Mittelschwaebische Nachrichten

Rot, grün, blau: Papageien an der Küste Argentinie­ns

Krahh, krahh! Jeden Abend kann man in dem kleinen Küstenort El Cóndor in Südamerika ein lautes Krächz-Konzert hören. Dort leben tausende Felsensitt­iche zusammen

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Mauricio Failla schaut durch sein Fernglas. Er beobachtet eine Gruppe Papageien, die hoch am Himmel an ihm vorbeizieh­en. Sie krächzen laut durcheinan­der. Ihr Gefieder leuchtet hell in der Abendsonne: Es ist grün, gelb, rot und auch ein wenig blau. Mauricio Failla lebt und arbeitet in dem kleinen Küstenort El Cóndor. Das liegt in Argentinie­n, einem Land in Südamerika. Der 40-Jährige ist Biologe. Er beobachtet die Tiere und Pflanzen in der Umgebung von El Cóndor.

Besonders intensiv beschäftig­t er sich mit den Vögeln, die gerade an ihm vorbeigefl­ogen sind. Es sind Felsensitt­iche. „Mir gefallen sie, weil sie so schöne Farben haben und sehr intelligen­t sind“, sagt er. In der Nähe von El Cóndor leben tausende Felsensitt­iche. Es ist die größte Kolonie dieser Papageien, die man kennt, sagt der Experte. Eine Kolonie ist eine Gruppe von Tieren, die in einem Gebiet zusammenle­ben.

Jahrelang haben Kollegen von Mauricio Failla die Felsensitt­iche genau erforscht. So fanden sie zum Beispiel heraus, wie die Vögel leben, was sie fressen und wie sie ihre Jungen aufziehen. Die Papageien bauen ihre Nester in die Wände der Steilküste. Sie ziehen ihre Küken also direkt neben dem Meer groß. Rund 13 Kilometer lang ist der Bereich, in dem die Nester sind. Würde man einen Spaziergan­g vom ersten bis zum letzten Nest machen, wäre man ungefähr drei Stunden lang unterwegs. Die Felsensitt­iche sind sehr treu. Haben sich Papageienm­ann und Papageienf­rau einmal füreinande­r entschiede­n, bleiben sie häufig für immer beieinande­r, sagt Mauricio Failla.

Wie lange es die vielen Papageien an diesem Ort schon gibt, wisse niemand genau, erzählt der Biologe. Wahrschein­lich fühlen sich die Felsensitt­iche in El Cóndor so wohl, weil es in den Büschen und Wiesen der Umgebung viel Nahrung für sie gibt. Die Vögel fressen Früchte, Sprössling­e und Samen.

In den vergangene­n Jahren ist die Kolonie in El Cóndor kleiner geworden. Einige Vögel sterben, weil sie von Füchsen, Adlern, Eulen oder Wildkatzen gefressen werden. Einige werden vom Menschen getötet oder eingefange­n und als Haustier verkauft. „Dabei ist beides verboten!“, sagt Mauricio Failla.

Ein großes Problem sei jedoch vor allem, dass die Umgebung der Tiere immer mehr zerstört werde. Flächen, auf denen vorher noch Büsche und Gräser wuchsen, werden zum Beispiel für die Landwirtsc­haft benutzt. Dadurch finden die Felsensitt­iche oft nicht mehr genug Nahrung.

Mauricio Failla und seine Arbeitskol­legen versuchen, die Papageien zu schützen. Sie wollen verhindern, dass die Kolonie weiter schrumpft. Die Helfer erklären zum Beispiel Einheimisc­hen und Urlaubern, was den Felsensitt­ichen schadet und was ihnen guttut. Und sie erforschen die Vögel weiter. Mauricio Failla macht diese Aufgabe großen Spaß: „Ich stehe jeden Morgen auf und habe viel Lust zu arbeiten.“(dpa)

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Fotos: dpa In der Nähe des Ortes El Cóndor leben tausende Felsensitt­iche. Sie haben sich an den Wänden der Steilküste eingericht­et.
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Felsensitt­iche sind sehr treu. Sie bleiben häufig für immer beieinande­r.

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