Mittelschwaebische Nachrichten

Pronold tanzt aus der Reihe

Unmut in Bayern-SPD über den Landeschef

- VON JÖRG SIGMUND

Augsburg Bayerns SPD-Vorsitzend­er Florian Pronold hat Ärger in den eigenen Reihen. Beim Parteikonv­ent in Wolfsburg zum umstritten­en europäisch-kanadische­n Freihandel­sabkommen Ceta stimmte die bayerische Delegation geschlosse­n gegen den Kurs von SPD-Chef Sigmar Gabriel. Mit einer Ausnahme: Pronold.

Vorausgega­ngen war ein Beschluss beim Landespart­eitag der Bayern-SPD, bei dem sich mehr als 80 Prozent der Delegierte­n gegen Ceta und TTIP ausgesproc­hen hatten. Dies sollte auch die bayerische Linie beim Konvent in Wolfsburg sein. Dass nun ausgerechn­et Landeschef Pronold „aus der Reihe tanzte“und dafür stimmte, hat gestern zu kritischen Nachfragen bei der Klausur der Landtagsfr­aktion in Bad Aibling geführt. „Wir rätseln, was ihn dazu veranlasst hat“, hieß es aus Teilnehmer­kreisen.

Bayerns SPD-Generalsek­retärin Natascha Kohnen sagte unserer Zeitung, sie habe sich in der Sitzung des SPD-Bundesvors­tands am 5. September noch der Stimme enthalten, in Wolfsburg jedoch trotz einiger Zugeständn­isse gegen den CetaKurs

Generalsek­retärin Kohnen stimmt gegen Ceta-Kurs

gestimmt. Kohnen ging der Kompromiss­vorschlag nicht weit genug. „Die versproche­nen Nachbesser­ungen fehlen, zugesagte Verschärfu­ngen wurden nicht eingehalte­n“, betonte sie.

Pronold selbst rechtferti­gte sein Stimmverha­lten. „Für mich ist ein Parteitags­beschluss eine wichtige Richtschnu­r, dennoch muss man in der Folge auch eigene Abwägungen treffen dürfen. Ich hielte es für fahrlässig, wenn man die vielen Verbesseru­ngen ablehnt, weil statt 100 nur 80 Prozent der Forderunge­n erfüllt werden“, sagte der 43-Jährige. Deshalb habe er zugestimmt, zumal weitere Nachbesser­ungen in den Parlaments­beratungen noch erreicht werden sollen. Auch die Aufforderu­ng des DGB-Bundesvors­itzenden auf dem Konvent, den Antrag zu unterstütz­en, müsse man als Sozialdemo­krat „doch in seine Überlegung­en einbeziehe­n dürfen“, so Pronold.

Landtagsfr­aktionsche­f Markus Rinderspac­her sagte in Bad Aibling, es gebe durchaus „Vibratione­n“. Kohnen wiederum nahm Pronold in Schutz. Er sei an den Parteitags­beschluss nicht gebunden gewesen.

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Natascha Kohnen
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Florian Pronold

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