ben Rhodes. Die Verantwortung trage letztlich aber Russland. Das russische Verteidigungsministerium wies die Vorwürfe am Mittwoch erneut zurück und erklärte, zum Zeitpunkt des Angriffs sei eine Kampfdrohne der US-geführten Militärkoalition in der Nähe gewesen.
Weil die syrischen Rebellen keine Kampfflugzeuge hätten, kämen als Urheber eines derartigen Luftangriffs nur die russische oder die syrische Luftwaffe in Frage, sagte Rhodes in New York. Die US-Regierung mache aber „in jedem Fall“die russische Regierung „für Luftangriffe in dieser Region verantwortlich“. Ein US-Vertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte, ergänzte, zum Zeitpunkt des Angriffs hätten sich zwei russische SU-24-Bomber im Luftraum der Region befunden. Bei dem Angriff auf den Konvoi in der Nähe von Aleppo, der vor allem Hilfsgüter der UNO transportierte, hatte es am Montagabend rund 20 Tote gegeben. Die UNO stellte ihre Hilfslieferungen in Syrien daraufhin vorerst ein.
US-Außenminister John Kerry appellierte bei einer Krisensitzung des UN-Sicherheitsrats an Russland, die Verantwortung für den Luftangriff auf den Hilfskonvoi zu übernehmen. Zum Zeitpunkt der Attacke seien nur russische Flugzeuge und Maschinen der syrischen Regierungstruppen in der Luft gewesen, sagte Kerry. Ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums erklärte jedoch, russische Kampfjets hätten in dem Gebiet „keine Luftangriffe“ausgeführt. Es gebe dort gar keine russischen Flugzeuge. Stattdessen sei zum Zeitpunkt des Angriffs eine Kampfdrohne der internationalen Militärkoalition in der Nähe gewesen.
Die Drohne vom Typ Predator sei am Montagabend in einer Höhe von 3600 Metern über dem nordsyrischen Bezirk Orum al-Kubra geflogen. Etwa eine halbe Stunde nach dem Angriff auf den Konvoi habe sie das Gebiet wieder verlassen. Kampfdrohnen dieses Typs werden von den USA genutzt, der Ministeriumssprecher wies den USA aber nicht explizit die Verantwortung zu. Trotz der neuen Spannungen zwischen den USA und Russland gingen die diplomatischen Bemühungen um eine Rettung der mühsam ausgehandelten Waffenruhe weiter.
Im Syrien-Konflikt gehe es inzwischen um „Alles oder Nichts“, sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon bei der Sitzung des UN-Sicherheitsrats, an der auch Kerry und sein russischer Kollege Sergej Lawrow teilnahmen. Nur durch eine Wiederaufnahme der Gespräche könne es für die Syrer „einen Ausweg aus der Hölle“geben. Kerry appellierte an Russland, die Einsätze der syrischen Luftwaffe zu stoppen. Moskau müsse die syrische Regierung dazu bringen, ihre Luftwaffe aus den „Schlüsselgebieten“in Nordsyrien abzuziehen.
Die von Kerry und Lawrow ausgehandelte Waffenruhe war am Montag nach einer Woche von der syrischen Armee für beendet erklärt worden. Seither entbrannten die Kämpfe wieder mit voller Wucht. Vor allem die nordsyrische Großstadt Aleppo wurde in der Nacht zum Mittwoch wieder heftig bombardiert.
Bei einem Luftangriff auf ein Dorf bei Aleppo wurden zudem vier Rettungskräfte getötet. (afp)