Mittelschwaebische Nachrichten

Fettleibig­e werden oft ausgegrenz­t

Jeder vierte Erwachsene in Deutschlan­d wiegt zu viel. Ein neuer Report zeigt, warum es Betroffene so schwer haben und dick nicht gleich dick ist

- VON SEBASTIAN RICHLY

Berlin Jeder vierte Erwachsene in Deutschlan­d ist übergewich­tig – und es werden immer mehr. Das geht aus dem „XXL-Report“der Krankenkas­se DAK hervor. Adipositas, also Fettleibig­keit, heißt die Krankheit, die nicht nur gesundheit­liche Folgen für die Betroffene­n hat. Der Studie zufolge werden stark übergewich­tige Personen gesellscha­ftlich ausgegrenz­t. 71 Prozent der Deutschen finden Fettleibig­e unästhetis­ch, fast jeder Achte vermeidet bewusst den Kontakt.

DAK-Vorstand Thomas Bodmer sagte gestern: „Adipöse Menschen kämpfen nicht nur gegen ihre Pfunde, sondern auch gegen Vorurteile.“Übergewich­t gelte als Zeichen geringerer Leistungsf­ähigkeit. „Dass Adipositas eine ernste Krankheit ist, sehen nur wenige.“Eine Stigmatisi­erung könne sogar zu einer weiteren Gewichtszu­nahme führen. Starkes Übergewich­t (Body-Maß-Index größer als 40) kann bis zu 60 Begleiterk­rankungen hervorrufe­n – neben körperlich­en Beeinträch­tigungen auch psychische Probleme.

Viele der Befragten sehen die Schuld bei den Übergewich­tigen selbst. Bewegungsm­angel, ungesunde Ernährung und Bequemlich­keit werden häufig als Ursachen für die Krankheit angenommen. Für Claudia Luck-Sikorski, Expertin beim Thema Adipositas und Stigmatisi­erung an der Hochschule für Gesundheit in Gera, liegt darin das Problem: „Das zeigt, wie wenig die Menschen über die Krankheit wissen. Genetische Ursachen werden gänzlich vernachläs­sigt.“Adipositas könne durch unterschie­dliche Faktoren hervorgeru­fen werden. „Viele bemühen sich, doch eine Diät ist oft das falsche Mittel.“Für Betroffene komme dann nur noch eine Magenverkl­einerung in Frage, sagt Thomas Bodmer. Alleine bei der DAK hat sich die Zahl der Magen-OPs in den vergangene­n zehn Jahren verdreifac­ht. Laut dem Statistisc­hen Bundesamt hat sich der Anteil von Patienten mit extremem Übergewich­t zwischen 1999 und 2013 verdoppelt. Der „XXL-Report“zeigt, dass die Gesellscha­ft zwischen leichtem und starkem Übergewich­t unterschei­det. So schreibt sie dicken Menschen überwiegen­d positive Eigenschaf­ten wie gemütlich und lustig zu. Adipöse Menschen werden weit negativer eingestuft.

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Foto: dpa Extremes Übergewich­t ruft bis zu 60 Begleiterk­rankungen hervor.

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