Mittelschwaebische Nachrichten
Fettleibige werden oft ausgegrenzt
Jeder vierte Erwachsene in Deutschland wiegt zu viel. Ein neuer Report zeigt, warum es Betroffene so schwer haben und dick nicht gleich dick ist
Berlin Jeder vierte Erwachsene in Deutschland ist übergewichtig – und es werden immer mehr. Das geht aus dem „XXL-Report“der Krankenkasse DAK hervor. Adipositas, also Fettleibigkeit, heißt die Krankheit, die nicht nur gesundheitliche Folgen für die Betroffenen hat. Der Studie zufolge werden stark übergewichtige Personen gesellschaftlich ausgegrenzt. 71 Prozent der Deutschen finden Fettleibige unästhetisch, fast jeder Achte vermeidet bewusst den Kontakt.
DAK-Vorstand Thomas Bodmer sagte gestern: „Adipöse Menschen kämpfen nicht nur gegen ihre Pfunde, sondern auch gegen Vorurteile.“Übergewicht gelte als Zeichen geringerer Leistungsfähigkeit. „Dass Adipositas eine ernste Krankheit ist, sehen nur wenige.“Eine Stigmatisierung könne sogar zu einer weiteren Gewichtszunahme führen. Starkes Übergewicht (Body-Maß-Index größer als 40) kann bis zu 60 Begleiterkrankungen hervorrufen – neben körperlichen Beeinträchtigungen auch psychische Probleme.
Viele der Befragten sehen die Schuld bei den Übergewichtigen selbst. Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung und Bequemlichkeit werden häufig als Ursachen für die Krankheit angenommen. Für Claudia Luck-Sikorski, Expertin beim Thema Adipositas und Stigmatisierung an der Hochschule für Gesundheit in Gera, liegt darin das Problem: „Das zeigt, wie wenig die Menschen über die Krankheit wissen. Genetische Ursachen werden gänzlich vernachlässigt.“Adipositas könne durch unterschiedliche Faktoren hervorgerufen werden. „Viele bemühen sich, doch eine Diät ist oft das falsche Mittel.“Für Betroffene komme dann nur noch eine Magenverkleinerung in Frage, sagt Thomas Bodmer. Alleine bei der DAK hat sich die Zahl der Magen-OPs in den vergangenen zehn Jahren verdreifacht. Laut dem Statistischen Bundesamt hat sich der Anteil von Patienten mit extremem Übergewicht zwischen 1999 und 2013 verdoppelt. Der „XXL-Report“zeigt, dass die Gesellschaft zwischen leichtem und starkem Übergewicht unterscheidet. So schreibt sie dicken Menschen überwiegend positive Eigenschaften wie gemütlich und lustig zu. Adipöse Menschen werden weit negativer eingestuft.