Mittelschwaebische Nachrichten
Die Erinnerung trügt
Tipp des Tages 3Sat-Doku beantwortet die Frage, ob das Gedächtnis immer richtig liegt
3Sat, 20.15 Uhr Die Vorstellung, dass das Gedächtnis wie ein Film ist, den man zurückspulen kann, hält sich hartnäckig. Doch Experten zeigen in der Dokumentation „Das getäuschte Gedächtnis“heute um 20.15 Uhr auf 3Sat, wie leicht Erinnerungen zu beeinflussen sind. Das kann verheerende Folgen haben, etwa in der Justiz.
Ein Augenzeuge sagt vor Gericht aus. Trotz moderner Technik hat eine Zeugenaussage auch heute noch viel Gewicht. Doch wie verlässlich ist das Gedächtnis? Kann es durch Befragungen, Fotos und Medienberichte beeinflusst werden?
Ein Beispiel könnte der Lockerbie-Anschlag von 1988 sein, bei dem in einem Flugzeug direkt über der schottischen Kleinstadt Lockerbie eine Bombe explodierte. 270 Menschen starben. Für das Attentat wird später ein libyscher Geheimdienstoffizier verurteilt. Die Psychologin Elizabeth Loftus aber erklärt in der Doku: Womöglich wurde ein Unschuldiger hinter Gitter gebracht. Es sei denkbar, dass sich die Erinnerung eines Augenzeugen nach dem Vorfall noch verändert habe und der Verdächtige so fälschlicherweise verurteilt worden ist. Wie leicht eine falsche Erinnerung entsteht, zeigt der Film anhand einer simplen Gesichtserkennungsübung. Der Zuschauer wird dabei zur Testperson.
Mit faszinierenden Beispielen, Experteneinschätzungen und Zuschauertests verdeutlicht die Dokumentation eine spannende und zugleich erschreckende Realität: Das Gehirn speichert keine Filmaufnahmen, die man beliebig wieder abrufen kann. Eine Erinnerung hat im Zweifelsfall wenig mit den wahren Ereignissen zu tun – und viel mehr damit, was danach passiert. (dpa)