Mittelschwaebische Nachrichten
Mutter im Dilemma
Eine Schwangere muss entscheiden
Astrid (Julia Jentsch) steht als Kabarettistin im knallengen Minikleid auf der Bühne und streckt ihren schwangeren Bauch lässig der TVKamera entgegen. „Fällt Ihnen was auf?“, fragt sie das Studio-Publikum „Genau: Ich hab’ neue Schuhe.“Astrid ist mit sich und ihrer Schwangerschaft im Reinen und gibt das auch gern zum Besten. Selbst wenn sie als Comedy-Star im Licht der Öffentlichkeit steht, führt sie mit ihrem Lebensgefährten und Manager Markus (Bjarne Mädel) samt Töchterchen ein entspanntes Familienleben.
Als sich bei den ärztlichen Voruntersuchungen herausstellt, dass das ungeborene Kind am Downsyndrom leidet, ist für die beiden bald klar, dass ein Schwangerschaftsabbruch nicht infrage kommt. Sie bereiten sich auf das Leben mit einem behinderten Kind vor. Als beim Embryo dann auch noch ein Herzfehler entdeckt wird, ändert sich die optimistische Haltung des Paares.
Basierend auf ausführlichen Recherchen erzählt „24 Wochen“von den Gewissenskonflikten, denen Mütter und Väter ausgesetzt sind, die in einer solchen Situation über Leben und Tod ihres Kindes entscheiden müssen. Anne Zohras Berrached bezieht keine moralische Position, taucht aber schonungslos in das Sujet ein, bis hin zum Eingriff mit einer Kaliumchloridspritze, mit der das Ungeborene vor dem Abbruch getötet wird. Berrached lotet das moralische Minenfeld, das sich um eine solche Entscheidungsnot aufbaut, mit sensibler Gründlichkeit aus. Julia Jentsch macht das emotionale Dilemma ihrer Figur, die das Urteil über Leben und Tod letztlich ganz alleine fällen muss, mit ihrem nuancierten Spiel transparent.
Gerade durch die große emotionale Genauigkeit und den Mut zur konsequenten Differenziertheit erzielt „24 Wochen“seine mitreißende Wirkung, die das Publikum tief berührt. ****