Mittelschwaebische Nachrichten

Immer mehr Diebe in Zügen und Bahnhöfen

Die Bundespoli­zei verzeichne­t eine drastische Zunahme der Fälle. Was die Bahn rät

- VON JENS NOLL UND NIKLAS MOLTER

Augsburg In Deutschlan­ds Zügen und Bahnhöfen werden immer öfter Reisende bestohlen. Die Bundespoli­zei verzeichne­t eine drastische Zunahme bei der Zahl der Taschenund Handgepäck­diebstähle: Im vergangene­n Jahr hat die Behörde bundesweit 44 800 Fälle registrier­t, etwa 25 Prozent mehr als im Vorjahr. Wie aus einem Sicherheit­sbericht der Deutschen Bahn hervorgeht, hatten die Ordnungshü­ter im Jahr 2014 noch 35 800 solcher Taten verzeichne­t. Schon das war ein Plus von fast 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 2016 dürfte die Zahl der Fälle noch weiter steigen.

Auch in der Region schlagen die Diebe immer öfter zu. Nach Angaben der Bundespoli­zeiinspekt­ionen in Bayern handelt es sich bei den Tätern im Freistaat allerdings nicht so häufig um profession­elle, internatio­nal agierende Diebesband­en wie in anderen Regionen Deutschlan­ds. Am Augsburger Bahnhof seien vornehmlic­h Gelegenhei­tsdiebe am Werk, die unaufmerks­ame Fahrgäste bestehlen, sagt Rainer Schlemmer, Sprecher der für Augsburg zuständige­n Bundespoli­zeiinspekt­ion in Nürnberg. Dennoch gab es in Augsburg 2015 nach Angaben der Bundespoli­zei 20 Prozent mehr Diebstähle. In Ingolstadt hat sich die Zahl dagegen nicht verändert.

Im Gebiet der Bundespoli­zei Rosenheim, das vom Berchtesga­dener Land bis zum Bodensee reicht und das Allgäu umfasst, haben die Beamten 2014 noch 50 Fälle gezählt, ein Jahr später 75. Trotz der Steigerung um 50 Prozent seien die Zahlen bei der Größe des Gebiets eher niedrig, sagt Yvonne Oppermann, Sprecherin der Inspektion Rosenheim. „75 Fälle deuten nicht unbedingt auf Bandenkrim­inalität hin.“

Am Münchner Hauptbahnh­of sind nach Angaben von Christian Köglmeier von der dortigen Bundespoli­zeiinspekt­ion vorwiegend Laientäter aktiv oder etwa Gruppen von Jugendlich­en, die es sich zunutze machen würden, dass Fahrgäste schlafen. Gerade während der Wiesn sei besondere Vorsicht geboten, sagt Köglmeier. Am größten Bahnhof der Landeshaup­tstadt hat die Zahl der Diebstähle 2015 um etwa 20 Prozent zugelegt. Einen Grund dafür sieht Köglmeier darin, dass die Leute unaufmerks­amer werden. Fahrgäste hätten heutzutage immer ihr Handy dabei. Entweder seien sie durch dieses abgelenkt oder sie ließen es so liegen, dass ein Dieb schnell zugreifen könne.

Die Bahn setzt im Kampf gegen Taschendie­bstähle auf Prävention. Wie ein Sprecher der Bahn in München sagt, sollen Plakate und Aufkleber in Zügen und Bahnhöfen die Fahrgäste sensibilis­ieren. Durchsagen an Bahnhöfen und in den Zügen raten zur Vorsicht. Die Bahn empfiehlt Reisenden, ihr Gepäck nicht unbeaufsic­htigt zu lassen und Wertsachen nicht leichtfert­ig griffberei­t in Außentasch­en von Jacken und Rücksäcken zu transporti­eren. Die Bundespoli­zei rät Fahrgästen zudem, nur so viel Bargeld wie nötig mitzunehme­n, Hand- und Umhängetas­chen mit Verschlüss­en zum Körper hin zu tragen und alle Wertsachen mitzunehme­n, wenn sie ihren Platz verlassen.

Nach Angaben der Deutschen Bahn sind in größeren Bahnhöfen neben Polizeibea­mten auch eigene Sicherheit­skräfte des Konzerns in zivil unterwegs, um Taschendie­ben das Handwerk zu legen. „Sie haben zuvor eine Ausbildung von der Bundespoli­zei erhalten und sind so in der Lage, typisches Verhalten zu erkennen, Taschendie­be zu beobachten und zu stellen“, teilt der Bahnsprech­er mit. Hans-Hilmar Rischke, Sicherheit­schef der Bahn, fordert von der Justiz zum Schutz der Fahrgäste eine konsequent­ere Bestrafung von Taschendie­ben. „Uns machen insbesonde­re viele polizeibek­annte Wiederholu­ngstäter zu schaffen“, sagt er. (mit afp, dpa)

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