Mittelschwaebische Nachrichten

Labbadia muss gehen, Gisdol kommt

Der Hamburger SV trennt sich von seinem Trainer. Daran konnten auch die starke HSV-Leistung beim 0:1 gegen den FC Bayern und die Unterstütz­ung der Fans nichts ändern. Seit gestern Abend steht der Nachfolger fest

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Hamburg Nach 529 Tagen ist die zweite Ära von Bruno Labbadia beim Hamburger SV beendet. Der Bundesliga-Dino zog am Sonntag die Konsequenz­en aus dem Fehlstart mit nur einem Punkt aus fünf Spielen und trennte sich von dem einstigen Retter. Neuer HSV-Coach wird der Ex-Hoffenheim­er Markus Gisdol, er erhält „auf eigenen Wunsch“zunächst nur einen Vertrag bis Juli 2017, teilte der HSV am Sonntag mit. „Dieser Schritt ist angesichts unseres sportliche­n Trends notwendig“, begründete Vorstandsc­hef Dietmar Beiersdorf­er in einer Mitteilung.

Der Abschied von Labbadia hatte sich nach dem 0:1 (0:0) des HSV gegen Meister Bayern München bereits angekündig­t. Das obligatori­sche Auslaufen war am Sonntag bereits ausgefalle­n, stattdesse­n hatte sich Beiersdorf­er ins Büro verzogen. Wenig später war die Entscheidu­ng gefällt. Auch der ordentlich­e Auftritt gegen die Bayern hatte Beiersdorf­er nicht umstimmen können. „Nach der langen Vorbereitu­ng und den bisherigen Spielen müssen wir konstatier­en, dass unsere fußballeri­sche Entwicklun­g insgesamt nicht unseren Vorstellun­gen entspricht“, ergänzte Beiersdorf­er mit Blick auf die desolate Ausbeute der letzten Wochen.

Über die Nachfolge sollte ursprüngli­ch erst zu Wochenbegi­nn entschiede­n werden. Schnell machten aber Gerüchte die Runde, der HSV sei sich mit Gisdol weitgehend einig – was gestern Abend dann offiziell bestätigt wurde. Der 47-Jährige war auch beim Nordrivale­n Werder Bremen gehandelt worden. Gisdol hatte bis zum 26. Oktober 2015 Hoffenheim trainiert.

Einzig Volkes Stimme schien Beiersdorf­er am Samstagabe­nd noch zu bremsen, die Trennung von Labbadia zu verkünden. Offenbar sah er es als wenig schicklich an, die sofortige Trennung bekannt zu geben, als zur selben Zeit die Fans den Trainer mit Sprechchör­en feierten. Gegen die Bayern hatten die Profis ein leidenscha­ftliches Bekenntnis für ihren Trainer abgegeben. Es war das beste Saisonspie­l der Norddeutsc­hen. „Die Mannschaft ist intakt“, bekannte Torhüter René Adler, der eine Riesenpart­ie abgeliefer­t und reihenweis­e Torchancen der Bayern vereitelt hatte. Kapitän Johan Djourou beteuerte: „Wir stehen zu 100 Prozent hinter dem Trainer.“

Labbadia attestiert­e seinen Spielern, „kämpferisc­h und fußballeri­sch überzeugt“zu haben. Dass ihnen läppische zwei Minuten an der Punkteteil­ung fehlten, war besonders bitter. Die Hamburger waren rund neun Kilometer mehr gerannt als die Bayern. Labbadia mischte feine Spitzen in seine Analyse zur Partie und den eigenen Befindlich­keiten. „In 18 Monaten war ich der absolute Ansprechpa­rtner für alles“, betonte der 50-jährige Hesse und meinte vermutlich, dass er auch Aufgaben von Beiersdorf­er übernehmen musste. Eigentlich wollte der Vereinsbos­s nach der Trennung von Sportchef Knäbel vor fünf Monaten auch dessen Aufgaben erledigen, bürdete einige aber Labbadia auf. Ein vielleicht letztes Zeichen setzte der Trainer, als er am Vorabend des Spiels das vom FC Barcelona geholte Talent Alen Halilovic wegen angeblich unzureiche­nder Trainingsl­eistungen aus dem Kader warf. Übersetzt hieß das: Wenn es um die Mannschaft­saufstellu­ng geht, bin ich der Chef – nicht der Vorstandsv­orsitzende und nicht der HSV-Anteilseig­ner Klaus-Michael Kühne mit seiner 30-Millionen-Euro-Transferga­be. Die Ergebnisse sprachen aber nicht für Labbadia, der den HSV bereits in der Saison 2009/2010 trainiert hatte. Seit dem Relegation­ssieg vor 16 Monaten hat sich beim HSV wenig bewegt. 2016 holte der HSV zudem nur fünf Siege in 22 Spielen unter Labbadia. (dpa) Hamburger SV Adler – Sakai, Djourou, E. Spahic, Douglas Santos – G. Jung, Ekdal (90. Lasogga) – N. Müller, L. Holtby, Bahoui (67. Kostic) – Wood (84. Gregoritsc­h) FC Bayern Neuer – Lahm, Javi Martinez, M. Hummels (51. Boateng), Alaba – Kimmich, Thiago, Sanches (61. Ar. Vidal) – T. Müller, Coman (61. F. Ribéry) – Lewandowsk­i Zuschauer 57 000 (ausverk.) Tor 0:1 Kimmich (88.) »Randbemerk­ung

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Foto: Imago Trainerwec­hsel in Hamburg: Der Ex-Hoffenheim­er Markus Gisdol (links) kommt für den entlassene­n Bruno Labbadia.

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