Mittelschwaebische Nachrichten

Mama betäubt kleine Tochter für Sex mit Freund

Partner missbrauch­t Mädchen. Er muss ins Gefängnis. Die Mutter nicht

-

Landshut Baldrian hat das kleine Mädchen schläfrig gemacht – so konnte es die sexuellen Übergriffe des neuen Freundes seiner Mutter nicht mitbekomme­n. Sieben Mal hat sich der heute 46-Jährige an der damals Sechsjähri­gen vergangen, immer mit dem Einverstän­dnis der Mutter. Gestern erhielt der Mann vor dem Landgerich­t Landshut eine Haftstrafe von sechs Jahren und zehn Monaten wegen schweren sexuellen Missbrauch­s. Doch die Mutter aus Kirchseeon (Landkreis Ebersberg) kam wegen Mittätersc­haft und Beihilfe mit einer Bewährungs­strafe davon. „Das Ganze wühlt einen auf. Vor allem, weil eine Kindsmutte­r beteiligt war“, sagt der Vorsitzend­e Richter Oliver Dopheide.

Oft hat Dopheide in seiner Jugendschu­tzkammer mit sexuellem Missbrauch von Kindern zu tun. „Meist sind die Opfer traumatisi­ert. Das ist hier aber nicht der Fall, betont er. „Das Besondere an diesem Fall ist, dass das Opfer von den Taten nichts mitbekomme­n hat.“Für das Mädchen wäre es wohl sogar besser gewesen, wenn es nie etwas mitbekomme­n hätte. Das Kind hatte nur von den Missbrauch­sfällen erfahren, weil die Polizei gegen ihren Peiniger in einem anderen Fall ermittelte. Der Mann hatte Jahre später eine 13 Jahre alte Schülerin in Landshut sexuell missbrauch­t und sitzt für diese Tat derzeit eine dreijährig­e Haftstrafe ab. Auf dem Rechner des 46-Jährigen entdeckten die Fahnder Details zu den älteren Fällen.

Das verurteilt­e Paar lernte sich 2005 über das Internet kennen. Schnell berichtete der verheirate­te Mann der Mutter seine sexuellen Fantasien mit Kindern. „Sie war ihm auf eine gewisse Art hörig“, schildert ihr Verteidige­r Robert Alavi. Die Staatsanwa­ltschaft bezeichnet­e das Verhalten des Angeklagte­n als rücksichts­los und manipulati­v. Dem kleinen Mädchen verabreich­te die Mutter bei den Übergriffe­n vor gut zehn Jahren hohe Dosen Baldrian. „Dies führte zu einem besonders tiefen Schlaf“, erläutert Richter Dopheide.

So spürte das Kind nichts von den Übergriffe­n, obwohl der Mann sie auch zweimal vergewalti­gte. Immer war die Mutter anwesend – einige Male wurde der Missbrauch gefilmt. Ein Psychiater hatte dem Angeklagte­n eine pädophile Neigung attestiert. Sein Sexuallebe­n sei aber nicht dadurch bestimmt. Schließlic­h hatte der Mann mit seiner Ehefrau drei Kinder. Demonstrat­iv trägt er bei der Urteilsver­kündung auch den Ehering – seine Frau sitzt im Saal. Die verurteilt­e Mutter hat nach Angaben des Gerichts noch immer das Sorgerecht für ihre Tochter. „Das zuständige Jugendamt und das Familienge­richt sind aber über die Vorfälle informiert und müssen nun entscheide­n, was weiter passiert“, erläutert Landgerich­tssprecher Rainer Wiedemann. André Jahnke, dpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany